Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
und stellten ihn Gruppen von Berufstätigen zur Verfügung, die sich wöchentlich oder monatlich trafen. Sie garnierten ihre Show – und so muß man das Ganze wohl nennen – mit großzügigen Einlagen von Psychogeschwätz und jeder Menge Publikumsbeteiligung. Pauline war besonders geschickt darin, diejenigen aus dem Publikum herauszupicken, die leicht zu hypnotisieren waren.«
»Raffiniertes Duo, was?« sagte Glimm.
»Aber bis jetzt noch im kleinen Stil«, bemerkte Durant.
»Warten Sie nur ab.«
»Die große Chance klopfte an ihre Tür«, fuhr die Arliss fort, »als eine Kriminalpolizistin, eine sehr starke Raucherin, zu einem der Treffen für weibliche Berufstätige kam. Ich weiß nicht mehr genau, zu welchem.«
»Spielt auch keine Rolle«, sagte Glimm. »Die Polizistin meldete sich für das Nikotinentwöhnungsprogramm der Goodisons an, und dabei machte sie noch den Witz, daß sie die beiden wegen Betrugs festnehmen würde, wenn sie ihr das Rauchen nicht abgewöhnen könnten. Aber schon nach zwei Sitzungen hörte sie mit dem Rauchen auf, offensichtlich für immer.«
»Warum offensichtlich?« fragte Wu.
»Weil ich sie seit mehreren Monaten nicht gesehen habe. Die Polizistin arbeitete an einem Fall von Vergewaltigung, als sie die Goodisons kennenlernte. Das Opfer war ein siebenjähriges Mädchen, das einen traumatischen Gedächtnisverlust davontrug und nicht mehr sagen konnte oder wollte, wer über sie hergefallen war, obwohl die Polizistin ihren Onkel Ned in Verdacht hatte.«
Jenny Arliss schenkte sich etwas Evian-Wasser in ein Glas, trank einen kleinen Schluck und berichtete weiter: »Inzwischen hatte die Polizistin sich mit den Goodisons angefreundet, und sie fragte die beiden, ob sie schon viel mit Kindern gearbeitet hätten. Sie sagten daraufhin, Kinder seien häufig die empfänglichsten Subjekte – was natürlich keine Antwort auf die Frage war. Dann fragte die Polizistin, ob sie bereit seien, ein siebenjähriges Vergewaltigungsopfer zu hypnotisieren, das unter traumatischem Gedächtnisverlust leide. Jetzt mußte Pauline eingestehen, daß sie noch nie so etwas gemacht hatten. Aber natürlich waren sie gern bereit, in jeder erdenklichen Weise mit der Polizei zusammenzuarbeiten.«
»Du gehst viel zu sehr in die Einzelheiten«, kritisierte Glimm.
»Ich höre gerne alle Einzelheiten«, sagte Wu und lächelte der Arliss aufmunternd zu.
Sie trank noch einen Schluck von ihrem Wasser. »Die Polizistin hatte inzwischen eine Art wortlose Freundschaft mit dem siebenjährigen Mädchen geknüpft, das seit der Vergewaltigung kein Wort mehr gesprochen hatte. Aber manchmal nickte sie oder schüttelte den Kopf, wenn die Polizistin sie etwas fragte, und das war mehr, als sie für ihre Eltern oder sonst jemanden tat. Nachdem die Frau sich nun die Erlaubnis der Eltern eingeholt hatte, erklärte sie dem Kind alles ganz genau, dann ging sie zu ihren Vorgesetzten und erzählte ihnen, was sie im Sinn hatte. Nach einem kleinen bürokratischen Hickhack wurde beschlossen, den Goodisons einen Versuch zu gestatten, allerdings nur in Gegenwart eines Arztes.«
»Ich dachte immer, in den Großstädten hätte die Polizei ihre eigenen Hypnotiseure«, sagte Durant.
»Hat sie auch«, bestätigte Jenny Arliss. »Aber das sind alles männliche Beamte. Pauline hypnotisierte jedenfalls das Kind – mit Unterstützung ihres Bruders –, und die Kleine erlangte Sprache und Gedächtnis zurück und nannte prompt ihren Vater als ihren Vergewaltiger.«
»Nicht schlecht«, sagte Wu, weil Jenny Arliss eine Pause einlegte, als wartete sie auf Kommentare oder Ausrufe des Erstaunens.
»Und dann?« fragte Durant.
»Und dann ließ jemand die ganze Geschichte durchsickern«, antwortete sie. »Die Polizei weiß heute noch nicht, wer das war, aber ich hatte von Anfang an Hughes in Verdacht. Es war ein Festessen für die Revolverblätter. Hypnotisierter Fratz behauptet: Daddy hat mich vergewaltigt. In dem Stil. Der Name des Fratzes und der Eltern wurde erst sehr viel später bekannt. Aber die Namen von Hughes und Pauline standen groß in den Zeitungen, und daraufhin hab’ ich zugeschlagen und sie einkassiert.«
»Wann ist das alles passiert?« wollte Wu wissen. »Vor ein paar Jahren?«
»Ja. Seitdem haben die Goodisons vier weitere Schlankheits- und Schluß-mit-dem-Rauchen-Workshops eröffnet, und die Polizei hat sie wiederholt konsultiert, und sie haben jede Menge Interviews gegeben und sind unzählige Male im Fernsehen aufgetreten.«
»Und Sie
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