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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Gemahlin, Freundin oder gar, wie Stallings vermutete, die andere Hälfte eines Einsatzkommandos der Neuen Volksarmee, die von den Filipinos – in ihrer Liebe zu Spitznamen – Spatzenteams genannt wurden. Das Paar fuhr Stallings in drückender Hitze, ziellos und äußerst schweigsam genau fünfundneunzig Minuten in Manila herum.
    Stallings war erstaunt, um nicht zu sagen schockiert darüber, wie sehr die immer größer werdende Stadt heruntergekommen war, seitdem er Anfang 1988 mit Otherguy Overby zuletzt hier gewesen war, während ihres Versuchs eines finanziellen Neuanfangs nach dem Börsenkrach von 1987.
    Erst nachdem Overby ihm seinen Plan immer wieder erklärt hatte, war Stallings einverstanden gewesen, daß sie sich in das Syndikat einkauften, das damals gebildet worden war, um nach den fünf oder fünfzig oder sogar hundert Tonnen Barrengold zu suchen, die General Yamashita Tomoyuki, der Tiger von Malaya, der Legende nach versenkt und vermint zurückgelassen hatte, als die japanische Armee sich im Frühjahr 1945 aus Manila zurückziehen mußte.
    Stallings, der sich selbst für einen ausgesprochenen Philippinenkenner hielt, behauptete, daß Yamashitas Gold, wie es genannt wurde, ganz und gar nicht von Yamashita vergraben worden war, sondern von Iwabuchi Sanji, dem harten und skrupellosen japanischen Konteradmiral, der Manila zurückeroberte, nachdem Yamashita geflohen war. Der Admiral hatte einen erbitterten Häuserkampf um Manila geführt, in dessen Verlauf die Stadt zerstört worden war. Und es war diese letzte, absolut unsinnige Schlacht, die Admiral Iwabuchi die Zeit verschaffte, die er brauchte, um die Goldbarren zu vergraben.
    Otherguy Overby hatte Stallings langatmigen Ausführungen geduldig zugehört. Als sie beendet waren, fragte er: »Du glaubst also wirklich, daß es das Gold gibt, ja?«
    »Du nicht?«
    »Ich weiß, daß andere Menschen glauben, daß es das Gold gibt«, sagte Overby, »ebenso wie ich weiß, daß andere Menschen an die Unbefleckte Empfängnis glauben. Und das ist es, wo wir uns einkaufen müssen, Booth – in den blinden Glauben der Leute.«
    Als bei den Ausgrabungen am nördlichen Stadtrand von Manila einen Monat später drei Goldbarren mit japanischer Punze gefunden wurden, schnellten die Aktien an dem Unternehmen blitzartig in die Höhe, und Overby und Stallings stießen ihre Anteile ab, wobei sie einen Gewinn von 800 Prozent erzielten, selbst wenn man die Kosten für die drei Goldbarren in Rechnung stellte, die Overby gekauft, bearbeitet und mit denen er Pfeffer in die Grabungen geschüttet hatte.
     
    Die junge Frau auf dem Vordersitz, die, wie Stallings vermutete, nicht älter als zwanzig oder einundzwanzig Jahre sein konnte, drehte sich schließlich um und fragte: »Was sagen Sie zu diesem Verfall?«
    »Scheint prächtig voranzukommen.«
    »Waren Sie früher schon mal in Manila?«
    Stallings antwortete, daß er 1945,1986 und 1988 hiergewesen sei.
    Sie wandte sich wieder an den Fahrer und sagte: »Er war mit McArthur hier!« Der Fahrer zuckte die Achseln, murmelte etwas, das sich wie »Wen interessiert das schon?« anhörte, und hupte einen umherirrenden Motorroller an.
    Die scheinbar ziellose Fahrt endete vor einem großen, einstöckigen Haus am äußersten Rand eines weitläufigen, trostlosen Elendsviertels. Das Haus, das aus Betonblöcken gebaut war, hatte ein verrostetes Eisendach, das zur Hälfte mit wunderschöner Bougainvillea überwachsen war. Ein häßlicher Zaun aus Stecken und Hühnerdraht schloß den festgetretenen Lehm des Vorgartens ein und diente als Pferch für zwei Ziegen, drei Enten, sechs Hühner und einen Hahn. Nachdem der Toyota angehalten hatte, drehte die junge Frau sich wieder zu ihm um und sagte: »Sie wartet auf Sie.«
    »Danke für die Fahrt«, sagte Stallings, stieg aus dem Auto, bekam schließlich heraus, wie sich die Pforte öffnen ließ, verschloß sie sorgfältig hinter sich, ging zu der offenstehenden Eingangstür und klopfte.
    Ein muskulöser, etwa 35-jähriger Filipino in einem verwaschenen Batman-T-Shirt erschien auf der Schwelle, begrüßte Stallings mit finsterem Gesicht und hartem, langem Blick, der schließlich mit einem kurzen Kopfnicken endete, das Stallings so auslegte: »Wenn Sie schon mal hier sind, dann kommen Sie halt rein.«
    Drinnen verschwand der Mann durch eine andere Tür, während Stallings sich in einem quadratischen Raum mit zwei Dutzend eisernen Klappstühlen wiederfand, die in drei Reihen vor einem alten hölzernen

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