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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lange aufrechterhalten konnte. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und nippte an seinem Espresso. Der bittere Kaffee brannte in seinem Rachen, und er trank einen Schluck Wasser nach. Sein Klient beobachtete ihn aufmerksam.
    »Sie haben recht«, fuhr Richard fort und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich bin angespannt. Vielleicht brauche ich etwas Abwechslung. Aber ich glaube, nicht auf die Art und Weise, an die Sie denken, Stefan.«
    Svritsky lachte. »Es gibt verschiedene Arten, wieder aufzuleben. Da draußen wartet vieles auf uns. Aber Sie sollten nicht das wählen, was Sie sowieso schon kennen. Das ist nämlich der Trick, Richard. Die besten Dinge sind die unbekannten, die neuen. Immer wieder dasselbe tun, bedeutet nicht leben. Das ist … Wie sagt man doch? Das ist nur auf der Stelle treten. Auf die Weise kommen Sie nie an. Sie sehen nie etwas Neues. Sie müssen sich trauen, ins kalte Wasser zu springen. Stimmt doch?«
    »Mir machen nur die Haie etwas Sorgen.«
    »Haie gibt es nicht nur im Wasser. Nur weil Sie nicht wagen, hineinzuspringen, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie nicht in Gefahr sind, mein Freund.« Svritsky lächelte vor sich hin, als ob er sich amüsierte. »Sie wissen nicht, was Haie sind, Richard.
Ich bin schon mit einigen von diesen Biestern geschwommen. Mit riesigen Haien, deren Zähne einen innerhalb von Sekunden in Fetzen reißen können.«
    Richard war sich nicht sicher, wie bildlich sein Klient das noch meinte.
    »Israelis, Triaden, Albaner«, fügte Svritsky erklärend hinzu. »Das sind keine Leute, mit denen man etwas zu tun haben möchte. Weder im Wasser noch auf dem Land.«
    Die beiden Männer schwiegen einen Moment lang, und Richard dachte an ihre unterschiedliche Herkunft. Der Russe trank seinen Kaffee aus und stellte Tasse und Unterteller klirrend auf den Schreibtisch.
    »Ich verstehe Ihre Bedenken, Richard. Aber nicht alles da draußen will Ihnen Böses, wissen Sie. Es gibt auch angenehme Dinge. Vergnügen. Wie zum Beispiel eine gute Massage. In meiner Heimat wissen die Frauen, wie man massieren muss. Sie haben starke Hände, ohne einem damit gleich die Muskeln von den Knochen zu reißen. Hier, in Ihrem Land, hat man keine Ahnung von einer guten Massage. Ehrlich - entweder kratzen sie wie kleine Krebse auf deiner Haut herum und benutzen ihre Finger wie lausige Federn. Oder sie fallen über dich her, als wollten sie dich umbringen.«
    Richard lachte, als Svritsky aufstand und seine Finger zu Krallen bog, so dass sie wie Bärenklauen aussahen.
    »Sie springen dir auf den Rücken und versuchen dir die Rippen von der Wirbelsäule zu trennen. Man erwartet fast, dass sie sich wie ein wildes Tier auf einen stürzen und einem die Zähne in die Haut schlagen.«
    Der Russe hielt inne und riss ein Stück Papier von Richards Notizblock ab. Er holte sein Handy heraus und ging sein Telefonbuch durch, ehe er nach einem Kugelschreiber griff. Dann kritzelte er etwas auf das abgerissene Papier und reichte es Richard.
An der Stelle, wo Svritsky es mit seinen Fingern festgehalten hatte, war jetzt ein fettiger Fleck zu erkennen.
    »Ich war sehr überrascht, als ich hier eine Frau gefunden habe, die eine wirklich gute Massage geben kann. Sie ist zwar keine Russin, aber …« Er zuckte mit den Achseln. »Sie ist trotzdem gut. Sehr professionell. Kräftige Hände. Sie sollten sie ausprobieren, Richard. Rufen Sie sie an. Ich bin bisher erst einmal bei ihr gewesen, aber vielleicht weiß sie noch, wer ich bin. Sie wird es schaffen, dass sich Ihre Schultern wieder jung anfühlen. Sie müssen sich entspannen, mein Freund.« Svritsky ging zur Tür und machte sie auf. »Und unternehmen Sie endlich etwas wegen dieser Frau.« Er deutete auf Nadines leeren Schreibtisch. »So geht das nicht.«
    Damit verabschiedete er sich grinsend und verschwand.
    Richard zerknüllte das Papier und warf es in Richtung Papierkorb, ohne zu treffen. Es prallte gegen die Wand und rollte hinter einen Blumentopf mit einem Farn. Fluchend stand er auf und beugte sich hinab, um das Papier aufzuheben. Er spürte, wie es ihm durch die rechte Gesäßbacke bis nach oben ins Kreuz fuhr. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zuckte er zusammen, streckte aber dennoch den Arm aus und hob die kleine Papierkugel auf. Seine Schultermuskeln fühlten sich unangenehm hart an. Die Anspannung hatte seinen ganzen Rücken bis zum Nacken erfasst.
    Mit dem Papier in der Hand richtete er sich langsam auf und ließ die Schultern kreisen, um

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