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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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sonderlich gestört, und auch als mein Friseur irgendwann eine andere Tönung verwendete, um meine grauen Haare abzudecken, ließ mich das ziemlich kalt.
    Was mir schließlich die Augen geöffnet hat, war die Tatsache, dass ich keine Miniröcke mehr tragen konnte.
Erst da wurde mir klar, dass ich alt war. Und es lag nicht etwa daran, dass ich es mir nicht mehr hätte leisten können, vielmehr gehörte es sich für eine Frau meines Alters nicht mehr. Ich schaudere noch immer bei der Erinnerung an diese Erkenntnis.
    Es war Anfang der siebziger Jahre, und Howard und ich waren zu einer Party eingeladen, ich glaube, um die Weihnachtszeit. Wie so oft wollte ich zu dieser Gelegenheit etwas Besonderes tragen, also ging ich zu Nan Duskin, einem Nobelkaufhaus im Stadtzentrum von Philadelphia, das Mitte der neunziger Jahre geschlossen wurde, was ich noch heute betrauere. Ich hatte dort nämlich den Großteil meiner Kleider und Kostüme gekauft. Die Auswahl an Designerkleidern, die man bei Nan Duskin fand, sucht heute noch ihresgleichen. Damals erstrahlte das Kaufhaus aber noch in seinem gewohnten Glanz, und die Verkäuferinnen kannten mich alle beim Namen.
    Ich benötigte also ein Kleid für diese Party, und auch Barbara brauchte eines für einen Ball, zu dem sie eingeladen war. Das Kleid, auf das meine Wahl schließlich fiel, werde ich wohl nie vergessen. Es war atemberaubend; eine Kreation von George Small mit einem Überkleid aus goldener Spitze. Was habe ich dieses Kleid geliebt! Es war wie für mich gemacht. Für Barbara, die Ärmste, kam ein einziges bodenlanges Kleid in Frage, und selbst bei dem bekam sie den Reißverschluss nur mit der tatkräftigen Unterstützung von drei Angestellten zu.

    Ein paar Tage später war es so weit. Ich hatte mein Kleid angezogen und mich für die Party zurechtgemacht. Ich fand, ich sah aus wie aus einer Modezeitschrift. Meine Haare saßen perfekt, mein Make-up war makellos. Der Abend versprach wieder einmal ein voller Erfolg zu werden.
    Und dann trafen wir auf der Party ein.
    Außer mir trugen die anwesenden weiblichen Gäste allesamt brave knielange Kleider, Garden Dresses nannten wir die damals. Mittlerweile erfreut sich diese Länge ja auch bei jüngeren Semestern großer Beliebtheit. Ich war die Einzige in einem Minikleid. Niemand hat ein Wort darüber verloren, aber das war auch gar nicht nötig. Ich wusste Bescheid. Ich war vierzig und angezogen wie ein Teenager. An diesem Abend habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben geschämt für das, was ich anhatte. Ich war nicht meinem Alter entsprechend angezogen. Ich vernahm da und dort Getuschel, was ich durchaus auf meine Paranoia hätte schieben können, aber ich machte mir nichts vor. Als ich Frida später dazu befragte, bestätigte sie meine Vermutung rundheraus.
    »Weißt du«, sagte sie sanft, »vielleicht sind Miniröcke eher etwas für Barbaras Freundinnen.«
    Und das war’s dann für mich mit der Minimode. Ich habe das Kleid nie wieder getragen.
    In der darauffolgenden Woche zog ich los und erstand einen weißen Hosenanzug von Roy Halston, der zugegebenermaßen schick aussah und sehr modern,
und Howard gefiel er. Aber es war das erste Mal, dass ich ein Kleidungsstück nicht bloß deshalb kaufte, weil es mir gut stand, sondern weil es zu meinem Alter passte.
    Wenig später stellte ich fest, dass mir die aktuelle Musik im Radio nichts mehr sagte, genauso wenig wie die Fernsehserien, die Barbara und Danny anschauten. Das Einzige, mit dem ich noch etwas anfangen konnte, waren die Nachrichten.
    Tja, so läuft das. Man beginnt, sich mit dieser Erkenntnis zu arrangieren. Natürlich deprimiert sie einen gelegentlich, aber irgendwann stellt man unweigerlich fest, dass die halbe Welt jünger ist als man selbst. Dann gehört man auf einmal zur gefürchteten Kategorie »mittleren Alters«: Mittvierziger, Mittfünfziger. Ich weiß, heutzutage heißt es immer »Vierzig ist die neue Dreißig«, »Fünfundsiebzig ist die neue Sechzig«. Glauben Sie mir, Sie können noch so jung wirken, Ihr Geburtsjahr starrt Ihnen entgegen, sooft Sie einen Blick auf Ihren Führerschein werfen. Man gehört zu einer Altersgruppe, die nicht mehr Hauptzielgruppe der Wirtschaft ist. Die neueste Mode wirkt unpassend, ganz gleich, wie schlank man ist. Das Problem ist nicht, ob man einer Frau ihr Alter »ansieht« oder nicht, sondern dass die Industrie hauptsächlich Kleider für Leute produziert, die zwanzig Jahre jünger sind.
    Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass

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