Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
»Absolut perfekt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Booth und ich werden die moralischen Nuancen der Angelegenheit morgen früh weiterdiskutieren. Es ist spät geworden. Quincy und ich haben noch die Verabredung mit Enno Glimm und Miss Arliss. Und morgen früh um acht will Blechtonne anrufen, unser mutmaßlicher Erpresser. Vielleicht sollten wir uns um sieben Uhr alle zum Frühstück wiedertreffen.« Er warf einen Blick auf Stallings. »Was dürfen wir zum Frühstück erwarten, Booth?«
»Kaffee, Orangensaft und Eier-McMuffins.«
»Ausgezeichnet«, lobte Wu, während er sich erhob.
»Bevor wir gehen«, sagte Durant, »hab’ ich noch zwei Fragen an Georgia.«
Sie zögerte, dann zuckte sie die Achseln, und Durant sagte: »Wie bist du auf die Idee gekommen, daß Broach kurz vorm Bankrott steht?«
»Ich habe in seinem Büro drei gefälschte Daumiers entdeckt.«
Durant nickte nachdenklich. »Das ist eine gute Antwort. Meine zweite Frage lautet: Warum hast du uns von dem Angebot erzählt, das du ihm gemacht hast? Du hättest möglicherweise dreihunderttausend steuerfrei einstreichen können, wenn du es für dich behalten hättest.«
»Was immer ich dir auch darauf antworten würde, Quincy, du würdest es doch nicht glauben.«
»Das ist auch eine sehr gute Antwort«, mußte Durant zugeben.
33
Sie beschlossen, die Dreiviertelmeile vom Rice-Haus zu ihrem Treffpunkt mit Enno Glimm im Malibu Beach Hotel zu Fuß zu gehen. Sie machten diesen Spaziergang, weil Wu behauptete, daß dadurch ein Großteil der Kalorien des chinesischen Abendessens verbrannt würde. Später gab er allerdings zu, daß er durchaus vorhabe, die verbrannten Kalorien mit zwei Big Macs, einem kleinen Schokoladen-Shake und vielleicht noch einer Portion Pommes frites wieder aufzufüllen.
Durant hörte Wus Gedankenspielen über Ernährungsfragen nur mit halbem Ohr zu, als ihm plötzlich die schwarze Limousine auffiel, die nur ungefähr fünfzig Meter vom Rice-Haus entfernt geparkt war. Sie fiel ihm nicht wegen ihrer Marke, ihrem Baujahr oder ihrer Farbe auf, sondern weil er schon vor langer Zeit zu der Erkenntnis gelangt war, daß, wenn nachts im Dunkeln vier erwachsene Männer in einem geparkten Auto sitzen, die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, daß diese Männer entweder eine Festnahme, einen Raub oder schwere Körperverletzung im Schilde führen.
Die vier Türen der Limousine flogen auf, als Wu und Durant sich dem vorderen linken Kotflügel bis auf drei, vier Meter genähert hatten. Vier Männer, alle vier in Schwarz gekleidet, stiegen aus. Keiner von ihnen war älter als dreißig, und alle trugen sie schwarze Hosen, Joggingschuhe und Sweatshirts. Selbst ihre vier Baseballmützen waren schwarz.
Als Wu und Durant auf Höhe des Wagens waren, nahmen die beiden Typen, die an der Seite des Randsteins ausgestiegen waren, links von Durant Aufstellung. Das zweite Pärchen war auf der Straßenseite aus dem Wagen gesprungen und steuerte jetzt zielstrebig auf Wu zu. Als sie schon nahe dran waren, lächelte Wu und sagte: »Buenas tardes, senores.« Diese Begrüßung ließ den einen der beiden, der Wu bereits erreicht hatte, gerade so lange zögern, daß Wu ihm mit aller Kraft in die Eier treten konnte. Der Mann stieß einen zischenden Laut aus, klappte zusammen und hielt sich den Unterleib.
Durant, der das andere Pärchen im Auge behalten hatte, wich einem Messerstich aus, packte die Hand mit dem Messer am Gelenk, fand mit dem Daumen den Schlüsselnerv und drückte fest zu. Der Mann stieß einen Schrei aus, ließ das Messer fallen und ging in die Knie. Durant gab das Handgelenk frei, trat dem Mann gegen den Kopf, schnappte sich das Klappmesser vom Gehsteig und schleuderte es auf den zweiten Mann, der gerade damit beschäftigt war, etwas aus seiner rechten Hüfttasche zu zerren.
Der Griff des Klappmessers prallte dem Mann gegen die Brust, dann fiel es scheppernd auf den Gehsteig. Der Mann schaute nach unten, als müßte er sich erst davon überzeugen, daß ihm die Klinge nicht ins Herz gedrungen war. Bevor er wieder hochschauen konnte, schmetterte Durant ihm die Handballen gegen die Ohren. Der Mann hatte den Mund jetzt offen, als würde er einen tonlosen Schrei ausstoßen, ging in die Knie, rollte sich auf dem Gehsteig zusammen und begann leise vor sich hin zu wimmern, die Hände auf beide Ohren gelegt.
Durant wirbelte herum und sah, daß Wus erster Möchtegernangreifer sich immer noch die Hände zwischen die Beine preßte und leise Klagelaute
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