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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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nach.
    »WART’S NUR AB! Mir ist egal, was du dieser Polizistin in der Schule angetan hast. Ich gehe jetzt zu ihr.«
    Barbara verfolgte, wie Frida die Straße entlangmarschierte.
Wie sie ihre rosa Jogginganzugjacke auszog und sie sich über die Schulter warf.
    In ihrem Kopf wirbelte nur ein Gedanke umher: Was habe ich da bloß wieder für einen Aufruhr verursacht? Dabei war ihre Mutter höchstwahrscheinlich bloß zum Friseur gegangen. Oder einkaufen oder weiß der Geier was sonst. Was war schon dabei, wenn Ellie beschlossen hatte, den Tag nicht mit ihrer Tochter zu verbringen? Warum musste sich Barbara derlei immer gleich so zu Herzen nehmen? Warum konnte sie nicht ein bisschen gelassener sein?
    Wann würde sie endlich aufhören, sich in das Leben ihrer Mutter einzumischen, und anfangen, ihr eigenes Leben zu leben?
    »Frida!«, rief sie. Frida blieb stehen und drehte sich um. »Warte, ich komme mit!«

Vorglühen
    J eder Mensch gelangt früher oder später an einen Punkt, an dem er begreift, dass er alt ist. Ich meine damit nicht den Tag, an dem man sein erstes graues Haar oder die ersten Krähenfüße an sich entdeckt. Ich spreche von dem Tag, an dem einem klar wird, dass man aus der Fähigkeit, sich an Neues zu gewöhnen, herausgewachsen ist.
    Das kann ziemlich plötzlich gehen. Nehmen wir zum Beispiel die Musik: Man hört wie immer die aktuellen Hits im Radio, und alles ist wunderbar, doch ehe man sich’s versieht, kann man auf einmal nichts mehr damit anfangen. Die Musik ist zu laut, der Takt verwirrend, und man ertappt sich dabei, wie man zu seinen Mitmenschen sagt: »Und dieses Gejaule schimpft sich Gesang?« Also sucht man sich einen Sender, der die Musik spielt, die man kennt. Im Nu ist man nicht mehr auf dem Laufenden, was die aktuellen Musiktrends angeht, und schon bald reden die eigenen Kinder über Bands, von denen man selbst noch nie gehört hat, Sänger, von denen man gar nicht wusste, dass es
sie gibt! Sie hätten mal Lucys Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich ihr berichtete, ich hätte einen Sänger namens Bono im Fernsehen gesehen. Davor war mir U2 überhaupt kein Begriff gewesen.
    »U2 ist total old school«, sagte sie.
    »Was?«, fragte ich.
    »U2 gibt es schon ewig.«
    Die Musik ist nur ein Beispiel von vielen. Und wie die jungen Leute heutzutage reden! Ich hatte den Ausdruck »old school« nie zuvor gehört. Was ist überhaupt damit gemeint? Bezieht er sich auf etwas, das aus einer Zeit stammt, als der Sprecher noch zur Schule ging, oder geht es eher um die abstrakte Bedeutung des Wortes »Schule«, quasi im Sinne von Lehrmeinung? Ich habe keine Ahnung. Aber genau das wollte ich damit sagen. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?
    Man wacht eines Tages auf und stellt fest, dass man seit fünfzehn Jahren dieselbe Frisur hat, und zwar nicht etwa aus einer bewussten Entscheidung heraus, sondern weil sie gut aussieht und zu einem passt, also bleibt man dabei, statt gelegentlich etwas Neues auszuprobieren. Ich erlitt beinahe einen Herzinfarkt, als es meinen Lieblingslippenstift von Lancôme auf einmal nicht mehr gab. Ich telefonierte drei Stunden mit insgesamt vier verschiedenen Mitarbeitern, um herauszufinden, weshalb die Produktion eingestellt worden war, bis mir der letzte schließlich eröffnete: »Heutzutage trägt einfach niemand mehr diese Farbe, Ma’am.«

    »Ich trage sie«, wandte ich ein.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
    Doch das war nicht der Augenblick, in dem mir klar wurde, dass ich hochoffiziell alt war. Die Sache mit dem Lippenstift passierte erst viel später und dient nur der Illustration.
    Diverse Meilensteine im Leben unserer Kinder geben einem normalerweise ja auch das Gefühl, älter zu werden. Nicht jedoch in meinem Fall. Unter den Müttern von Barbaras und Dannys Mitschülern war ich stets die Jüngste. Ich war auch stets die Hübscheste, zumindest fand ich das. Wenn mich Howard auf eines seiner Klassentreffen mitnahm, war ich immer die jüngste Ehefrau, und Danny war in unserem Bekanntenkreis der jüngste Sprössling. Beim vierzigsten und letzten Klassentreffen, zu dem ich Howard begleitete, tauchte dann sein alter Kumpel Jerry Young (kein Scherz, er heißt wirklich so!) mit einer neuen Freundin auf, die seine Enkelin hätte sein können. Ich fühlte mich noch nicht einmal alt neben ihr. Sie wirkte bloß lächerlich an der Seite eines so alten Mannes.
    Wie dem auch sei, mich hat weder die Sache mit der Musik noch die Ausdrucksweise der jungen Leute je

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