Wuensch dir was
Nudeln hinblättern«, murmelte sie vor sich hin.
Inzwischen hatte Johnny die beiden triefenden Gestalten entdeckt.
»Mrs. Sustamorn«, begrüßte er sie, sichtlich verwundert über ihr Aussehen. »Ich wollte gerade los; ich bin mit Lucy und ihrer Cousine verabredet.«
Barbara riss die Augen auf, und auch Frida war auf einen Schlag hellwach.
»Wir kommen mit«, bestimmte Barbara.
»Ähm, wollen Sie sie nicht lieber anrufen?«, fragte Johnny.
»Nein«, fauchte Barbara. »Wir sind auf der Suche nach Lucys Großmutter, und wir konnten Lucy den ganzen Tag nicht erreichen.«
»Und diese Cousine ist überhaupt gar keine Cousine«, fügte Frida hinzu.
»Ah, ja.« Johnny verstand zwar nur Bahnhof, aber wenn es wirklich nötig war, um Licht in die Angelegenheit zu bringen, würde er die beiden eben mitnehmen. Der Abend war ja noch lang.
»Wir treffen uns in einer Bar ein paar Straßen weiter, und danach wollen wir essen gehen.«
»Die Odyssee geht weiter«, stöhnte Frida.
In fremden Gefilden
D ie schummrige Bar war proppenvoll, und aus den Lautsprechern dröhnte Musik, die Frida für Punk-Rock hielt (es handelte sich um Maroon 5). In einer Ecke lief ein Baseballspiel der Phillies im Fernsehen. Frida, die stolz auf ihre gute Nase war, registrierte sofort den Geruch nach Bier vom Fass und musste an einen Teller Muscheln in pikanter Knoblauch-Tomaten-Sauce denken. Frida trank nur Bier, wenn sie Muscheln aß. Ob es hier wohl Muscheln gab? Während sie Barbara durch die Bar folgte, stellte sie sich vor, wie sie knuspriges italienisches Brot in die pikante Knoblauch-Tomaten-Sauce tunkte.
Johnny hatte einen freien Tisch erspäht und winkte ihnen. »Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragte er, während Barbara und Frida Platz nahmen.
»Gibt es hier Muscheln?«, wollte Frida wissen. Barbara verdrehte die Augen. »Muscheln. Ausgerechnet«, murmelte sie, dann winkte sie ab. »Vielen Dank, Johnny, aber wir bleiben nicht lange. Zu Hause wartet bereits das Abendessen auf uns.«
»Na gut, dann hole ich bloß schnell etwas für mich selbst.« Er lächelte sie an und ging zur Bar.
Barbara wandte sich zu Frida um. »Wenn er uns jetzt einen Drink ausgibt, dann bildet er sich ein, er gehört zur Familie. Für dieses Bier würde ich den Rest meines Lebens büßen.«
»Was?«, schrie Frida, um die Musik zu übertönen. »Ich glaube, ich habe da vorne jemanden ein Sandwich essen sehen.«
»Ich habe Johnny gesagt, wir essen zu Hause« , wiederholte Barbara übertrieben laut und deutlich und warf einen Blick auf die Uhr.
Die alte Dame im rosa Jogginganzug und ihre nicht ganz so alte Begleiterin, die ganz in Schwarz gekleidet war und sich ständig durch die Haare fuhr, erregten natürlich einiges Aufsehen. Barbara fühlte sich in dieser Umgebung ebenso verunsichert und fehl am Platz wie Frida, denn die übrigen Gäste hätten altersmäßig locker ihre Kinder beziehungsweise Enkelkinder sein können. Mit vor der Brust verschränkten Armen saßen sie da und hofften, dass Johnny bald zurückkehren würde.
»Verzeihung, ist der noch frei?«, erkundigte sich eine junge Frau in einem ärmellosen weißen Top und griff nach einem der unbesetzten Stühle an ihrem Tisch.
»Nein!«, fuhr Barbara sie an. »Die brauchen wir alle.«
»Ich hab doch bloß gefragt. Sie müssen mir deswegen
nicht gleich den Kopf abreißen«, gab das Mädchen zurück.
»Was sagt sie?«, schrie Frida, die über dem Lärm nicht verstanden hatte, worum es ging, während die junge Frau abschätzig den Blick über sie gleiten ließ und sich lachend vom Acker machte.
Frida rief sich eine Sendung in Erinnerung, in der Fernsehpsychologe Dr. Phil seinen Zuschauern geraten hatte, sich einfach geistig auszuklinken, wenn sie sich in einer unangenehmen Situation befänden. Also dachte sie an die Eisdiele, in der sie mit Ellie als Teenager oft gesessen hatte. Sie stellte sich vor, wie sie dort einen Burger und eine Portion Pommes aß und dazu einen Schoko-Milchshake trank. An Cholesterin und Kalorien hatten sie damals noch keinen Gedanken verschwendet. Fridas späterer Ehemann Sol hatte nach der Schule in besagter Eisdiele ausgeholfen, und als er Frida einmal eine Cherry Coke ausgegeben hatte, war ihr aufgegangen, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie dachte daran, wie sie einmal während Sols Pause einen Jitterbug getanzt hatten, und ein Lächeln huschte über Fridas Lippen.
Dann ergoss sich ohne Vorwarnung eine eiskalte Dusche über ihr ohnehin bereits feuchtes
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