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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bereits am Telefon erklärt, dass sich auch
sein Club an die Bestimmungen des Alkoholausschanks halten musste.
    »Meiner Lizenz nach darf ich aber bis zwei Uhr nachts ausschenken. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, gab Svritsky gereizt zurück.
    »Dann kann die Polizei nichts dagegen tun, Stefan. Machen Sie sich keine Sorgen.« Richard versuchte sicher zu klingen, aber in Wahrheit kannte er sich mit Schanklizenzen nicht aus und hatte auch keine Lust, sich mit der Polizei auf eine Debatte darüber einzulassen. Leider gab sich der Russe damit nicht zufrieden, sondern tauchte einige Stunden später unangekündigt im Büro auf, um Richard eine Kopie der Lizenz vorbeizubringen.
    »Schauen Sie sich das an«, rief er und warf das zerknitterte Papier auf den bereits überquellenden Schreibtisch. »Schauen Sie sich an, was diese Arschlöcher machen.«
    Richard betrachtete die Lizenz. Darauf war eindeutig zu lesen, dass jegliche Art von Alkoholausschank und -verkauf ab Mitternacht verboten war.
    »Ich habe eine Lizenz bis zwei Uhr beantragt … Und jetzt sehen Sie sich an, welchen Scheiß man mir serviert hat.«
    Richard versuchte zu argumentieren. Aber jegliches Bemühen seinerseits, vernünftig mit Svritsky zu reden, scheiterte. Der Russe war empört und weigerte sich zu verstehen, dass er keine Argumente in der Hand hatte. Richard gab sich die größte Mühe, ihm die Lage nahe zu bringen, in der sie sich befanden. Er ermahnte Svritsky, an die bevorstehende Gerichtsverhandlung und die Beschuldigung der Zeugeneinschüchterung zu denken. Svritsky brüllte ihn nieder und bestand darauf, dass ihm unerträgliches Unrecht widerfahre. Dann riss er die Kopie an sich und stürmte aus dem Büro. Es wäre sinnlos gewesen, ihm zu folgen und zu versuchen, ihn zu beruhigen. Richard ließ ihn laufen.

    Die Schimpftiraden des Russen hatten ihn ausgelaugt und deprimiert. Sein Mandant zeigte tiefste Verachtung für jegliches Gesetz, das seine meist illegalen Geschäfte irgendwie einschränkte. Als Anwalt war es nicht Richards Aufgabe, seinen Klienten über die Bedeutung oder den Zweck dieser Einschränkungen aufzuklären, sondern einen Weg zu finden, sie zu umgehen. Er musste seine jahrelangen Erfahrungen als Jurist dafür einsetzen, genau die Institution zu untergraben, zu der er gehörte.
    Das bedrückte ihn - ebenso wie die ständigen vulgären Kommentare seines Mandanten über Frauen. Obwohl Richard normalerweise nicht weiter darauf geachtet hätte, stieß er sich nun immer mehr an der Tatsache, dass es gerade Svritsky gewesen war, der den Kontakt zu Abayomi hergestellt hatte. Der Russe hatte zwar kein weiteres Wort darüber verloren, hatte nie nachgefragt, ob Richard seinen Rat befolgt hatte, aber allein die Vorstellung, dass auch er mindestens einmal Abayomis Hände auf seinem feisten Körper gespürt hatte, erfüllte Richard mit Abscheu. Ihm war bewusst, wie unpassend es gewesen wäre, eifersüchtig zu sein. Aber der Gedanke, dass es auch nur einen einzigen Moment der Intimität zwischen Abayomi und seinem Mandanten gegeben haben könnte, quälte ihn immer wieder.
    Er trank einen Schluck Bier und wischte sich den Mund mit dem Ärmel seines Hemds ab. Sein Körper fühlte sich eigenartig mitgenommen an, sein Kopf pochte dumpf. Diese heftige Erschöpfung ist seltsam, dachte er. Vielleicht lag es an dem gestrigen ausgelassenen Tag mit der Namenszeremonie und dem, was dann gefolgt war.
    Im Gegensatz zu den beiden letzten Malen hatte Abayomi diesmal am Rand der Massagebank gesessen und ihm dabei zugesehen, wie er sich auszog. Dabei hatte sie mit einer Vertrautheit mit ihm gesprochen, die ihn völlig ungezwungen werden
ließ. Auch sie selbst schien weniger angespannt. Sie hatte ihm ihre Verbindung zu den beiden jungen Eltern des Babys erklärt, dessen Namensgebung sie gefeiert hatten, und wie sich die kulturellen Unterschiede in der Feier überschnitten und dem Ganzen eine neue Dimension verliehen hatten.
    Am liebsten hätte sich Richard wieder angezogen, wäre mit ihr essen gegangen und hätte die Nacht mit Gesprächen verbracht. Doch ihre Hand begann während des Sprechens gedankenverloren über seine Brust zu wandern. Sie schob sie in seine Unterhose und spielte mit ihm, bis er glaubte, explodieren zu müssen. Jeglicher Gedanke an Essen verschwand schlagartig, und keiner von ihnen redete ein weiteres Wort.
    Als sie beide nackt waren, zog sie ihn hoch und küsste ihn zum ersten Mal direkt auf den Mund. Sie hinterließ eine zarte

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