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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Druck zu mindern. Seufzend kehrte er zu seinem Tisch zurück. Er trank einen Schluck Wasser und schluckte die Schmerztabletten, die ihm Nophumla gebracht hatte. Dann strich er das zerknüllte Papier glatt, auf das nur eine Telefonnummer gekrakelt war.
    Ungeduldig schob er es beiseite und begann zu arbeiten. Doch die schmerzhafte Verkrampfung seiner Schultern und die in seinem
Blickfeld liegende Telefonnummer lenkten ihn immer wieder ab. Nach einer erfolglosen halben Stunde nahm er das Papier wieder zur Hand und wählte die Nummer, die darauf stand, wobei er den Hörer mit seiner rechten Hand hielt, während er mit der linken seine Schulter zu massieren versuchte.
    Als am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde, bemerkte er seine Aufregung. Eine weibliche Stimme fragte, ob er einen Termin vereinbaren wolle. Es hatte etwas Verbotenes, eine fremde Frau auf ihrem Handy anzurufen, als müsste eine solche Unterhaltung automatisch heimlich erfolgen, ganz gleich, wie unschuldig der Grund des Anrufs auch sein mochte. Richard kam sich töricht und schuldig vor. Vorsichtshalber behielt er die halb offene Tür im Auge, falls plötzlich Nadine auftauchen sollte, und er vereinbarte hastig einen Termin für fünfzehn Uhr am folgenden Nachmittag. Die Frau wirkte höflich und reserviert. Doch ihre Stimme hatte einen warmen singenden Tonfall, der ihm noch eine ganze Weile nachhing, nachdem er bereits aufgelegt hatte.

5
    Schweißperlen liefen über Ifasens Nacken, während er sich einen Weg zwischen den wartenden Autos hindurchbahnte. Der Teer unter seinen Füßen dampfte, und er spürte die brennende Hitze an seinen abgelaufenen Schuhsohlen, als ginge er über glühende Kohle. Die Abgase füllten die Luft mit einem beißenden chemischen Gestank, während die Wagen hintereinanderstanden, eine lange Reihe aus Blech, die bis in weite Ferne den Hügel hinabreichte. Er hörte, wie sich die Kühlungslüfter nacheinander einschalteten, um der Überhitzung gegenzusteuern, und merkte, wie die Drehzahl der Motoren kaum merklich stieg, wenn die Fahrer im abgeschiedenen Inneren der Autos die Klimaanlage höher schalteten.
    Je kleiner der Motor, desto schriller das Dröhnen, wenn er sich im Leerlauf befand. Die Diesel- Bakkies klangen am tiefsten, wenn sie wie gelangweilte Traktoren vor sich hin stotterten. Ifasen betrachtete die Land Cruiser, deren gewaltige Reifen fetten Nacktschnecken gleich unter der Karosserie hervorlugten. Im Gegensatz dazu wirkten die schmalen Räder der blechernen koreanischen Kleinwagen wie Knöpfe, die man seitlich an einem ausgeschnittenen Kartonmodell befestigt hatte. Manchmal wies er einen Fahrer darauf hin, wenn er einen platten Reifen am Fahrzeug bemerkte. Meist jedoch machte er sich nicht mehr die Mühe, da er der stets abwinkenden Gesten überdrüssig
war. Stattdessen beobachtete er, wie die Pendler wieder anfuhren und der Gummi am heißen Teer des Bordsteins kleben zu bleiben drohte.
    Manchmal kämpfte Ifasen gegen die Langeweile an, indem er schätzte, wie viel die Autos um ihn herum wohl insgesamt wert waren. Meistens kam er auf mehr als eine Million Rand. Sein bestes Ergebnis belief sich auf zwei Millionen siebenhunderttausend Rand, als sich an einem Tag mehrere Luxus-Allrad-Wagen wie bei einer Autoshow hintereinander aufgereiht hatten. Doch die Ampel schaltete unweigerlich immer wieder auf Grün, und die Millionen rollten davon, nur um kurz darauf von einer weiteren Darbietung des Wohlstands ersetzt zu werden. Menschen und Fahrzeuge waren hier endlos in Bewegung - wie ein riesiger breiter Fluss, der niemals innehält.
    Das Auto neben ihm stieß wirbelnde ölige Abgasschwaden in die Luft, als der Fahrer ungeduldig aufs Pedal trat, um endlich weiterfahren zu können. Der Rauch trieb durch die Luft und löste sich dabei kaum auf. Ifasen starrte den Mann finster an, doch der vermied jeglichen Augenkontakt. An manchen Tagen belustigte ihn die Reaktion der Fahrer auf ihn, wenn sie krampfhaft wegsahen oder warteten, bis er an ihrem Fenster war, ehe sie vorsichtig ein paar Zentimeter vorkrochen. Sie taten so, als hätten sie wichtigere Dinge zu tun oder als würde die Ampel jeden Moment umschalten, weshalb sie sich nicht mit jemandem wie ihm aufhalten konnten.
    Ein offen stehendes Fenster war stets das vielversprechendste Zeichen. Aber oftmals glitt die Scheibe wie von einer unsichtbaren Hand bedient nach oben und schloss sich, ehe Ifasen die Tür erreichte. Der Fahrer blickte in eine andere Richtung oder

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