Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Kennzeichen lautete »LUXRY 3«, ein Hinweis darauf, daß es möglicherweise eine ganze Flotte von Limousinen gab. Diese Annahme erhielt weitere Bestätigung durch ein kleines, hübsch bemaltes Holzschild, das an eine der Verandastützen genagelt war. Auf dem Schild stand »Luxury-Limousinen«, und die Telefonnummer darunter war so lang wie der Firmenname.
Den kleinen Vorgarten teilte eine Betonmauer in zwei Hälften, von denen die rechte gerade genug Platz für etwas Rasen und fünf grob gestutzte Rosensträucher bot. Die linke Hälfte wurde von einer uralten Bougainvillea beherrscht, die an der kleinen Veranda hinauf und auf das Dach gewuchert war, als wollte sie den Schornstein verschlingen.
Die Bougainvillea verdeckte einen großen Teil des Daches, aber an manchen Stellen waren noch die alten, grünverwaschenen Schindeln zu sehen. Das übrige Haus war vor nicht langer Zeit in zwei Gelbtönen gestrichen worden – die Seitenwände in einem sehr hellen Gelb und die Zierleisten in einem wesentlich dunkleren. Durant fand, daß das Haus schrill und gemütlich zugleich aussah.
Er stieg auf der Beifahrerseite aus dem Lincoln, und Wu kletterte hinter dem Lenkrad hervor. Als sie auf der Veranda angekommen waren, begann im Haus ein Telefon zu läuten. Durant klopfte an der Tür. Als niemand aufmachte und das Telefon bereits beim neunten Klingeln angekommen war, drehte er am Türknopf und war erstaunt, daß sich die Tür öffnen ließ.
Sie führte direkt in ein Wohnzimmer. Das klingelnde Telefon stand auf einem kleinen grauen Metallschreibtisch ganz hinten links in der Ecke. Auf einem geflochtenen, ovalen Läufer zwischen Eingangstür und Telefon lag ein etwa dreißig Jahre alter männlicher Latino, dem jemand die Kehle durchgeschnitten hatte. Durant stieg über den Mann hinweg, zog ein Taschentuch heraus und nahm damit den Hörer vom immer noch klingelnden Telefon. »Luxury-Limousinen«, sagte Durant.
Schweigen. Dann fragte eine Frauenstimme: »Carlos?«
»Er kann gerade nicht ans Telefon kommen«, sagte Durant in seinem etwas eingerosteten Spanisch. »Soll ich ihm was ausrichten?«
Die Frau legte auf.
Artie Wu war inzwischen auf der anderen Seite des Schreibtisches angekommen. Mit der Spitze eines Kugelschreibers schlug er die Seiten eines schwarz eingebundenen Ordners um. »Sein Hauptbuch«, sagte er, ohne hochzuschauen. »Der Februar fehlt vollständig.«
»Also los«, sagte Durant.
Wu nickte und klappte den Ordner mit dem Kugelschreiber zu.
Durant stieg wieder über den toten Mann hinweg, aber Wu kniete sich neben ihn. Der Mann trug dunkelblaue Hosen, auf Hochglanz polierte schwarze Slipper, ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege zum Stecken. Sowohl die Fliege als auch das Hemd hatten sich mit Blut vollgesogen. Ein kleines, in Leder gebundenes Notiz- oder Tagebuch schaute aus der Hemdtasche. Wu zog es heraus, wickelte es in ein Taschentuch und schob es sich in die Hosentasche. Dann erhob er sich und lief zur Eingangstür hinaus, gefolgt von Durant, der nur noch kurz stehen blieb, um den inneren und den äußeren Türknopf mit seinem Taschentuch abzuwischen.
Gerade als sie den Lincoln erreicht hatten, kam auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vier oder fünf Häuser weiter oben, eine Frau aus einer Tür gelaufen. Das Haus war ein brauner Zwilling des gelben, das der Firma Luxury-Limousinen als Hauptquartier diente. Die Frau trug Jeans, ein weißes T-Shirt und weiße Turnschuhe. Auf diese Entfernung konnte man sie ebenso gut für zwanzig wie für dreißig halten, aber sie bewegte sich eher wie eine Zwanzigjährige.
Während Wu und Durant eilig in ihren Lincoln kletterten, lief die Frau auf das gelbe Haus zu. Gerade als der Lincoln anfuhr, war sie vor der Bougainvillea angekommen und blieb stehen, um dem beschleunigenden Wagen nachzuschauen. Im Rückspiegel sah Artie Wu, wie sich ihre Lippen bewegten, und er nahm an, daß sie das Kennzeichen auswendig lernte.
»Wer hat die Kiste gemietet?« wollte er von Durant wissen.
»Booth.«
»Ruf ihn an. Er soll den Wagen als gestohlen melden.«
»Wo sollen wir ihn stehen lassen? Vor einem Einkaufszentrum?«
»Warum nicht?«
Sie fanden einen freien Platz auf der vierten Etage des Parkhauses am Santa-Monica-Einkaufszentrum Ecke Dritte Avenue und Broadway. Von hier aus war es nur noch ein kurzer Fußmarsch bis zum Rand des Festlands. Sie fuhren ein paar Rolltreppen rauf und runter, bis sie ein Stockwerk fanden, auf dem es eine Reihe von Imbißständen
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