Wuensch dir was
ich den ewig gleichen Alltagstrott, die endlosen Wiederholungen nicht mehr ertragen konnte.
Tja, man soll sich eben immer gut überlegen, was man sich wünscht.
Was könnte jemanden, der unverhofft noch einmal seine Jugend wiedererlangt hat, dazu bewegen, je wieder zurückkehren zu wollen?
Warum hatte ich zurückkehren müssen? Warum hatte ich mich meiner Familie derart verpflichtet gefühlt? Man hört doch ständig von Leuten, die sich vor ihrer Verantwortung drücken. Warum war ich dazu nicht in der Lage gewesen? Warum hatte ich nicht den nötigen Mut aufgebracht? Hatte ich die falsche Entscheidung getroffen?
Ich nahm die Brille ab – ich hatte mehr als genug gesehen für einen Tag -, drehte mich auf den Bauch und rückte meinen Busen zurecht.
Dann tastete ich nach der Nachttischlampe, knipste das Licht aus und starrte in die Dunkelheit.
Ein Wunsch stieg in mir auf.
Ich wünschte mir, ich könnte mit meiner Entscheidung zufrieden sein. Ich wünschte mir, der Schmerz möge aus meinem Herzen weichen.
Das wünschte ich mir von ganzem Herzen.
Nachdem ich eine Weile in der Dunkelheit dagelegen hatte, wurde mir etwas klar. Ich weinte nicht. Ich
dachte einfach ganz nüchtern und rational über alles nach, wie man es in meinem Alter eben tut. Das lernt man mit den Jahren, nüchtern und rational nachzudenken. Und da wurde mir zum ersten Mal in meinem Leben klar, dass alles vorbei war. Der Wunsch, noch einmal jung zu sein, war völlig zwecklos.
So einfach war das.
Ich hatte eine Entscheidung getroffen, ganz gleich, wie sehr ich darunter leiden mochte. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, aus Liebe zu meiner Familie. Das musste ich mir immer vor Augen halten, musste es mir so lange in Erinnerung rufen, bis auch der letzte Funke von Bedauern über meine Entscheidung erloschen war.
Trotzdem war ich von ohnmächtiger Trauer erfüllt, sosehr ich mich auch um Rationalität bemühte.
Ich würde nie wieder neunundzwanzig sein.
Fridas Tag danach
F rida Freedburg schlief wie ein Murmeltier.
Als sie tags darauf die Augen aufschlug, erblickte sie über sich die Decke ihres Schlafzimmers. Nach dem vorangegangenen Tag fand sie es überaus beruhigend, in ihrem warmen Bett zu liegen und an ihre Decke zu starren. Sie zog die Beine an, rollte sich zusammen und zupfte die Steppdecke zurecht.
Dann warf sie einen Blick auf den Wecker und stellte fest, dass es bereits nach halb zwölf war. Frida stand immer erst spät auf, doch heute hatte sie besonders lang geschlafen. Sie hatte sogar ihr vormittägliches Fernsehprogramm verpasst. Aber das war nicht weiter schlimm.
Sie stand auf, duschte und frühstückte. Da sie nicht sonderlich hungrig war, machte sie sich bloß eine Scheibe Toast, die sie so schnell wie möglich aß.
Sie hatte sich für diesen Tag viel vorgenommen. Ein Programmpunkt lag ihr ganz besonders am Herzen, aber es würde noch ein paar Stunden dauern, ehe sie die nötige Courage dafür aufbringen würde.
Sie ging zum Kleiderschrank und holte die nie getragene
Blue Jeans heraus, die sie sich damals gekauft hatte, ehe sie mit Ellie zu dieser Touristen-Ranch gefahren war. Doch dann hatte Frida der Mut verlassen, und statt wie geplant aufs Pferd zu steigen, hatte sie es vorgezogen, in ihrem nachthemdähnlichen hawaiianischen Baumwollkleid am Pool zu sitzen und Eistee zu trinken. Die Hose war etwas eng, obwohl Frida darunter ihr körperformendes Miederhöschen trug, aber egal. In ein paar Monaten würde sie ihr wie angegossen passen, und mit der Zeit würde sie sogar zu weit werden, vorausgesetzt, Frida hielt sich an die Diät, die sie sich vorgenommen hatte.
Dann schlüpfte sie in eines der alten blauen Oxford-Hemden ihres verstorbenen Mannes und hängte sich, um sich eine feminine Note zu verleihen, einige lange Goldketten um den Hals, die sie zuletzt vor zwanzig Jahren getragen hatte. Den krönenden Abschluss bildeten ein Paar goldene Ohrstecker – und die Turnschuhe, die sie schon am Vortag getragen hatte. Um zwölf war sie ausgehfertig.
Frida nahm ihren Schlüsselbund sowie die Ersatzschlüssel – die wollte sie unten bei Ken hinterlegen -, steckte ihr Scheckbuch und ihr Portemonnaie (mit zweierlei Identitätsnachweisen) in die Handtasche und überzeugte sich dreimal, dass sie alles hatte, ehe sie ihre Wohnung verließ.
Mit der einen Hand auf ihrer Tasche und der anderen auf dem Türknauf stellte sie noch einmal sicher, dass sie ihre Schlüssel bei sich hatte, dann zog sie die Tür zu.
Sie ging zum
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