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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schreibtisch aufgestellt waren. Mitten auf dem Schreibtisch stand ein Telefon. Entlang der vier Kanten verliefen in geringen Abständen voneinander Brandlöcher, die von Zigaretten herrührten. An der Wand links vom Schreibtisch stand ein mit Vorhängeschloß verriegelter Stahlschrank – so ein Ding, in dem man Büromaterial aufbewahrt – und gleich links davon ein bejahrter Toshiba-Kopierer.
    Eine Mittvierzigerin mit Vollmondgesicht und angegrautem Haar saß hinter dem Schreibtisch. Sie trug ein großes, weites Baumwollkleid mit einem riesigen Sonnenblumenmuster. Trotz dieses zeltartigen Kleides stellte Stallings fest, daß sie nicht annähernd so schwergewichtig war wie noch fünf Jahre zuvor, als er sie in Hongkong zum letztenmal gesehen hatte.
    »Wie geht’s dir, Minnie?«
    Minnie Espiritu lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und musterte ihn mit ernster Miene, bevor sie lächelte und sagte: »Setz dich, Booth.«
    Stallings wählte sich einen der Klappstühle in der ersten Reihe aus. »Du hast abgenommen«, sagte er. »Steht dir gut.«
    »Der Krebs hat’s mir abgenommen, und ich sehe miserabel aus.«
    »Tut mir leid. Das wußte ich nicht.«
    »Woher solltest du auch? Sie haben mich aufgemacht und geschnitten und dann behauptet, sie hätten alles erwischt, aber …« Sie zuckte die Achseln.
    »Irgend etwas, was ich für dich …?«
    »Nichts«, erwiderte sie. Sie erlaubte ihm nicht einmal, den Satz zu beenden.
    Es entstand ein kurzes Schweigen, bis Stallings sagte: »Die beiden jungen Leute haben mich ein bißchen herumgefahren. Hier geht alles in die Brüche, stimmt’s?«
    Zuerst seufzte sie, dann nickte sie und sagte: »Sie haben die Korruption nach Marcos’ Art gegen die Marke Aquino eingetauscht, und jetzt sind sie alle schockiert, daß sich nichts geändert hat. Unsere Wirtschaft geht am Stock, aber wir tun nichts anderes, als mit Washington wegen dieser lausigen Militärstützpunkte herumzustreiten. Weißt du was, Booth? Wir sind aus der dritten Welt mitten hinein in das katastrophale Dilemma einer vierten Welt geschlittert, nach ganz unten, auf eine Stufe mit Bangladesh, und niemand hat es gemerkt, und niemand schert sich drum.«
    »Was macht die Revolution, Minnie?«
    »Die Berliner Mauer hat sie beinahe zerquetscht. Aber wir kämpfen weiter. Jemand muß es ja tun – auch wenn ich manchmal denke, wir sollten alles an die Japaner verkaufen, damit sie Golfplätze und Freudenhäuser draus machen könnten.«
    Sie seufzte wieder und zündete sich eine Zigarette an, nachdem sie zuerst Stallings eine angeboten und der sie mit einem Kopfschütteln abgelehnt hatte. Als ihre Zigarette brannte, blies sie den Rauch gegen die Decke und sagte: »Was willst du von mir, Booth?«
    »Einen Paß.«
    »Was für einen?«
    »U.S.«
    »Für wen?« Stallings langte in die Seitentasche seines braunen Popelinejacketts, brachte ein Paßfoto zum Vorschein, erhob sich und legte es auf den Schreibtisch. »Erkennst du sie wieder?« fragte er und setzte sich wieder.
    Minnie Espiritu beugte sich vor, um einen Blick auf das Foto von Georgia Blue zu werfen. »Sicher. Der schwierige Fall von 1986. Die Ex-Secret-Service-Lady. Sie hat euch aufs Kreuz gelegt und fünf Jahre hier in Welfareville abgesessen. Und dann hat sie mit Corys Gegnern ein Geschäft gemacht, und die haben dafür gesorgt, daß ihr Urteil umgewandelt wurde.«
    Minnie Espiritu schaute hoch zu Stallings, schenkte ihm ein Lächeln, das zu einem Grinsen geriet, und fragte: »Ist das jetzt Geschäft, Liebesgeschichte oder ein bißchen von beidem?«
    »Ich bin ein extrem versöhnlicher Mensch.«
    »Und außerdem bist du ein alter Idiot«, fügte sie hinzu, schaute auf ihre Zigarette, ließ sie auf den Betonfußboden fallen und trat sie mit der Schuhsohle aus. Sie stampfte immer noch darauf herum, als sie sagte: »Das kostet dich fünftausend U.S.-Dollar.«
    »Du lieber Himmel.«
    »Mein letztes Wort.«
    »Wie ist die Qualität?«
    »Perfekt. Wir haben in eurer Botschaft einen Zocker aufgetrieben, haben uns seine Schuldscheine verschafft und sie ihm gegen zehn jungfräuliche Pässe verkauft. Wir können dir was anbieten, das aussieht, als käme es direkt aus Washington.«
    »Gekauft.«
    »Dann brauche ich den vollen Namen von der Blue, Geburtsort und Geburtsdatum.«
    Stallings rechte Hand tauchte wieder in die Jackentasche und kam mit einem Zettel zum Vorschein. Er erhob sich, reichte Minnie Espiritu den Zettel, setzte sich wieder und fragte: »Wann kann ich ihn

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