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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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siehst. Du siehst genau aus wie Ellie, als sie noch jünger war. Es ist verblüffend.«
    »Ja, das hat man mir gesagt, und genau deshalb haben wir Ihnen auch diesen Streich gespielt. Es tut mir sehr leid. Das war gemein.«
    »Schon gut. Ich hätte nicht so leichtgläubig sein dürfen.«
    Wir gingen weiter.
    »Es ist nur …« Wieder blieb sie stehen und blickte mich an. »Deine Augen … Diese Augen sind mir so vertraut. Das hat mich verwirrt.«
    Sie starrte mir ein paar Sekunden direkt in die Augen. Ich hielt ihrem Blick stand und hoffte beinahe, sie
würde es mir auf den Kopf zusagen. Ich wünschte mir, sie wäre dahintergekommen. Frida würde es verstehen, das wusste ich. Sie würde sich für mich freuen, wie es nur eine wahre Freundin tun würde. Sie würde mich nicht beneiden oder mein Geheimnis ausplaudern. Ich wusste, ich würde ihr später alles erzählen können, ihr schildern, was ich alles erlebt hatte, und sie würde genauso viel Spaß daran haben, meinem Bericht zu lauschen, wie ich beim Erzählen haben würde.
    Jetzt machte sie eine wegwerfende Handbewegung »Nein. Das ist Unsinn.«
    »Was ist Unsinn?«, drängte ich.
    »Ach, in meinem Alter kommt man auf allerhand seltsame Gedanken.«
    Frida war seit jeher meine treueste Freundin. Viele meiner Bekannten hatten sich im Laufe der Jahre darüber gewundert, dass ich mich mein Leben lang für sie verantwortlich fühlte. Sie konnten nicht nachvollziehen, wie zwei Frauen, die so unterschiedlich sind, so eng befreundet sein können. Was ich denn eigentlich mit Frida wolle, hörte ich manchmal, und warum ich sie immer wieder einlud. Ich habe mich davon nie beirren lassen. Und wissen Sie, warum? Die Antwort ist sehr wichtig, deshalb sollten Sie gut zuhören, falls Sie sie nicht bereits kennen.
    Also: Freundschaften kommen und gehen. Sie entwickeln sich auseinander – aus verschiedensten Gründen. Meistens liegt es an der unterschiedlichen Lebensgestaltung.
Frida und ich waren uns des Öfteren uneins, was die Richtungen anbelangte, in die sich unser beider Leben entwickelte, aber wir haben uns immer wieder zusammengerauft. Wir waren hundertfünfzigprozentig füreinander da, wenn niemand sonst es war. Ehemänner sind etwas Wunderbares, aber manche werden einem untreu. Die beste Freundin jedoch, auf die kann man sich immer verlassen. Sie lässt einen nicht im Stich.
    Es ist schön, mit vielen verschiedenen Leuten befreundet zu sein, aber noch wichtiger ist es, eine Freundin zu haben, die einem in guten wie in schlechten Zeiten beisteht. Wenn sich im Leben der einen etwas Schönes ereignet, wird sich die andere mit ihr freuen, als wäre es ihr selbst passiert, und ist die eine traurig, dann tröstet die andere sie, bis alles wieder besser wird.
    Wenn meine Mutter von ihrer besten Freundin Hester Abramowitz sprach (das ist die Saks-Verkäuferin, von der ich vorhin erzählt habe), dann sagte sie oft etwas, das in meinen Augen auch auf Frida zutrifft: »Die wahren Freunde sind nicht die, die sich mit dir in der Limousine zum Ball chauffieren lassen, sondern die, die danach im Bus mit dir nach Hause fahren.«
    Heute hatte Frida eine lange, unbequeme Busfahrt für mich in Kauf genommen, und noch weit mehr.
    Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.
    Zu Hause angekommen, übergab ich Frida an Ken,
und sie ließ sich in seine Arme sinken und von ihm in den Aufzug bugsieren. Auf der Fahrt nach oben hielt ich ihre Hand.
    »Muscheln in pikanter Tomaten-Knoblauch-Sauce«, murmelte sie.

Das Nachbeben
    E twas weiter links«, instruierte mich Frida, als ich kurz darauf ihre Nackenpartie massierte. Frida war immer schrecklich verspannt, weil sie die ganze Welt auf ihren Schultern trug.
    In meiner Wohnung angelangt, hatten Lucy und ich als Erstes dafür gesorgt, dass Barbara und Frida ihre nassen Kleider ablegten. Schweigend brachte ich ihnen meine beiden Morgenmäntel, und während sie hineinschlüpften, eilte ich in die Küche, um das Hühnersandwich von vorhin aus dem Kühlschrank zu holen, und dazu Salz und ein Glas Dijon-Senf.
    Barbara stopfte sich das Essen ungeduldig in den Mund, mit den Fingern, wie ein Höhlenmensch. »Gibt’s noch Brot?«, nuschelte sie.
    »Ja, und Suppe. Sie brauchen etwas Gehaltvolleres, Barbara.« Ich eilte zurück in die Küche, öffnete die Dose Suppe, die ich für Augenblicke wie diese stets auf Vorrat zu Hause hatte, und wärmte sie auf. Frida und Barbara schienen sich nicht im Geringsten darüber zu wundern, dass ich mich in der Küche

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