Wuensch dir was
aus.«
»Natürlich.«
»Und er ist clever.«
»Auch klar. Er will doch hoffentlich nicht den Rest seines Lebens Kellner bleiben, oder?«
»Doch, Gram. Sein Traum ist es, Oberkellner zu sein, ehe er fünfzig wird.«
Ich starrte sie ungläubig an. Mein Körper war neunundzwanzig, mein Sinn für Humor fünfundsiebzig.
»Kleiner Scherz.« Sie grinste. »Er möchte ein eigenes Restaurant eröffnen. Er hat da ein paar tolle Ideen. Und sein bester Freund Zach wird ihn sponsern. Zach betreibt eine Internetfirma namens › Couture.com ‹ und verdient damit tonnenweise Geld.«
»Und warum gehst du nicht mit seinem reichen besten Freund aus statt mit dem Kellner?«
»Pfff. Gram, ich bin fünfundzwanzig, in dem Alter ist es ganz normal, dass man kein Geld hat. Das kommt erst mit dreißig oder so. Zach ist bloß eine Ausnahme, weil er eine gute Geschäftsidee hatte und sie für fünfzig Millionen Dollar verkauft hat. Wie auch immer, Zach interessiert mich nicht. Er sieht auch gut aus, aber Johnny ist eher mein Typ. Zach läuft meistens im Anzug rum. Johnny trägt lieber Jeans und Turnschuhe.«
»Moment mal. Dieser Zach hat ein Vermögen von fünfzig Millionen Dollar?«
»So in etwa.«
»Heirate ihn, Lucy, dann bist du für den Rest deines Lebens all deine Sorgen los!«
»Gram, ich habe vor, mir meinen Reichtum selbst zu erarbeiten.«
Ich wollte ihr sagen, dass es einen viel einfacheren Weg gab. Dass sie offenbar geistig verwirrt war, zu jung, um es besser zu wissen. Doch dann wurde mir klar: Wenn ich all das sagte, dann wäre ich nicht besser als meine Mutter. Also hielt ich den Mund und verwarf den Gedanken gleich wieder.
»Du hast völlig Recht. Das Wichtigste ist, dass dich dieser Johnny glücklich macht. Ich habe ohnehin keine Ahnung von diesen Dingen.«
Wieder klingelte Lucys Handy.
»Also wirklich.« Ich stampfte mit dem Fuß auf. »Geht das jeden Tag so?«
»Ja, so lange, bis ich rangehe. Und weil sie weiß, dass es mich ärgert, erfindet sie irgendwelche Scheingründe: ›Daddy wollte wissen, ob …‹ oder ›Daddy hat gerade an dich gedacht‹.« Sie betrachtete ihr Telefon.
»Also, soll ich rangehen?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich, und ich wusste es wirklich nicht. »Willst du denn rangehen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht sollte ich einfach mal hören, was sie will?«
»Dann geh ran.«
Lucy drückte auf eine Taste.
»Hallo?«, sagte sie und sah dann auf das Display. »Die Mailbox hat sich eingeschaltet.«
»Dann hör die Nachrichten ab. Aber komm etwas näher und lass mich mithören, ja?«
»Ich schalte einfach auf Lautsprecher.« Wieder drückte sie eine Taste.
»Das geht?« Ich war baff. »So was kann ein Handy?«, staunte ich, während die Ansage von Lucys Mailbox verkündete, dass drei Nachrichten auf sie warteten.
»Man kann mit einem Handy sogar filmen.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Doch, doch. Allerdings darf der Film nicht länger als eine Minute sein, wegen der Speicherkapazität.«
»Du Ärmste«, spottete ich. »Als ich jung war, hatten wir zu Hause nicht einmal einen eigenen Anschluss. Wir mussten uns einen mit den Nachbarn teilen. Frida und ich haben oft gelauscht, wenn sie telefoniert haben. Mr. Hampton war impotent …«
»Moment, Gram, jetzt kommt die erste Nachricht.«
»Lucy, hier ist deine Mutter.«
Lucy verdrehte die Augen. »Wär ich nie drauf gekommen.«
»Tante Frida hat mich gerade angerufen. Sie macht sich große Sorgen um deine Großmutter. Frida hat erzählt, dass du heute Vormittag mit irgendeiner Frau in Grandmoms Wohnung warst und Kuchen gegessen hast. Bitte ruf mich zurück. Tante Frida ist krank vor Sorge.«
»Hast du gehört? ›Tante Frida macht sich Sorgen‹, nicht Mom.«
»Oh Frida.« Ich verzog das Gesicht. »Wann wird sie je aufhören, sich wegen jeder Kleinigkeit Sorgen zu machen? Da bin ich einmal zwei Stunden weg, und schon denkt sie, ich wäre entführt worden.«
»Pst, hier ist die zweite Nachricht«, flüsterte Lucy.
»Lucy? Ich bin’s noch mal. Du erreichst mich übers Handy,
falls ich nicht zu Hause bin. Melde dich. Tante Frida macht sich schreckliche Sorgen. Liebe Grüße.«
»Siehst du? Wieder ist es nicht Mom, die besorgt ist, sondern Tante Frida.«
»Den Trick kenne ich; den habe ich ihr beigebracht. Sie kann nichts dafür.«
»Warte, jetzt kommt die dritte Nachricht.«
»Lucy, hier ist deine Mutter. Hast du Tante Frida angelogen und behauptet, die Freundin, mit der du in Grams Wohnung warst, sei deine Cousine
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