Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
Goodisons.«‹
»Mein Gott«, murmelte Jenny Arliss.
Glimm sagte gar nichts. Er erhob sich von seinem Sessel, ging hinüber zum Fenster und zog den Vorhang gerade so weit auf, daß er in ein paar Meilen Entfernung die Lichter von Santa Monica sehen konnte. Während er auf sie herunterschaute, sagte er: »Am Tage soll das ein phantastischer Blick von hier oben sein. Schade, daß ich ihn nicht mehr zu sehen bekommen werde.« Er ließ den Vorhang los und drehte sich zu Jenny Arliss um: »Besorg uns zwei Plätze für die nächste Maschine nach New York.«
»Ich denke, wir sollten uns erst einmal den Rest der Geschichte anhören«, erwiderte sie.
»Jetzt mach endlich die verfluchte Reservierung«, raunzte er, ging zurück zu seinem Sessel, setzte sich, richtete seinen blaßblauen Blick zuerst auf Wu, dann auf Durant und sagte: »Okay. Dann mal los.«
Sie brauchten genau sechsunddreißig Minuten für ihre Ausführungen. Während der ersten sieben Minuten sprach Jenny Arliss leise in den Hörer des Zimmertelefons, dann unterbrach sie Wus Bericht, um Glimm mitzuteilen, daß sie zwei Plätze erster Klasse für die Ein-Uhr-Maschine reserviert habe und daß sie morgens gegen halb zehn am Kennedy Airport ankommen würden und um zwölf Uhr nach Heathrow weiterfliegen könnten. Glimm nickte bloß und forderte Wu auf, mit seinem Bericht fortzufahren.
Inzwischen erzählte Wu von seiner improvisierten Hypnosesitzung mit Ione Gamble. Glimm hörte schweigend zu und stellte keine Zwischenfragen, nicht einmal, als Durant davon berichtete, wie sie den ermordeten Chauffeur, Carlos Santillan, gefunden hatten. Auch nicht, als vom möglichen Bankrott der Firma Jack Broach & Co. die Rede war. Und nicht einmal beim Angriff der vier Männer auf Wu und Durant, keine zehn Minuten vor ihrem Eintreffen in Glimms Suite. Abgesehen von den ersten zehn Minuten des gemeinsamen Rechenschaftsberichts stenographierte Jenny Arliss alles auf einem Spiralblock mit. Durant nahm an, daß sie eine wörtliche Mitschrift anfertigte.
Nachdem Wu und Durant fertig waren, entstand eine längere Pause, bis Enno Glimm schließlich fragte: »Wie viel?«
»Wie viel was?« erwiderte Durant.
»Wie viel wird der Erpresser für die Bänder verlangen, die er den Goodisons gestohlen hat?«
»Wahrscheinlich eine Million«, antwortete Durant. »Das ist beinahe so was wie ein Standardpreis. Eine eingängige Summe. Leicht zu teilen. Und trotzdem immer noch genug, um die Leute in dem Glauben zu lassen, damit seien alle ihre Probleme gelöst – auch wenn das heutzutage nicht mehr Geld ist, als 1973 dreihunderttausend waren.«
Glimm knurrte irgendwas auf deutsch, das sich irgendwie höhnisch anhörte, dann fiel er zurück ins Englische: »Sie sagen, die Gamble hätte diesen – wie hieß er noch gerade? –, diesen Billy Rice nicht getötet.«
»Wir glauben nicht, daß sie’s getan hat«, meinte Durant.
»Aber die Tonbänder der Goodisons behaupten das Gegenteil.«
»Wir glauben, daß man an ihnen herumgeschnitten hat.«
»Wirklich?«
»Es ist nur ein Verdacht«, sagte Durant.
»Mein Gott, wenn sie manipuliert wurden, warum können Sie und Howard Mott das nicht beweisen?«
»Dazu müßten wir sie erst haben«, sagte Wu. »Und wenn Ione Gamble sie nicht erwirbt, dann wird der Erpresser sie an die Medien verkaufen, die sich für solchen Dreck erwärmen können. Sollte der Inhalt der Bänder vor ihrem Prozeß gedruckt oder gesendet werden – der Erpresser behauptet, er hätte ein Audio- und ein Videoband –, dann könnte die Wirkung in der Öffentlichkeit einen Effekt auf das Urteil haben, unabhängig davon, ob die Bänder getürkt sind oder als Beweismittel zugelassen werden.«
»Ist sie bereit, eine Million zu zahlen?« wollte Glimm wissen.
»Ja, wenn sie es schafft, das Geld aufzubringen«, antwortete Durant.
Glimm betrachtete seine rechte Hand, nickte mehr sich selbst als den anderen zu und fragte dann, während er jetzt einen Blick auf seine linke Hand warf: »Aber Sie meinen, dieser Jack Broach könnte all ihr Geld verloren haben und sein eigenes dazu, richtig?«
»Das glauben wir«, sagte Durant.
Glimm hörte auf, seine Hände zu betrachten. Er stand auf, ging zurück zum Fenster und starrte wieder hinunter auf die Lichter von Santa Monica. Ungefähr eine Minute blickte er aus dem Fenster, bis er sich umdrehte, zuerst Wu und dann Durant anschaute und sagte: »Wollt ihr beiden noch ’n bißchen dazuverdienen?«
»Wie viel?« fragte Durant.
»Noch
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