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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Frivolität um ihn herum anfangen sollte. Die Stripperinnen hatten ihre Vorstellung beendet und verließen die Bühne, auf der feuchte Unterwäsche und zerknitterte Bänder verteilt lagen. Ein Mann mit ungesund geröteter Haut und beginnender Glatze stand jetzt mit einem Mikrofon dort oben und lachte gellend über seine eigenen Witze. Die Menge lichtete sich. Die Zuschauer griffen nach ihren Jacketts oder bahnten sich einen Weg zur Theke und den Toiletten. Der Komiker auf der Bühne buhlte mit dröhnender Stimme weiter um Aufmerksamkeit.
    Richard leerte sein Glas. »Danke fürs Bier, David. Gehst du auch bald?«
    David schüttelte gedankenverloren den Kopf. »Ich glaube, ich bleibe noch etwas.« Er blickte zu seinem Freund auf und lächelte matt. Richard zuckte die Schultern und erhob sich.
    Draußen spiegelte sich rotes Neonlicht auf dem nebelfeuchten Teer der Straße. Es fühlte sich spät an. Richard warf einen Blick auf seine Uhr. Es war erst früh am Abend, und der Verkehr floss noch zäh dahin. Autoreifen zischten wie Schlangen auf der
nassen Fahrbahn. Ein Pärchen stand neben seinem Wagen und küsste sich. Sie hatten die Münder geöffnet, als ob sie sich voneinander ernähren wollten.
    Während Richard einstieg, fragte er sich, ob er jemals wieder einen anderen Menschen so küssen würde. Dieser seltsam intime Akt, den Mund eines Fremden zu schmecken. Es erschien ihm grausam, dass ihm nur noch dunkle Erinnerungen daran bleiben sollten. Am liebsten hätte er noch irgendwo weitergetrunken, doch ihm fiel keine Bar oder Kneipe ein, die er allein hätte besuchen können, ohne dabei erbärmlich zu wirken. Die Strecke nach Hause lockte ihn mit Altvertrautem, und gehorsam lenkte er das Auto auf den Highway.
     
    Der nächste Tag begann ruhig - mit einer Zeitung und einem heißen bitteren Espresso an seinem Schreibtisch. Dennoch war Richard innerlich nervös und angespannt. Immer wieder kehrte er in Gedanken zum Abend zuvor zurück, zu seiner humorlosen Reaktion auf David und der unangenehmen Mischung aus Ekel und Faszination, die Tashkia in ihm ausgelöst hatte. Sie hatte offensichtlich gespielt, und doch hatte sie sich ohne Scham als eine Art Edelprostituierte präsentiert. Der Eindruck, dass sie nichts zu verlieren hatte, verlieh ihr einen gefährlichen Reiz. Die Geste mit dem feuchten Finger hatte sowohl lächerlich als auch erotisch auf ihn gewirkt.
    Doch am meisten hatte ihn an diesem Abend das zärtliche Geplänkel der beiden aus der Fassung gebracht. Die Art und Weise, wie David an Tashkias Haar gerochen hatte, die Berührung ihres Fingers, der sich auf seine Lippen presste. Das eigentlich Fesselnde war nicht gewesen, dass vor seinen Augen Sex angeboten wurde, sondern dass auf einer rein menschlichen Ebene vertrauensvoll gegeben und genommen worden war.
    Die ausgelassene Verspieltheit der beiden hatte in starkem
Kontrast dazu gestanden, wie Amanda ihn an diesem Abend daheim empfangen hatte. »Mein Gott, du stinkst nach Zigaretten und Bier!«, hatte sie ihn angefaucht, als er ihr einen Kuss geben wollte. Angewidert drehte sie den Kopf weg. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«
    Richard murmelte etwas über ein geschäftliches Meeting, ehe er sich in sein Arbeitszimmer zurückzog. Dort setzte er sich an den Schreibtisch. Der Bildschirmschoner seines Computers schleuderte ihm Sternengalaxien entgegen, während er mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte. Richard wusste, dass er mit seiner Frau sprechen musste, um ihr die quälende Zerrissenheit zu schildern, die er verspürte. Aber er fühlte sich verwirrt und unentschlossen. Er brauchte eine gute halbe Stunde, um in Gedanken einen ersten Satz zu formulieren. Der Rest würde sich dann schon ergeben, dachte er.
    Doch als er ins Schlafzimmer kam, lag Amanda bereits im Bett. Die Lampe war heruntergedimmt, und sie hatte sich die Decke bis über beide Ohren gezogen. Eine Weile hatte er neben ihr gestanden, ihren regelmäßigen Atemzügen gelauscht und gegen die Tränen angekämpft.
    Auch jetzt verschwammen die Buchstaben der Zeitung vor seinen Augen. Titel und Artikel liefen ineinander. Sein Kopf fühlte sich dumpf an, als ob er unter einem schweren Kater litte, obwohl er im Club nur zwei Glas Bier getrunken hatte. Er bat Nadine um einen weiteren Espresso und eine Schmerztablette. Sie seufzte wissend, aber Richard hatte nicht die Kraft, ihre Vermutung zu korrigieren. Der abgestandene Geruch von Zigarettenrauch hing noch in der Luft, nachdem sie sein Büro wieder

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