Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
ausstieß. Der andere bekam kaum noch Luft, denn ein kräftiger Unterarm drückte ihm von hinten die Kehle zu.
»Wenn du redest, kriegst du von mir etwas Luft«, sagte Wu und lockerte die Klammer ein wenig.
Der Mann holte dreimal keuchend Luft, bevor er sagte, daß ein Typ sie für fünfhundert Dollar pro Nase angeheuert habe, um vor dem Haus am Strand im Auto auf einen braun gebrannten, hochgewachsenen Mann und einen dicken Chinesen zu warten.
Wu erhöhte den Druck auf die Kehle des Mannes um eine Nuance. »Und dann?« fragte er und lockerte den Griff.
Der Mann sog Luft in sich hinein und benützte sie zum Weiterreden. »Wenn ihr in einem Auto weggefahren wärt, hätten wir euch an den Rand gedrängt und euch, nun, ein bißchen bearbeitet.«
»Ein bißchen oder ein bißchen mehr?«
»Vielleicht ein bißchen mehr als ein bißchen.«
»Wer war das – der Kerl, der euch angeheuert hat?«
Der Mann behauptete, es nicht zu wissen, er schwor bei allem, was ihm heilig war. Wu erhöhte den Druck auf die Kehle, ließ wieder los und fragte: »Wie hat er bezahlt?«
»Er hat gesagt, das Geld steckt im Handschuhfach des Wagens, und den Wagen hatte er auf den Parkplatz von Carl’s Junior gestellt – einem Schuppen Ecke La Brea und Santa Monica Boulevard, wo die Strichjungen rumhängen.«
»Wie hat er euch benachrichtigt?«
»Per Telefon, wie sonst? Er sagte, der Wagen sei heiß, und wir könnten ihn behalten, wegwerfen, was auch immer.«
»Wann hat er euch angerufen?«
»Ganz spät heute nachmittag – so gegen sechs.«
»Wie lange solltet ihr vor dem Strandhaus warten?«
»Bis zwei Uhr nachts. Dann sollten wir uns trennen und es morgen noch mal probieren, für noch mal fünfhundert pro Kopf in einem anderen heißen Wagen, den er uns besorgen wollte.«
Wu nahm seinen Unterarm von der Kehle des Mannes, richtete den Mann auf den schwarzen Caprice aus und sagte: »Haut ab. Alle vier. Aber wenn er wieder anruft, dann könnt ihr ihm sagen, daß der Chinese weiß, wer er ist.«
»Wer ist es denn?« fragte ihn Durant, während sie der schwarzen Limousine nachschauten, die langsam vom Randstein wegfuhr.
»Derselbe Kerl, der heute nachmittag die Goodisons getötet hat und der Booth und mich überfahren wollte«, antwortete Wu, drehte sich um und nahm den unterbrochenen Spaziergang zum Malibu Beach Inn wieder auf.
»Du hast doch den Fahrer gar nicht erkannt, heute nachmittag«, meinte Durant, der neben Wu in Gleichschritt fiel.
»Nein, aber es war derselbe Wagen – dieselbe Marke, dasselbe Modell, dieselbe Farbe –, und daraus hab’ ich den logischen Schluß gezogen.«
»Das scheint mir eher ein logischer Salto zu sein«, meinte Durant. »Was meinst du, wieviel schwarze Chevrolet Caprices bei General Motors letztes Jahr vom Band gelaufen sind?«
»Wahrscheinlich mehr, als sie verkauft haben.«
»Sie werden schon genug davon verkauft haben, denn es ist ein sehr anonymer, komfortabler Wagen, den Cops ebenso gern fahren wie Taxifahrer und alte Knaben, die’s gerne ’n bißchen schmalzig haben. Zu schade, daß du in Oxnard das Kennzeichen nicht erkannt hast.«
»Warum zu schade?«
»Weil wir dann sicher sein könnten, daß es derselbe Wagen ist.«
»Und was hätten wir davon, wenn’s doch sowieso ’n geklauter Wagen ist?«
»Wir hätten wenigstens einen eindrucksvollen Beweis deines Beobachtungsvermögens.«
»Ich hab’s nicht nötig, irgendwas zu beweisen«, erwiderte Wu und beschleunigte seinen Schritt.
Die einzige auffällige Veränderung an Enno Glimm war das knallige Grün und Rot seines Hawaiihemds, das er über einer Hose trug, die ganz offensichtlich zu einem Nadelstreifenanzug gehörte. Glimm saß in einem Sessel im Wohnraum seiner Zwei-Zimmer-Suite im zweiten Stock des Inn. Zu seiner Linken saß Jenny Arliss auf einer Couch. Sie trug weiße Hosen und ein marineblaues T-Shirt. Nachdem Glimm sie eher flüchtig begrüßt hatte, wählten Wu und Durant sich zwei zueinander passende Ohrensessel aus.
Nachdem sie Platz genommen hatten, sagte Glimm: »Dieser Laden hat nicht mal ein Restaurant.«
»Man kann sich eine Pizza bringen lassen«, schlug Durant vor.
Glimm ignorierte den Vorschlag. »Also, dann lassen Sie mal hören. Was haben Sie bis jetzt erreicht?«
»Bis jetzt«, antwortete Wu, »haben wir die Leichen von Hughes und Pauline Goodison gefunden, die ermordet worden sind, und damit haben wir Ihren Auftrag eigentlich schon erfüllt, der im Prinzip nur lautete: »Finden Sie die
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