Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Schweinemästern, Müsliherstellern und Eierhändlern glaubt, ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag.«
»Milch«, sagte sie und schenkte sich ein Glas ein. »Ich hätte nie geglaubt, daß ich einmal von Milch träumen würde.«
Sie trug Teller und Glas hinüber zu einem kleinen Eßtisch, setzte beides ab und ging zurück zum Wagen, um sich Gabel und Löffel zu holen. Die Messer beachtete sie nicht. Nachdem sie am Tisch Platz genommen hatte, machte sie sich heißhungrig über die Speisen her; ab und zu warf sie einen argwöhnischen Blick hinüber zu Stallings, der sich nun seinerseits einen Teller mit Eiern und Speck füllte.
Er schaute sie an, bemerkte einen ihrer argwöhnischen Seitenblicke und sagte: »Langsam, Georgia. Niemand will dir was wegnehmen.«
Sie ignorierte ihn und setzte ihre hastige Mahlzeit fort. Stallings nahm ihr gegenüber Platz, schmierte sich Butter auf eine Semmel und fragte: »Warum hast du kein Gewicht verloren?«
»Weil ich mir von den kleineren und schwächeren Frauen was zu essen besorgt hab’.«
»Warum haben sie sich nicht zusammengetan und dich verprügelt?«
»Weil ich in der bösen Truppe längst die Arschtreterin Nr. 1 war.«
Obwohl ihr Teller noch halb voll war, legte sie Gabel und Löffel auf den Tisch, lehnte sich in ihren Stuhl zurück, schaute Stallings an und sagte: »Wenn wir morgen nach Los Angeles abfliegen wollen, muß ich mir noch ’n paar Sachen kaufen.«
»Ich kann mich nicht erinnern, gesagt zu haben, daß wir morgen abfliegen.«
»Artie hat’s gesagt. Ich hab’ den Hörer zwischen zwei Klingelzeichen abgenommen, wies mir beim Geheimdienst beigebracht worden ist, und dann hab’ ich euch zugehört, wie ihr euch wie zwei alte Tanten über mich Gedanken gemacht habt. Was tun wir nur mit Georgia, dem armen Ding? Nun, das erste, was du tun kannst, ist, mir ’n paar Sachen kaufen.«
»Was für Sachen?« fragte Stallings.
Sie lächelte ihn an. »Du glaubst, ich meine Dope, stimmt’s?«
»Ich besorg’ dir, was du willst.«
»Sieh mal, ich bin eine verurteilte Verbrecherin, deren Strafe zwar ausgesetzt, die aber nicht begnadigt wurde. Wenn ich in den Staaten verurteilt worden wäre, dann dürfte ich weder wählen noch als Geschworene fungieren oder mich zur Präsidentin wählen lassen, es sei denn, einer der Staaten würde mir meine bürgerlichen Ehrenrechte zurückgeben – auch wenn die meisten Verbrecher in Kalifornien nur das bürgerliche Ehrenrecht zurückhaben wollen, um eine Waffe tragen zu dürfen. Aber ich wurde in einem anderen Land verurteilt, und ich weiß nicht genau, wie die Rechtslage ist, aber ich weiß verdammt genau, daß die amerikanische Botschaft nicht ihren ganzen Mut zusammennehmen wird, um mir einen neuen Paß auszustellen oder das Stück Papier, das sie Verbrechern gibt, die nach Hause wollen.«
»Wieso bist du nicht abgeschoben worden?«
»Das war Teil des Abkommens – keine Abschiebung.«
»Okay, du brauchst also einen Paß. Und was noch?«
»Klamotten.«
»Zieh dich an, dann gehen wir runter und kümmern uns um die Paßfotos. Und dann kriegst du Geld und kannst dir die Klamotten kaufen, die du brauchst, während ich dir einen Paß besorge.«
»Weißt du schon, wie?«
»Ich weiß, wie.«
»Die Zeit mit Otherguy muß wohl ’ne ganz gute Lehre gewesen sein – wie lange eigentlich, fünf Jahre jetzt?«
»Ungefähr.«
»Wie ist er so? Nicht daß es mich wirklich interessiert.«
»Wie immer.«
»Warum haben Artie und Durant dich geschickt, um mich abzuholen, und nicht Otherguy?«
»Weil Artie glaubt, daß ich immer noch auf dich stehe.«
»Und? Tust du’s?«
»Was glaubst du?«
»Ich hoffe nicht, denn außer Sex kann ich dir nichts bieten«, antwortete sie, um dann ein absolut gleichgültiges ›Baby‹ dranzuhängen.
»Vielleicht will ich gar nichts anderes«, sagte Stallings.
11
Nach seiner dritten Taxifahrt führte Booth Stallings sein viertes Telefongespräch, diesmal von der Eingangshalle des Manila Hotels aus. Nach dem ersten Klingeln meldete sich wieder eine dieser Stimmen mit philippinischem Akzent, eine Frauenstimme diesmal, die ihm mitteilte, daß die Übergabe in genau sechs Minuten stattfinden würde, hundert Meter südlich des Hotels am Roxas Boulevard. Stallings war um 12.08 Uhr dort, und eine Minute später kletterte er auf den Rücksitz einer 74er Toyota-Limousine, die keine Klimaanlage hatte und von einem jungen Filipino gesteuert wurde.
Neben dem Fahrer saß seine ebenso junge
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