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Wuensch dir was

Wuensch dir was

Titel: Wuensch dir was Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adena Halpern Ursula C Sturm
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würden Sie sich dann nicht auch eine zweite Chance wünschen? Und erzählen Sie mir nicht, Sie würden diese Chance nicht nutzen, wenn sie sich
Ihnen bieten sollte. Sie würden ohne zu zögern Ihren alten Körper, Ihre bei jedem Schritt schmerzenden Knochen gegen eine jüngere Version eintauschen. Denken Sie mal darüber nach. Ich möchte behaupten, von allen Menschen auf diesem Planeten kann ich das am allerbesten beurteilen. Deshalb sollten Sie mir glauben und sich meine folgenden Worte gut einprägen: Jung zu sein ist ein Geschenk, und zwar eines, das Sie irgendwann zurückgeben müssen, also genießen Sie es gebührend.
    Falls Sie zufällig in meinem Alter sind, verraten Sie mir eines: Erinnern Sie sich an den Moment, in dem Sie sich zum ersten Mal gewünscht haben, jünger zu sein statt älter?
    Ich erinnere mich ganz genau.
    Ich war neunundzwanzig.
    Ich weiß noch gut, wie mich dieser Wunsch mit neunundzwanzig zum ersten Mal überkam (als ich das erste Mal neunundzwanzig war, meine ich).
    Es war kurz vor meinem dreißigsten Geburtstag. Dreißig klang für mich damals schrecklich alt. Ich hatte sogar das Gefühl, ich hätte das halbe Leben schon hinter mir. Ich weiß noch, dass ich mit den Kindern im Auto saß; keine Ahnung, wohin wir unterwegs waren. Damals musste ich sie ständig irgendwohin fahren. Ich überlegte, was ich Howard zum Abendessen kredenzen sollte, und beschloss, beim Fleischer ein paar Lammkoteletts zu besorgen, während auf dem Rücksitz die Kinder lautstark miteinander kabbelten.

    »Mom, Barbara hat mit dem Finger auf mich gezeigt«, beschwerte sich Danny.
    »Barbara, lass deinen Bruder in Ruhe«, mahnte ich.
    »Ich hab doch gar nichts gemacht«, entgegnete sie und lachte gackernd.
    »Mom, sie tut es schon wieder«, maulte Danny.
    »Barbara, hör sofort auf! Wenn ich deinetwegen anhalten muss, dann setzt es etwas.«
    Damals konnte man seinen Kindern ohne weiteres einen Klaps auf den Hintern verpassen, wenn sie sich nicht benahmen. Heutzutage wird man wegen so etwas ja gleich angezeigt.
    Die Kinder krakeelten weiter, aber ich blendete den Lärm einfach aus. Das tat ich oft, als sie noch klein waren. Wenn man Kinder hat, lernt man, wie das geht. Ich weiß noch, dass ich an all die Dinge dachte, die es noch zu erledigen galt. Ich war spät dran mit dem Kochen (Howard wollte, dass um sechs das Abendessen auf dem Tisch stand), und Barbara hatte eine Mittelohrentzündung, deshalb musste ich noch in die Apotheke, ehe sie schloss. Und dann war da noch Dannys Schulprojekt, und ich wusste noch nicht, was ich am Samstag zu der Cocktailparty bei den Kitterboxers anziehen sollte.
    Auf einmal schrie Daniel: »Mom, sie zeigt schon wieder mit dem Finger auf mich!«
    »Dann zeig eben zurück!«, brüllte ich.
    Ich atmete einmal tief durch. Die Streitereien zwischen den beiden nahmen kein Ende, bis heute liefern
sie einander ständig Wortgefechte. Täglich musste das Abendessen gekocht werden, täglich gab es etwas zu organisieren oder vorzubereiten, täglich galt es zu überlegen, ob Howard auch alles hatte, was er brauchte. Und wie ich so die Montgomery Avenue entlangfuhr und mir das alles durch den Kopf ging, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich werde es nie vergessen. Es war, als hätte ein Blitz die Nacht erhellt und mir einen Blick auf mein Leben gewährt. Das Gezeter und Geplärr der Kinder, die tausend Dinge, die erledigt werden mussten, die anstehenden Ereignisse … »Das ist also mein Leben?«, dachte ich damals.
    Ich war erschüttert.
    Ich wollte nicht dreißig werden mit allem, was dazugehört, weil ich das Gefühl hatte, der weitere Verlauf meines Lebens wäre bereits festgelegt.
    Alles war längst vorherbestimmt. Jetzt musste ich nur noch alt werden. Es war nichts Neues mehr in Aussicht. Früher oder später würden die Kinder flügge werden, und Howard und ich würden allein sein, aber was würde sich abgesehen davon groß ändern?
    Der Gedanke daran jagte mir eine Heidenangst ein.
    Von diesem Tag an wünschte ich mir nicht mehr, älter zu sein. Ich kaufte Cremes und Lotionen, um mir mein jugendliches Aussehen zu erhalten, und ich fing an, peinlich genau auf mein Gewicht zu achten.
    Es war ein unspektakulärer Augenblick, aber er markierte einen Wendepunkt in meinem Leben.
    Seit diesem Tag habe ich mir immer gewünscht,
wieder neunundzwanzig zu sein, noch einmal von vorne anfangen und alles ganz anders machen zu können. Vielleicht nicht unbedingt täglich, aber doch jedes Mal, wenn

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