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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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Hortense ein. »Bloß ein paar Farbtupfer da und dort für einen strahlenden Look.«
    »Also, sofern sich die Leute nicht schon vorher auf der Straße nach dir umgedreht haben, wirst du jetzt garantiert Verkehrsunfälle verursachen«, bemerkte Szechuan.
    Mir ging ein Licht auf. All die Leute, die mich heute früh angestiert hatten! Ich hatte das auf meine seltsame Aufmachung zurückgeführt. Konnte es sein, dass ich wegen meines attraktiven Äußeren angestarrt worden war? Unsinn. Oder?
    Ich wagte gar nicht, meine Frisur zu berühren, aus Angst, dieses Kunstwerk würde womöglich in sich zusammenfallen. Mir war zum Weinen zumute, aber ich wollte mein Make-up nicht ruinieren.
    »Na, was meinst du?«, fragte Lucy.
    »Ich glaube, ich muss mich mal einen Augenblick zurückziehen«, murmelte ich. »Hortense, würdest du
mir bitte zeigen, wo ich mir … äh, wo die Toilette ist?«
    Sie nahm meine Hand. »Komm mit.«
    Wir gingen durch den Salon, vorbei an den anderen Kundinnen, die sich ebenfalls die Haare machen ließen. Sie waren alle unter dreißig. Niemand wunderte sich über meine Anwesenheit. Ich gehörte dazu.
    Hortense blieb vor den Toiletten stehen, und ich steuerte ganz automatisch auf die Tür mit dem Behindertensymbol zu, doch sie legte mir die Hand auf den Arm und deutete lächelnd auf die normale Damentoilette.
    »Hier lang.«
    »Danke.« Ich erwiderte ihr Lächeln und schloss die Tür hinter mir.
    Wie schon am Morgen starrte ich mich eine halbe Ewigkeit im Spiegel an. Ich musste unbedingt damit aufhören, sonst endete ich womöglich noch wie Narziss und kam hier nicht mehr weg. Nur noch eine Minute, eine allerletzte, dann würde ich meinen Tag fortsetzen.
    Ich küsste Szechuan zum Abschied auf beide Wangen, wie ich es bei Lucy beobachtet hatte. Bei Hortense verfuhr ich ebenso, und ich beschloss, das künftig immer zu tun, und nicht nur, wenn ich in Europa war.
    Gleich darauf schlenderten zwei junge Frauen, die aussahen, als wären sie einer Modezeitschrift entsprungen, Arm in Arm die Chestnut Street entlang. Die Sonne schien, und irgendwie sah heute alles ganz
anders aus als sonst. Vielleicht, weil mir ausnahmsweise nicht die Hühneraugen oder der Rücken zu schaffen machten, sobald ich auch nur ein paar Meter zu Fuß zurückgelegt hatte. Ich stolzierte hoch erhobenen Hauptes durch die Gegend, spähte in jedes Schaufenster, sah den Leuten, die mir entgegenkamen, ins Gesicht. Allmählich fing ich an, die Welt mit den Augen einer Neunundzwanzigjährigen zu betrachten.
    »Wenn ich mir aus dem heutigen Tag etwas herauspicken müsste, an das ich mich später erinnern möchte, dann wäre es genau das hier.« Ich lächelte Lucy an.
    »Was, wie wir gerade die Straße entlanggehen?«
    »Ja, genau das.« Ich schlang ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an mich.
    »Geht mir genauso.« Sie legte mir ebenfalls einen Arm um die Schultern.
    So legten wir ungefähr einen halben Block zurück und blieben erst stehen, als Lucys Handy anfing zu klingeln.
    Sie verzog das Gesicht. »Das ist Mom.«
    »Geh nicht ran.«
    »Dann wird sie Telefonterror machen.«
    »Lass sie doch.«
    Lucy steckte ihr Handy wieder in die Tasche.
    »Hm, wo sollen wir zu Mittag essen?«, überlegte ich.
    »Wir könnten in das Restaurant gehen, in dem Johnny arbeitet. Er hat gerade Schicht.«
    »Ist es ein gutes Restaurant?«

    »Ja, es ist echt cool. Man kann auch draußen sitzen.«
    »Heute will ich nur in moderne, angesagte Lokale gehen.«
    »Dann ist es genau das Richtige. Statt Stühlen sitzt man auf gepolsterten Hockern.«
    »Ihr jungen Leute scheint keinen großen Wert auf Rückenlehnen zu legen.«
    Sie kicherte. »Was soll das heißen?«
    »Dass es in keinem modernen Frisiersalon oder Lokal Sitzgelegenheiten mit Rückenlehnen gibt.«
    »Interessante Beobachtung. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.«
    Lucys Telefon begann erneut zu klingeln. Sie kramte in ihrer Tasche danach und sah auf das Display.
    »Das ist wieder Mom. Sag ich doch, sie macht Telefonterror.«
    »Also, das ist doch nicht zu fassen …« Ich ruderte empört mit den Armen. »Sie wird schon irgendwann das Handtuch werfen.«
    Lucy war nicht überzeugt. »Ich sollte rangehen.«
    »Nein, das ist mein Tag. Heute bin ich egoistisch. Lass es klingeln.«
    »Aber …«
    Ich warf Lucy einen warnenden Blick zu.
    »Meinetwegen.« Sie gab nach und steckte das Telefon ein.
    »Erzähl doch mal von diesem Johnny.«
    »Also …« Sie lächelte. »Er sieht gut

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