Wuensch dir was
Aufzug, fuhr ein paar Stockwerke hinunter und klopfte an die Wohnungstür ihrer Freundin.
»Ellie?«
Keine Reaktion.
Mit Ellies Schlüssel sperrte sie die Tür auf. Die Decken, mit denen sie, Barbara und Lucy sich warm gehalten hatten, lagen ordentlich zusammengefaltet und aufeinandergestapelt auf der Couch, wo sie Frida gestern selbst deponiert hatte. Sie warf einen ganz kurzen Blick in Ellies Spiegel aus Paris und kam nicht umhin zu bemerken, wie gut sie heute aussah.
Vorsichtig öffnete sie die Schlafzimmertür und flüsterte: »Ellie?« Der Raum war dunkel; nur rechts und links der Jalousie drangen ein paar Lichtstrahlen herein und erhellten die Wand hinter Ellies Bett. Ellie lag auf dem Bauch, wie immer, wenn sie schlief.
Ihr Kopf war abgewandt. Sie zuckte leicht, als sie ihren Namen hörte, drehte sich aber nicht um.
»Ellie, es ist schon nach zwölf. Ich habe einiges zu erledigen und wollte dich fragen, ob ich dir etwas mitbringen soll«, flüsterte Frida.
Ellie antwortete nicht.
»Ellie, brauchst du irgendetwas?«
»Nein danke«, kam es verschlafen zurück.
»Ich schaue nachher noch mal vorbei, ja?«
Ellie brummte etwas.
Frida verließ die Wohnung, sperrte ab und nahm den Aufzug nach unten.
»Tag, Ken«, begrüßte sie den Portier lächelnd.
»Tag, Mrs. Freedburg«, entgegnete Ken lethargisch und hielt ihr die Tür auf.
»Ach, übrigens, Ken …« Frida blieb stehen. »Danke, dass Sie gestern Nacht hiergeblieben sind, bis Mrs. Jerome kam. Das war sehr nett von Ihnen.«
»War doch selbstverständlich. Ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich diese junge Frau hereingelassen habe.«
»Trotzdem möchte ich mich bei Ihnen bedanken.« Sie streckte ihm lächelnd die Hand hin.
»Das weiß ich zu schätzen.« Ken lächelte ebenfalls und ergriff die dargebotene Hand. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm Frida auf diese Weise unauffällig etwas zuzustecken versuchte.
»Ich bin bald wieder da«, verkündete Frida und trat vor die Tür.
Ken starrte ihr einen Moment nach, dann blickte er auf seine Hand hinunter. Frida hatte ihm einen zusammengefalteten Fünfdollarschein gegeben.
»Sieh einer an.« Er grinste und nickte, während er den Schein in die Hosentasche schob. »Das ist immerhin ein Anfang.«
Frida begab sich als Erstes in den Handy-Laden in der Walnut Street, an dem sie schon so oft vorbeigekommen war. Unzählige Male hatte sie sich vorgenommen hineinzugehen, und heute würde sie es endlich tun.
Zwei Stunden später war sie stolze Besitzerin eines
eigenen Mobiltelefons. Während Frida mit ihrem schmucken schwarzen Klapphandy die Walnut Street entlangmarschierte, prägte sie sich die Nummer ein, die man ihr genannt hatte. Sie hatte einen Zweijahresvertrag abgeschlossen, deshalb war das Telefon gratis, und zudem hatte sie eine kostenlose Versicherung ausgehandelt, für den Fall, dass es verloren ging oder gestohlen wurde. Wenn das kein gutes Geschäft war!
Gleich darauf passierte sie einen Friseur. Sie blieb stehen, ging ein paar Schritte zurück und spähte in den Laden. Einige der Sessel waren leer. Es handelte sich um einen dieser neumodischen Salons, die hauptsächlich von einer jüngeren Klientel frequentiert werden. Beim Anblick all der schönen jungen Leute zögerte Frida einen Augenblick, doch dann atmete sie einmal tief durch und gab sich einen Ruck.
»Hallo«, begrüßte sie das Mädchen hinter dem Empfangstresen. »Hat einer Ihrer Friseure zufällig Zeit für einmal Waschen und Föhnen?«
»Ich glaube, Szechuan hat gerade nichts zu tun«, erwiderte die junge Dame freundlich und konsultierte ihren Terminkalender. »Ja, er hat Zeit.« Sie erhob sich. »Ich hole Ihnen einen Umhang. Klasse Halsketten übrigens.«
»Oh, vielen Dank.« Frida errötete.
Nach einer Dreiviertelstunde war Fridas Haar frisch gewaschen, gekämmt und glatt geföhnt. Szechuan hatte ihr außerdem Strähnchen verpassen wollen, aber
das musste sie sich erst noch durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht nächstes Mal. Sie würde auf jeden Fall wiederkommen. Hier ging es viel lebhafter zu als bei dem Friseur, zu dem sie sonst ging, und obendrein hatte man sie mit ausgesuchter Freundlichkeit bedient. Kundinnen in ihrem Alter wurden hier offenbar als etwas Besonderes betrachtet, und Frida hatte ihren Sonderstatus genossen. Mit ihrem glatt geföhnten Bob statt der üblichen Löckchen fühlte sie sich außerdem seltsam frei. Sie musste Szechuan Recht geben – sie sah fünf Jahre jünger aus.
Kurz darauf
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