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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verlassen hatte.
    Nophumla brachte ihm den Kaffee. Sie zeigte auf das Foto, das auf der Titelseite der Zeitung abgedruckt war. Eine junge Frau hockte auf einer schmutzigen Matratze am Straßenrand, drückte ihr Baby an sich und blickte verwirrt in die Kamera.

    »Sie verjagen sie jetzt aus den Townships. Meinem Nachbarn wurde gestern der Laden abgebrannt.« Sie schüttelte den Kopf. »Nun haben wir kein Geschäft mehr in der Nähe, wo wir unser Brot kaufen können. Ich muss bis zum anderen Ende des Viertels laufen.«
    Richard starrte auf das ausdruckslose Gesicht der Frau auf der Zeitung und fragte sich, was diese Ausländer gemacht hatten, um einen solchen Zorn auf sich zu ziehen. Einen Moment lang überlegte er sich, ob er Nophumla diese Frage stellen sollte, doch als er aufblickte, war sie bereits aus der Tür.
    Nachdenklich rührte er in seinem Espresso und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder der Zeitung zu. Er versuchte sich auf einen kurzen Artikel über einen möglichen Wechsel im Aufsichtsrat von Quantal zu konzentrieren. Als er ihn fast zur Hälfte gelesen hatte, wurde er durch lautes Klopfen an der Tür aufgeschreckt. Svritsky stürmte in sein Büro und füllte sogleich den ganzen Raum mit seinem Körpergeruch. Obwohl sich Richard diesmal nicht in der Lage sah, seinen Unmut zu verbergen, schien sein Klient nichts davon zu bemerken.
    »Das macht ihr Anwälte also, wenn ihr in euren Büros sitzt«, sagte der Russe. »Hören Sie mit dem Lesen auf und verdienen Sie sich lieber Ihr Geld.«
    Richard faltete in aller Ruhe die Zeitung zusammen. Svritsky beugte sich über den Schreibtisch und zog sie ihm aus der Hand, wobei er sie achtlos zerknitterte. Dieser Übergriff und die unangenehme Nähe von Svritskys schweißnasser Hand machten Richard wütend. Doch noch ehe er reagieren konnte, hatte sein Klient bereits einige Papiere vor ihn auf den Tisch gelegt.
    »Das sind die Dokumente für den Wagen.« Der Russe machte es sich in einem Sessel bequem. »Wie Sie sehen, gehört er mir nicht. Das ist ein … ein Geschäftswagen. Keine Ahnung, ob Ihnen das weiterhilft, aber jetzt wissen Sie es.«

    Nadine tauchte unter der Tür auf, bemerkte Svritsky und drehte sich auf dem Absatz um.
    »Ah, danke, gute Frau. Ich nehme einen Kaffee und einige von diesen leckeren Keksen - ja?«
    Nadine schnaubte, und Svritsky lachte laut auf. Dann zwinkerte er Richard verschwörerisch zu. »Ich wünschte, Sie würden sich für Ihr Büro eine schönere Aussicht anschaffen. Die ist wirklich hässlich, mein Guter.«
    Richard vermochte nicht länger an sich zu halten. »Stefan, Sie können hier nicht einfach hereinplatzen, meine Angestellten beleidigen und boshafte Bemerkungen über meine Arbeitsweise machen. Es reicht! Das ist eine professionelle Kanzlei, und ich habe Partner und auch noch andere Klienten, um die ich mich kümmern muss. Sie sind nicht der einzige. Vergessen Sie das nicht.«
    Svritskys Hals rötete sich, und die Farbe seiner Augen wurde sichtbar dunkler. Er starrte Richard an, als müsste er ihn erst einmal genau in Augenschein nehmen, ehe er fauchte: »Und Sie sind nicht der einzige nutzlose Anwalt in dieser Stadt. Vergessen Sie das auch nicht, mein Freund. Sie wollen mein Geld - oder nicht? Dann kommen Sie mir nicht so. Sie machen das, wofür ich Sie bezahle. Und tun Sie verdammt noch mal nicht so, als ob es hier um etwas anderes als um Geld ginge.«
    Richard erhob sich. Er hatte Angst, seine Partner könnten Svritskys Tirade hören. Doch noch ehe er die Tür schließen konnte, eilte Nophumla herein. Sie stellte den Espresso und ein Glas mit kaltem Wasser auf den Schreibtisch, legte zwei Schmerztabletten daneben und reichte dem Russen eine Tasse Filterkaffee. Dann hielt sie ihm geduldig das Tablett hin, während er sich mit reichlich Zucker und Milch bediente.
    »Danke, Schätzchen«, sagte er. Die Rötung seines Halses hatte nachgelassen, und er grinste, als er in seinem Kaffee rührte.
Richard atmete erleichtert auf, als Nophumla die Tür hinter sich schloss.
    »Sie … Sie sind viel zu angespannt, Richard. Sie sollten aufhören, sich ständig Sorgen über Ihre Partner zu machen und was die denken könnten. Ich finde, Sie müssten endlich mal wieder ein bisschen leben.« Der Löffel klapperte auf der Untertasse, als Svritsky die Tasse abstellte und sich zurücklehnte. Er wirkte wieder so entspannt wie zuvor.
    »Tut mir leid, Stefan«, erwiderte Richard. Seine Wut ermüdete ihn, und er wusste sowieso, dass er sie nicht

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