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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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sich aus meinem Griff. »Ich will jetzt wissen, wer du bist. Und wo steckt Ellie?«
    Ich sah ratlos zu Lucy, doch sie war wie ich mit ihrem Latein am Ende. Ich signalisierte ihr, dass ich am besten die Karten auf den Tisch legen sollte, doch sie schüttelte den Kopf. Ich war schrecklich durcheinander. Im Nachhinein betrachtet hätte ich ihnen doch reinen Wein einschenken sollen. Die Frage ist nur, ob sie mir geglaubt hätten.
    »Das ist meine Freundin Michele«, antwortete Lucy äußerst überzeugend. »Und sie hat Grandmoms Kreditkarte nicht gestohlen; Grandmom hat ihr höchstpersönlich aufgetragen, einiges für sie zu besorgen.«
    »Mom wollte drei Torten haben?«, fragte Barbara.
    »Und sie hatte nichts dagegen, dass du sie ohne Tischtuch auf den Tisch ihrer Mutter stellst?«, hakte Frida nach.
    »Ja, ganz recht«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Aber warum sollte Michele eines von deinen Kleidern kaufen?«, wollte Barbara wissen.
    »Weil …« Darauf fiel mir keine Antwort ein. Ich blickte zu Lucy.
    »Weil Michele mein Model ist und ich dieses Kleid gerade nicht auf Lager hatte«, schwindelte Lucy geistesgegenwärtig.
    »Warum habt ihr dann behauptet, ihr wärt Cousinen?«, fragte Frida.
    »Wir wollten dich bloß veräppeln«, sagte Lucy.

    »Wieso um alles in der Welt wolltet ihr mich veräppeln?« Frida musste in der Tat ziemlich durch den Wind sein, wenn sie sogar Lucys flapsige Ausdrucksweise übernahm.
    Jetzt fiel Lucy auch keine Antwort mehr ein.
    Sie war wohl doch keine so gute Lügnerin.
    »Hört zu. Wir gehen jetzt alle zusammen zurück zu Grandmoms Wohnung, und dann machen wir euch etwas zu essen, während ihr euch umzieht«, schlug Lucy vor.
    »Genau«, stimmte ich mit ein und bot Frida meinen Arm an. Lucy hatte sich bei ihrer Mutter untergehakt und marschierte los. »Im Kühlschrank ist noch etwas Hühnchen.«
    »Bringt mich einfach heim«, stöhnte Frida und hängte sich schwer an meinen Arm. »Ich will bloß nach Hause.«
    Wir waren nur ein paar Straßen vom Rittenhouse Square entfernt, doch selbst für eine Neunundzwanzigjährige war es ganz schön beschwerlich, Frida nach Hause zu schleifen. Ich nahm mir vor, sie umgehend auf Diät zu setzen. Schweigend folgten wir Lucy und Barbara, die schon bald einen Häuserblock Vorsprung hatten, durch die Straßen von Philadelphia.
    Es brach mir schier das Herz, als Frida irgendwann murmelte: »Ich will doch bloß meine Freundin finden.«
    »Sie wird wieder auftauchen, Frida, ganz bestimmt.«
    »Du bist kein schlechter Mensch, nicht wahr?« Sie
musterte mich prüfend. »Du hast Ellie doch nichts angetan, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ist sie wohlauf? Bist du etwa eine Pflegerin?«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn, Frida.«
    Sie lachte.
    »Du klingst wie Ellie.«
    »Ich kann Ihnen versichern, wo auch immer Ellie gerade ist, es geht ihr bestens.«
    »Ich hoffe, du hast Recht.« Frida seufzte brunnentief. »Ich wäre verloren, wenn Ellie je etwa zustoßen sollte.«
    »Es geht ihr gut, glauben Sie mir«, wiederholte ich.
    »Ich muss dir mal etwas sagen.« Sie blieb stehen. »Ich bin mit diesen drei Frauen nicht nur befreundet, sie sind meine Familie, und sie haben mich immer wie ein Familienmitglied behandelt. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen, ohne einen Bissen zu essen, ohne mal für kleine Mädchen zu gehen, sogar ohne einen Schluck Wasser, aber wenn Ellie oder ihre Familie in Gefahr wären, dann würde ich es morgen wieder tun.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie sich den ganzen Tag so grämen mussten«, sagte ich. »Ich kann Ihnen nur versichern, dass sich das alles aufklären wird. Alles wird gut.«
    »Ganz bestimmt?«, fragte sie mit traurigen Augen.
    »Das Wichtigste ist jetzt erst einmal, dass Sie aus diesen Kleidern rauskommen und etwas zwischen die
Zähne kriegen. Ihr Blutzuckerspiegel muss ja schon ziemlich gesunken sein.«
    »Er ist im Keller. Tiefer geht’s gar nicht mehr.« Sie ging ein paar Schritte weiter.
    »Was würde Ellie wohl sagen, wenn ihr zu Ohren käme, dass Sie den ganzen Tag nichts gegessen haben?«
    Sie hielt erneut inne und sah mich an.
    »Sie würde sich große Sorgen machen.«
    »Sehr richtig.« Wir setzten unseren Weg fort.
    »Ehrlich gesagt, erinnerst du mich ein bisschen an Ellie«, bemerkte sie.
    »Das höre ich schon den ganzen Tag.«
    »Ich habe sogar kurz überlegt, ob …« Sie lachte leise in sich hinein. »Ich habe dir im ersten Moment beinahe geglaubt, dass du Lucys Cousine bist, weil du ihr so ähnlich

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