Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
letzte Tag vor den Weihnachtsferien war.
„Ich hab keine Lust auf Weihnachten“, hatte Luisa der Mutter am Abend ins Ohr geflüstert.
„Aber Schatz, du bist aufgeregt, weil du morgen dein Gedicht vortragen sollst. Du hast so sehr geübt, du schaffst das schon.“ Die Mutter hatte das Mädchen in den Arm genommen und fest an sich gedrückt. „Ich bin ja bei dir! Wenn du Hilfe brauchst, dann sieh zu mir. Ich flüstere dir die Worte zu.“ Die Mutter hatte stumm einige Worte mit den Lippen geformt, und Luisa hatte sofort gewusst, was sie bedeuteten.
„Ich schaff das schon“, murmelte das Mädchen und blickte vom Bett zum Fenster. Draußen fielen dicke Schneeflocken vom Himmel. Schneeflocken kamen aber auch in dem Gedicht vor, das Luisa bei der Weihnachtsaufführung in der Schule vortragen sollte. Sie wollte heute keine Schneeflocken sehen, deshalb stand sie auf und ging zum Fenster. Gerade als sie nach der Gardine griff, hörte sie ein leises Klopfen.
„Hallo, lass mich doch rein. Hier bin ich!“
Luisa sah sich das Fenster genau an. Irgendetwas stimmte hier absolut nicht.
„Du guckst ja in die falsche Richtung. Hier unten bin ich!“ Die Stimme klang energisch.
Und dann sah Luisa die kleine Person auf dem Fensterbrett stehen. Sie sah aus wie ein weißer Wattebausch mit einem kleinen Köpfchen und silbernen Haaren.
„Nun mach schon auf!“ Eine klitzekleine Hand schlug gegen die Fensterscheibe.
Luisa rieb sich die Augen. Das musste ein Traum sein, da war sie sich sicher. Egal, auch Träume sollte man ernst nehmen. Sie öffnete das Fenster und eine dicke Schneeflocke mit silbernen Haaren flog ihr entgegen.
„Das wurde aber auch Zeit. Wie lange wolltest du mich denn noch warten lassen!“ Die Schneeflocke war empört.
„Wer bist du denn? Eine sprechende Schneeflocke! Ich spreche mit einer Schneeflocke!“ Luisa glaubte ihren Augen und ihren Ohren nicht.
„Papperlapapp! Unsinn, Kleines, Unsinn. Ich bin keine einfache Schneeflocke. Sieh mich doch an. Ich bin eine Winterfee.“ Die Fee drehte sich im Kreis, als wäre damit alles erklärt.
„Winterfee, was soll das denn sein? Und was machst du hier auf meinem Fensterbrett?“ Luisa hatte vor Aufregung jetzt ganz rote Wangen bekommen, dafür war das Kribbeln im Bauch verschwunden.
„Glaubst du etwa nicht an Feen! Du armes Ding! Feen gibt es überall. In der Luft, im Wasser, auf den Bäumen, in den Blumen und an noch vielen anderen Orten kannst du uns finden. Manche kommen, um euch Menschen zu ärgern. Du hast Glück, ich gehöre zu den netten Feen. Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich heiße übrigens Vanilla.“ Die Fee sprach ohne Pause. „Das musst du doch riechen. Ich brauche kein Parfüm, ich rieche immer nach Vanille. Ein herrlich warmer Duft für eine Winterfee, die durch den eisigen Schnee geflogen kommt, um dir etwas Mut mit auf den Weg zu geben.“
Vanilla wollte schon den nächsten Satz beginnen, doch Luisa fiel ihr ins Wort.
„Was willst du denn hier? Wie kannst du mir Mut machen und wobei?“ Luisa traute ihren Augen immer noch nicht, aber sie war unheimlich neugierig und wollte nun mehr über Vanilla erfahren.
Die kleine Person stemmte ihre Arme in die Hüften.
„Nun sei nicht so undankbar. Und drängeln kann ich auch nicht leiden.“
Vanilla setzte sich auf das Fensterbrett und ließ die Beine baumeln. Die kalte Winterluft gefiel ihr gut, aber Luisa fing an zu zittern.
„Ach du meine Güte, du darfst auf keinen Fall krank werden. Morgen ist dein großer Tag! Ich freue mich so auf dein Weihnachtsgedicht.“ Vanillas Stimme piepste vor Vergnügen. „Mit dem Gedicht und diesem Feenstein wirst du die Menschen verzaubern.“
Vanilla streckte Luisa einen Stein entgegen, der aussah, als wäre er aus Glas geschliffen. Luisa nahm den Stein. Er war kalt und er war wunderschön. Eine tiefe Müdigkeit überfiel das Mädchen.
„Schlaf ruhig und fest. Bis morgen, Luisa“, flüsterte die Winterfee und verschwand dann zwischen vielen Tausend Schneeflocken in der Nacht.
Luisa schloss das Fenster, ging ins Bett und schlief ein.
In der Aula gab es keinen freien Platz mehr. Eltern und Großeltern waren gekommen, um die Weihnachtsaufführung mitzuerleben. Alles war wunderbar weihnachtlich geschmückt. Goldene Sterne hingen von der Decke, Kerzen zierten die Fensterbänke, und überall duftete es nach Tanne und Zimt.
Luisa saß in der ersten Reihe vor der Bühne zusammen mit all den anderen Kindern, die auch eine Aufführung vorbereitet
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