Wuensch dich ins Wunder-Weihnachtsland
den Mäusekäfig. Da fiel es ihr wieder ein – die kleine Maus war weg. Plötzlich war all die Freude des Tages wie weggeblasen. Nachdem Peer und Anne die Wohnung noch einmal von oben bis unten durchsucht hatten, gingen sie traurig ins Bett. Vielleicht würden sie Rosalie nie wieder sehen?
Auch am nächsten Tag blieb die kleine Maus wie vom Erdboden verschluckt. „Da habe ich gar keine Lust auf Weihnachten“, sagte Anne. „Ohne Rosalie macht das keinen Spaß.“
„Finde ich auch.“ Peer nickte. „Bestimmt schenken uns Mama und Papa eine neue Maus.“
Anne schüttelte energisch den Kopf. „Ich will aber keine andere!“
„Ich auch nicht!“, rief Peer. Danach sagten sie nichts mehr, sondern schauten traurig vor sich hin. Dachten an Rosalie. Ein schriller Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Er kam aus dem Kinderzimmer. Die Kinder sprangen hoch und liefen den Flur hinunter. Frau Wagner, ihre Putzfrau, die kurz vor Weihnachten noch mal alles gründlich säuberte, stand zitternd auf einem Stuhl.
„Was ist denn passiert?“, fragte Anne besorgt. Doch Frau Wagner konnte nicht sprechen. Sie deutete angewidert auf das Lebkuchenhaus. Ratlos sahen sich die Kinder an. Endlich fand Frau Wagner ihre Stimme wieder. „Da … da …“ Peer stieß einen Freudenschrei aus und rannte auf das Lebkuchenhaus zu. Aus der Tür schaute ihm eine kleine rosa Schnauze entgegen.
„Schau mal, Anne, Rosalie ist wieder da! Sie ist umgezogen und wohnt jetzt im Lebkuchenhaus!“
Fröhlich drängten sich die beiden vor das Regal und versuchten, Rosalie hervorzulocken. Doch die fühlte sich in ihrer neuen Behausung scheinbar sehr wohl und knabberte genüsslich an den Lebkuchenwänden. Anne und Peer waren glücklich! Frau Wagner, die so wahnsinnige Angst vor Mäusen hatte, dass der Mäusekäfig vor ihren Besuchen immer auf den Schrank gestellt wurde, beruhigte sich schnell wieder. Als die Eltern nach Hause kamen, erhielt die kleine Maus einen neuen Namen: Rosalie, die Lebkuchenmaus.
Nun konnte Weihnachten kommen!
Stephanie Polák wurde 1974 in Berlin geboren, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Anstatt wie geplant nach ihrem Studium Pädagogin zu werden, entschied sie sich für laute Musik und launische Popstars und arbeitete als Redakteurin bei MTV. Ein paar Jahre später tauschte sie Flimmerkiste gegen Traumfabrik: Im Studio Babelsberg arbeitete sie fortan an internationalen Kinofilmen. Zu dieser Zeit begann sie, ihre eigenen Geschichten zu erfinden. Etwas anderes möchte sie nie wieder tun und arbeitet seit 2010 als freie Autorin
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Stefan Geymayer
Kommissar Antonio auf weihnachtlicher Mission
O du fröhliche,
o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit.
Welt ging verloren,
Christ ward geboren,
freue dich, o Christenheit!
So dröhnte es aus den Lautsprechern des Kaufhauses. Überall hingen glitzernde Kugeln, verkleidete Weihnachtsmänner verteilten Geschenke und das Klingen der Kassen konnte Kommissar Antonio selbst am Gang noch hören. Menschentrauben standen vor den Geschäften, denn anscheinend wollte jeder noch am letzten Einkaufssamstag die letzten Geschenke besorgen. Menschen eilten mit riesigen Einkaufstüten an ihn vorbei und der Kommissar murmelte nur verdattert: „Habt ihr denn schon den Sinn von Weihnachten vergessen? Sollte es nicht ein Fest der Freude sein und die Adventzeit eine stille Zeit?“
Doch niemand schenkte seinem Gemurmel Beachtung. Ein Weihnachtsmann klingelte wie verrückt mit seiner Glocke herum, während sich Kinder brav anstellten, um ein Geschenk zu ergattern.
Auf einmal wurde er durch einen Schrei aus dieser weihnachtlichen Stimmung herausgerissen. Kommissar Antonio blickte herum, wühlte sich einen Weg durch die Menge, doch er konnte nichts Abnormales erkennen. Blitzschnell krallte er einen kleinen Tannenbaum, der im Kaufhausgang als Verzierung stand, herauf. Kaum konnte er über die Köpfe der Menge blicken, erkannte er, von wo der Schrei kam. Sofort sprang er zurück auf den Boden und hastete los.
Eine ältere Frau stand verzweifelt da und schluchzte: „Wenn ich diesen Mann in die Finger bekomme! Dabei hatte ich gerade alle Geschenke!“
Kommissar Antonio runzelte die Stirn, denn er wunderte sich, was der Frau bloß passiert war. „Kommissar Antonio! Grüß Gott! Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte er neugierig. Antonio schätze die Frau auf 60 Jahre, denn mit ihrem dicken Mantel, dem langen Wollschal und einem geflochtenen, kleinen Korb in der Hand wirkte sie, wie eine
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