Wuensch dir was
schlenderte sie beschwingt die Chestnut Street entlang und bewunderte in jedem Schaufenster ihr Spiegelbild. Erst jetzt stellte sie fest, dass ihr Sodbrennen bislang ausgeblieben und ihre Arthritis wie weggeblasen war. Die Turnschuhe drückten zwar ein wenig, aber auch das würde vergehen, wenn sie erst eingelaufen waren.
Auf dem Nachhauseweg überlegte sie, ob sie sich auch noch gleich hätte schminken lassen sollen. Nein, das hob sie sich fürs nächste Mal auf.
Jetzt war Frida bereit. Bereit, etwas zu tun, das sie schon seit Jahren hatte tun wollen. Wenn sie sich heute nicht dazu durchringen konnte, dann würde es nie geschehen.
»Schicke Frisur, Mrs. Freedburg«, bemerkte Ken, als sie an ihm vorbeikam.
»Ach, nicht der Rede wert.« Frida kicherte. »Ich hatte einfach mal Lust auf etwas Neues.«
»Es kann nicht schaden, hin und wieder etwas Neues auszuprobieren«, bestätigte Ken.
»Ja, nicht wahr?«
Während Frida auf den Aufzug wartete, zog sie kurz in Erwägung, Ellie noch einen Besuch abzustatten, um ihr die neue Frisur und das Handy vorzuführen. Doch dann rief sie sich ihre Mission in Erinnerung.
Sie würde ihr Vorhaben nicht länger aufschieben. So oft hatte sie es sich schon vorgenommen, doch sie hatte nie den Mut dazu aufgebracht. Was, wenn sich die Dinge nicht so entwickelten, wie sie es sich erhoffte? Was, wenn sie ausgelacht oder mit einer Ausrede abgespeist wurde? Wie dem auch sei, jetzt würde sie die Gunst der Stunde nutzen.
Frida stieg in den Aufzug und drückte auf den entsprechenden Knopf. Vielleicht konnte sie Ellie ja aus ihrer Lethargie reißen, wenn sie mit gutem Beispiel voranging und ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. Nicht, dass sie jetzt weniger besorgt um ihre beste Freundin gewesen wäre. Aber was auch immer Ellie am Vortag erlebt hatte, sie würde es wegstecken. Ellie war stark, bedeutend stärker als sie selbst. Frida kannte Ellie, und sie wusste, früher oder später würde sie sich wieder aufrappeln. Frida dankte Gott dafür, dass ihre Freundin heil zurückgekommen war. Es fiel ihr nicht leicht, die Sorge um Ellie einfach beiseitezuschieben, aber sie wusste, es musste sein. Sie konnte nur hoffen, dass Ellie eine Antwort auf die Frage gefunden hatte, die sie
seit Jahren quälte, und dass sie bald wieder ganz die Alte sein würde. Frida war ziemlich zuversichtlich.
Sie trat aus dem Lift und ging den Korridor entlang.
Vor der betreffenden Wohnungstür angekommen, blieb sie stehen und klopfte an.
»Moment«, ertönte drinnen eine Stimme, worauf sich Frida am liebsten aus dem Staub gemacht hätte, so schnell es ihre drückenden Turnschuhe erlaubten.
Womöglich machte sie ja einen Fehler. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, ihren Plan in die Tat umzusetzen?
»Wer ist da?«, fragte die Stimme.
»Frida Freedburg«, antwortete Frida. Ihre Stimme zitterte leicht.
»Frida!« Das klang erfreut. Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Die Tür ging auf, und dann stand Hershel Neal vor ihr, in einem seiner Rautenmusterpullover.
»Was für eine nette Überraschung. Schick siehst du aus heute, Frida.«
»Danke, Hershel.« Frida tätschelte ihren Bob. »Ich komme gerade vom Friseur.«
»Steht dir hervorragend, deine neue Frisur.« Hershel lächelte und hielt ihr die Tür auf. »Möchtest du nicht reinkommen? Ich mache mir gerade eine Tasse Kaffee.«
»Also, eigentlich …« Frida räusperte sich. »Eigentlich hatte ich vor, mich in dieses hübsche Café um die Ecke zu setzen; das mit den Tischen auf dem Bürgersteig.
Heute ist so ein schöner Tag, da dachte ich, es wäre nett, ein bisschen draußen zu sitzen und die Leute zu beobachten.«
»Ah, verstehe.«
»Also, ich … Ich wollte dich fragen, ob du Zeit und Lust hast mitzukommen. Das Wetter ist so schön, und man kann im Freien sitzen – hab ich das schon erwähnt?« Prompt spürte Frida, wie sie feuerrot anlief. Sie kicherte wie ein Schulmädchen.
Hershel schien zu überlegen, und sogleich kam sich Frida albern vor. Er würde ihr einen Korb geben. Schließlich war er hinter Ellie her. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Jetzt galt es, sich elegant aus der Affäre zu ziehen. Schon legte sie sich Alternativen zurecht. Sie würde nach oben gehen und die Bedienungsanleitung für ihr Handy durchlesen, von der ersten bis zu letzten Seite. Und dann würde sie ein Stück Hühnerbrust für Ellie braten.
»Also, ich …«, setzte Hershel an.
»Ach, nein, lass nur; wenn du dir gerade Kaffee gemacht hast
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