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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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aber … nun … Er hat mich gebeten, es für mich zu behalten.« Amandas Gesicht verhärtete sich vor Zorn. »Warte, bitte lass mich ausreden. David hat sich verplappert und mir eines Tages von dieser Frau erzählt. Ich war natürlich entsetzt. Aber er hat mir das Versprechen abgenommen, es für mich zu behalten … Und im Gegenzug hat er hoch und heilig geschworen, die Sache zu beenden. Ich hatte keine Ahnung, dass es weiterlief … oder dass er vorhatte, Charmaine zu verlassen. Mein Gott.«
    Richard hielt inne, um zu sehen, wie seine Frau reagierte. Es war eindeutig, dass er noch etwas Arbeit vor sich hatte, ehe sie sich beruhigt haben würde. Sie starrte ihn noch immer vorwurfsvoll an.
    »Für mich war die ganze Sache unerträglich«, fuhr er fort, wobei er allmählich anfing, seinen Lügen selbst Glauben zu schenken. »Du hast ja keine Ahnung, Amanda. Ich habe kurz vor der Dinnerparty von ihr erfahren. Und dann musste ich mich mit Charmaine unterhalten, obwohl ich genau wusste, dass David … dass er diese Sache am Laufen hat. Es ist eine unmögliche Situation gewesen. Wenn dich eine Freundschaft in einen solchen … einen solchen Gewissenskonflikt stürzt. Ich war so wütend auf ihn!«
    Die Worte fingen an, ihm im Hals stecken zu bleiben, und
ein Gefühl der Scham ergriff Besitz von ihm. Dennoch sprach er weiter. »Deshalb habe ich mich auch so danebenbenommen. Ich wollte mich schon länger bei dir dafür entschuldigen und dir erklären, was los war. Aber ich konnte nicht. David war außer sich. Er hatte schreckliche Gewissensbisse, und es tat ihm so leid, dass er mich da mit hineingezogen hatte. Er hat mir gesagt, dass er die Sache beenden würde. Aber anscheinend hat er jetzt …« Er brach ab und hoffte, dass seine Verwirrung überzeugend wirkte.
    Amanda schien wieder etwas zugänglicher zu werden, auch wenn sie keinen Schritt auf ihn zukam. Sie schürzte nachdenklich die Lippen, als müsste sie über ihr Urteil nachdenken. »Hm … Ich weiß nicht, Richard. Charmaine ist auch unsere Freundin. Ich weiß nicht, ob eine Freundschaft zwischen Männern über Anstand und Ehrlichkeit in einer Ehe stehen sollte. Natürlich verstehe ich, dass dich David in eine schwierige Lage gebracht hat. Ich weiß nur nicht, ob du die richtige Entscheidung getroffen hast. Jedenfalls finde ich, dass du mit Charmaine sprechen solltest, damit sie dein Verhalten besser versteht.«
    Sie pfiff die Hunde zu sich und ging in Richtung Haus. Richard entspannte sich wieder. Wieso befand sich sein Leben auf einmal auf Messers Schneide? Warum musste er zu solchen Mitteln greifen, um nicht aufzufliegen?
    »Und noch eines, Richard.« Amanda blieb stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Wage es ja nicht, noch einmal in diesen Club zu gehen.«

17
    Durch die dicke Scheibe konnte Ifasen Abayomi nicht berühren. Das Glas war von den Fingerabdrücken anderer Häftlinge verschmiert, die auf demselben Stuhl wie er gesessen hatten, die Haut an die kalte Absperrung gepresst, um ihren Frauen und Freundinnen so nah wie möglich zu sein. Die Dicke des Glases verlieh dem Raum dahinter einen grünlichen Schimmer und erinnerte an das Innere eines Aquariums. In gewisser Weise war er erleichtert, dass er sie nicht berühren konnte. Er wäre sowieso nicht in der Lage gewesen, ihre Hand zu nehmen und sie so mit seinem Dreck zu beschmutzen.
    Der Übergriff in der Gefängniszelle hatte alles verändert. Stunden nach dem Vorfall war er in die Gemeinschaftszelle zurückgebracht worden, aber er hatte seit Tagen kaum mehr etwas gegessen. Ohne Appetit stocherte er in dem schwer verdaulichen Essen herum. Die Wärter brüllten ihn an und ließen ihn nicht nach draußen. Dennoch konnte sich Ifasen nicht dazu überwinden, etwas zu sich zu nehmen. Aber das hielt sie nicht davon ab, ihn jeden Morgen zu wecken, indem sie mit den Metalltellern gegen die Gitterstäbe schlugen.
    In der Gemeinschaftszelle war es durch die vielen gefangenen Körper stickig und heiß. Die Toilette stank faulig und trug zu dem ekelerregenden Geruch bei, der wie eine warme, feuchte Decke über ihnen hing. Ifasen rollte sich auf seiner Plastikmatratze
zusammen und wartete, bis die anderen Häftlinge aufgegessen hatten und nach draußen gebracht worden waren. Er schämte und fürchtete sich zu sehr, um sich auszuziehen und zu duschen, weshalb ihm schon bald ein unangenehm durchdringender Geruch wie ein ständiger Schatten folgte.
    Der Übergriff hatte eine undurchdringliche Mauer um ihn

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