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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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sich ans Werk. Ich sah ihm zu, und es kam mir so vor, als würde er mir mit jedem Schnipser seiner Schere ein Gewicht von den Schultern nehmen. Mein Gesichtsausdruck veränderte sich – mir war gar nicht aufgefallen, wie verkniffen meine Miene gewirkt hatte. Mit jeder Minute sah ich selbstbewusster aus. Ich spitzte die Lippen ein wenig, so dass meine Wangenknochen
besser zur Geltung kamen. Ich gefiel mir immer besser.
    Lucy hatte inzwischen angefangen, auf ihrem Handy herumzutippen.
    »Oh Mist«, stieß sie plötzlich hervor. »Stell dir vor, Gram, über dem ganzen Trubel hab ich völlig vergessen, dass heute quasi einer der wichtigsten Tage meines Lebens ist!«
    »Hast du sie gerade Gram genannt?«, hakte Szechuan nach.
    »Das ist mein Spitzname, weil ich so gerne Graham-Cracker esse«, erklärte ich ihm rasch, dann fragte ich, zu Lucy gewandt: »Was ist los?«
    »Ich muss dich kurz allein lassen. Ich habe einen Termin mit dem Einkäufer für die Barneys-Filiale am Rittenhouse Square.«
    »Lass mich mitkommen! Ich möchte dich in Aktion erleben!« Schon die Vorstellung fand ich aufregend.
    »Nein, Gram, das muss ich alleine erledigen. Du kommst schon eine Weile ohne mich zurecht.«
    »Ach bitte, nimm mich mit. Ich werde keinen Ton von mir geben, versprochen. Ich kann mich ja als deine Assistentin ausgeben. Ich besorge mir einfach ein Klemmbrett und tue so, als würde ich mir Notizen machen.«
    »Wie süß«, bemerkte Szechuan. »Du scheinst ja ganz schön stolz auf deine Cousine zu sein.«
    Ich lächelte Lucy an, wie eine Großmutter ihr perfektes Enkelkind anlächelt.

    »Du weißt ja gar nicht, wie Recht du hast, Szechuan.«
    »Also gut, meinetwegen. Aber du musst mir versprechen, dass du wirklich den Mund hältst.«
    »Was?«, rief ich über das Dröhnen des Haartrockners hinweg.
    »Versprich mir, dass du den Mund hältst«, wiederholte Lucy.
    »Ich verspreche es.« Ich legte drei Finger aufs Herz.
    »Was sagtest du, wie lange du in der Stadt bist?«, erkundigte sich Szechuan.
    Ich zögerte. »Nur heute. Morgen reise ich ab.«
    »Schade«, bemerkte er, zu Lucy gewandt. »Ich mag sie.«
    »Danke.« Ich grinste.
    »So, das wär’s«, sagte er schließlich. »Aber du darfst erst gucken, wenn dich Hortense geschminkt hat und das Meisterwerk vollendet ist.« Er hatte den Stuhl herumgedreht, so dass ich mich nicht im Spiegel betrachten konnte.
    »Dann gucke ich auch noch nicht«, sagte Lucy und wandte mir den Rücken zu. »Ich will auch erst das vollendete Meisterwerk sehen.«
    »Abgemacht. Lucy, wann hast du denn deine Besprechung?«, fragte ich, während Hortense mir etwas Puder auf die Wangen stäubte.
    »In eineinhalb Stunden. Das heißt, wir haben noch ein bisschen Zeit fürs Mittagessen«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Und für die Stringtangas?«, erinnerte ich sie.

    Sie lachte. »Ja, auch für die Stringtangas.«
    »Seid ihr zwei wie Schwestern miteinander aufgewachsen?«, wollte Hortense wissen und griff zum Kajal.
    »Nein, ich bin älter als Lucy.«
    »So, so. Dann hast du sie früher bestimmt oft herumkommandiert?«, neckte mich Hortense.
    »Nein, dazu hatte ich keine Gelegenheit. Das hat schon ihre Mutter übernommen.«
    Lucy lachte, ihre Schultern zuckten. »Ellie hat sich immer für mich eingesetzt.«
    »Ist ja süß. Wie eine große Schwester«, bemerkte Szechuan.
    Lucy lachte erneut. »Ja, sozusagen.«
    »Wie alt bist du denn?«, wollte Szechuan wissen. »Viel älter als Lucy kannst du ja eigentlich nicht sein.«
    Lucy tappte blindlings nach hinten und kniff mich in den Arm.
    »Ich bin … eine Frau in einem gewissen Alter.« Ich grinste.
    »Touché.« Szechuan schnipste mit den Fingern.
    »So, fertig«, verkündete Hortense. »Bist du bereit?« Sie trat einen Schritt zurück, damit Lucy und Szechuan einen Blick auf mich werfen konnten.
    Szechuan schnappte nach Luft und fasste sich an die Brust.
    »Ay dios mio!«
    »Gram! Wow. Ganz im Ernst, Gram. Du bist nicht wiederzuerkennen«, stieß Lucy hervor.

    »Ach, nun übertreibt doch nicht so maßlos«, wehrte ich ab, während mich Szechuan zum Spiegel drehte.
    Okay, ich geb’s zu. Ich sah klasse aus.
    Absolut phantastisch, um ehrlich zu sein.
    »Szechuan, glaubst du, du könntest mir auch so einen Kurzhaarschnitt verpassen?«, fragte Lucy.
    »Ich bin selbst ganz hin und weg von diesem peppigen Schnitt.« Szechuan fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Den nenne ich ab heute den Gram-Cut.«
    »Und es war gar nicht viel Make-up nötig«, warf

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