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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die Scheiße, die mir am Stiefel klebt. Du bist der Dreck, den ich mir von den Sohlen streife, ehe ich mein Haus betrete. Vergiss das nie!«
    Seine Worte zischten in ihren Ohren. Abayomi merkte, dass ihr die Tränen kamen. Sie versuchte zu schlucken, um nicht loszuweinen, aber ihr Körper begann zu beben - zuerst ihre Hände, dann ihre Beine. Ihre Brust hob und senkte sich. Er war ihr unangenehm nah auf den Leib gerückt, während sie sein Griff erbarmungslos gefangen hielt.

    »Bitte …« Das Wort entkam ihr wie Dampf einem Gefäß, das unter Druck stand.
    »Bitte? Fuck! Bitte was? Bitte lass meinen Drogenhändler-Mann wieder auf die Straße? Bitte was? Du bist eine Hure, sonst nichts!«
    Die ältere Frau, die ihnen gegenübersaß, schnalzte abfällig mit der Zunge und wandte sich ab. Abayomi begann nun hemmungslos zu weinen. Eine große Träne hing am unteren Rand ihres Kinns und tropfte auf Jenekers Faust. Er riss seine Hand zurück, als ob er gestochen worden wäre, und räusperte sich dann. »Dein Mann bleibt fürs Erste im Gefängnis. Bis ich erlaube, dass er wieder entlassen wird. Nichts, was du tust, wird daran etwas ändern. Verstanden? Lass also die Krokodilstränen. Die ziehen bei mir nicht.«
    Abayomi schloss die Augen, lehnte sich vor und schlug die Hände vors Gesicht. Eine Weile blieb sie so sitzen, bis sie wieder ruhig zu atmen vermochte. Als sie die Augen öffnete, war Jeneker verschwunden.
    Es dauerte eine weitere Stunde, ehe Ifasens Name vor Gericht aufgerufen wurde. Die kleine Staatsanwältin sprach ihn völlig falsch aus. Abayomi zuckte erschreckt zusammen, als sie ihren Mann sah, der ungepflegt und orientierungslos wirkend die Betonstufen hinaufgeführt wurde. Er blinzelte im grellen Licht des Saals und blickte sich verwirrt um. Seine Frau schien er gar nicht wahrzunehmen, er starrte nur wild um sich.
    »Richten Sie den Blick nach vorn!«, rief der Gerichtsdiener.
    Der Richter sah Ifasen finster an und sagte etwas, was Abayomi nicht verstand. Ifasen antwortete nicht. Die Staatsanwältin hastete vor und reichte dem Richter einige Papiere. Er las sie langsam und bedächtig durch, ohne Ifasen eines weiteren Blickes zu würdigen. Abayomi wagte es aufzustehen und versuchte, näher heranzukommen. Als der Gerichtsdiener sie
bemerkte, richtete er sich auf und trat drohend einen Schritt auf sie zu. Der Richter sah einen Moment lang hoch und bedachte sie mit einem verächtlichen Blick, ehe er sich wieder seiner Lektüre zuwandte.
    »Ich verstehe«, sagte er schließlich, die Dokumente noch immer zwischen seinen kräftigen Fingern haltend. Während er sprach, raschelte er mit ihnen, so dass die meisten seiner Worte untergingen. Abayomi verstand nur »kommenden Montag«, »weitere Untersuchungen« und »bleibt vorerst in Untersuchungshaft«. Es kam ihr fast so vor, als ob er mit sich selbst redete. Die Staatsanwältin nickte und nahm dann die Akte wieder entgegen.
    Ifasen regte sich nicht, sondern starrte nur ausdruckslos auf den Amtsrichter. Ein Beamter trat zu ihm in die Anklagebank, um ihn wegzuführen. Ifasen hielt den Blick noch immer auf den Amtsrichter gerichtet, selbst als er bereits fortgebracht werden sollte. Ungeduldig riss er sich los, als ihn der Polizist am Arm packte. Dieser gab daraufhin einen ungehaltenen Ton von sich und fasste mit beiden Händen nach Ifasens Arm.
    Noch immer weigerte sich Ifasen mitzukommen. Er sah finster um sich, ballte die Faust und schlug dann unvermittelt zu. Als der rechte Arm des Beamten gegen die hölzerne Anklagebank knallte, konnte man ein deutliches Knacken vernehmen. Der Mann schrie auf, ließ Ifasen los und hielt sich den verletzten Arm.
    Noch bevor der Richter etwas sagen konnte, sprang ein anderer Polizist auf und stürzte sich mit einem glatten schwarzen Schlagstock auf Ifasen. Er hob den Stock hoch um zuzuschlagen. In diesem Moment ertönte ein durchdringender Schrei. Der Polizist hielt überrascht mitten in der Bewegung inne, der Schlagstock nur wenige Zentimeter von Ifasen entfernt. Die Anwesenden
im Saal brauchten einen Moment, um auszumachen, wer so geschrien hatte.
    Abayomi stand mit weit aufgerissenem Mund da, die Hände an ihren Kopf gepresst. Ifasen drehte sich entsetzt um. Erst jetzt wurde er sich ihrer Gegenwart bewusst. Er warf sich in ihre Richtung, wobei er versuchte, über die Anklagebank zu springen, um zu ihr zu gelangen. Noch ehe sie sich bewegen konnte, hatte der Polizist bereits mit Hilfe seines Schlagstocks Ifasen vorn an der Brust

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