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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gealtert und hatte ihren Geschmack wie frischer Wein verloren, der plötzlich kippt und nur noch fad schmeckt. Wenn er auf Reisen war, vermisste er Amanda auf dieselbe Weise, wie ihm die anderen vertrauten Annehmlichkeiten seines Zuhauses fehlten. Wenn sie sich stritten, sehnte er sich danach, sich wieder mit ihr zu vertragen - jedoch nur, da ihn solche Spannungen dazu zwangen, ihr gemeinsames Leben zu überdenken und die Schwächen ihrer Beziehung bloßzulegen.
    Richard merkte auf einmal, dass David verstummt war. Er wandte sich seinem Freund zu, der eine Frau anstarrte, die auf ihren Tisch zukam. Sie war groß und hatte wohldefinierte Arme und Oberschenkel, die in hohen schwarzen Lederstiefeln steckten. Jede ihrer Bewegungen strahlte eine herausfordernde Erotik aus, und ihr enges Outfit unterstrich noch ihre schmal geschwungene Taille und die großen Brüste. Richard wollte gerade abwinken, als sich David begrüßend erhob.

    »Tashkia! Du siehst phantastisch aus!« Er lächelte. »Selbst Kleopatra hätte sich bei deinem Anblick verstecken müssen.«
    Das Haar der Frau war pechschwarz und fiel ihr in einem streng geschnittenen Pony in die Stirn. Richard fragte sich, ob Davids Hinweis auf Kleopatra eine bewusste Anspielung darauf gewesen war. Das Kompliment stellte sich jedoch bei der Stripperin sowieso als vergebliche Liebesmüh heraus, denn sie runzelte nur kurz die Stirn, ehe sie David sanft auf seinen Platz zurückschob. Ihr Haar rahmte ihr Gesicht ein und ließ es eckig, fast männlich aussehen, was ihr einen strengen Ausdruck verlieh. Als sie sprach, war ihre Stimme dunkel, und sie hatte einen starken osteuropäischen Akzent.
    »Hallo, Süßer.« Sie zog die Vokale affektiert in die Länge. »Wer ist denn dein hübscher Freund da?« Sie musterte Richard, während sie die Beine in einer angelernten Modelpose übereinander schlug und einen ihrer langen Arme in Richards Richtung ausstreckte. Unwillkürlich begann sich dieser aus den bequemen Tiefen des Sofas hochzukämpfen.
    »Und höflich ist er auch noch«, fügte die Frau mit einem schelmischen Zwinkern hinzu.
    »Hallo, ich bin Richard«, sagte er und reichte ihr verlegen die Hand. Sie nahm sie und drehte sie um, so dass sie seine Handfläche betrachten konnte. Er lachte nervös. Die Frau hingegen verzog keine Miene.
    »Deine Liebeslinie ist etwas kurz, Richard«, meinte sie nach einer Weile und strich mit dem Daumen über seine Haut. »Du brauchst eine Frau in deinem Leben, Richard. Du bist ein netter Mann, und ich habe nette Freundinnen. Lass uns sehen, was wir da tun können. Ja?«
    Sie ließ seine Hand los und schenkte ihm ein kurzes, kühles Lächeln. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, ehe sie sich David zuwandte.

    »Schatz, du musst mich zu einem Drink einladen. Ich arbeite heute Abend. Aber ich brauche etwas zu trinken. Und dann musst du wieder gehen.«
    David eilte davon. Er erinnerte Richard an einen übergroßen Schoßhund, den er einmal in einem Kinderfilm gesehen hatte. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn David in Vorfreude gejapst hätte.
    Zu seiner Erleichterung wandte sich die Gespielin seines Freundes nun an den Nachbartisch. Sie lachte laut über eine anstößige Bemerkung und winkte eine der Tänzerinnen herbei. Als David kurz darauf zurückkehrte, hatte er einen Fruit-Cooler in der Hand. Sie setzte sich neben ihn, Richard gegenüber. David drängte sich sehnsüchtig an die Tänzerin und ließ ihr Haar über seine Wange streifen, wobei er ihren Duft geräuschvoll einsog.
    »Richard, darf ich dir Tashkia vorstellen?« Er betrachtete die Frau mit beinahe erschreckender Verzückung. »Herzchen, das ist der Freund, von dem ich dir erzählt habe.«
    Richard zuckte zusammen, als er den Kosenamen hörte, und tat so, als wäre er von der kaum bekleideten Kellnerin abgelenkt, die zwei weitere Gläser Bier an ihren Tisch brachte.
    »Ist sie nicht wunderbar, Richard?«
    Richard war sich nicht sicher, ob David eine Antwort erwartete, da er damit beschäftigt war, mit dem Handrücken Tashkias Gesicht zu streicheln. Seine andere Hand begann gewagt über ihren flachen Bauch zu wandern und langsam nach oben zu kriechen, bis seine Finger den unteren Rand ihres Tops erreicht hatten. Sie schlug seine Hand beiseite und drohte ihm mit dem Zeigefinger. David lachte - ein warmes Lachen voller Lebensfreude, das Richard mit Neid erfüllte. Das Geplänkel der beiden wirkte pubertär, in gewisser Weise derb, und doch besaß es etwas spielerisch Liebevolles.

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