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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Tür zu schließen, aber Ifasen drückte noch immer mit der Hand dagegen.
    »Bitte. Was muss ich dann tun?«
    »Am Montag bringt man Sie vor Gericht«, antwortete der Constable und stieß endgültig die Tür zu. Ifasen hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und die Schritte des Mannes verhallten. Als er sich wieder zur Zelle umdrehte, war das Brot aufgegessen.
     
    Abayomi hatte am frühen Freitagabend Ifasens Nachricht entdeckt. Sobald sie seine Igbo sprechende Stimme gehört hatte, wusste sie, dass er in Schwierigkeiten steckte. Sie hörte die Nachricht zweimal ab und versuchte dabei, seinem gepresst klingenden Tonfall auch alles Unausgesprochene zu entnehmen. Hastig sammelte sie einige seiner Kleidungsstücke zusammen und stopfte sie in eine Plastiktüte.
    Da Sunday nicht nach Hause kam und sie Khalifah nicht allein lassen konnte, musste sie bis zum Samstagmorgen warten. Dann bat sie eine junge Nachbarin, die ebenfalls ein Kind hatte, sich um ihren Sohn zu kümmern. Als sie Khalifah ablieferte, war das Baby der jungen Frau am Weinen, und ein gelber Ausfluss lief ihm aus der Nase. Abayomi zögerte einen Moment. Sie bemerkte, dass sich Khalifah unsicher umsah. Doch da ihr keine andere Wahl blieb, ließ sie ihn zurück und ging. Auf dem
Weg zum Revier kam sie an einem Spar vorbei, wo sie für ihren Mann etwas Essen besorgte.
    Als sie die Glastür zur Polizeiwache aufstieß, lächelte ihr der Constable hinter der Theke freundlich entgegen. Mit seinem ungekämmten Haar und dem hübschen Gesicht wirkte er nicht viel älter als ein Teenager. Der Raum war auffallend hell und groß. An den Wänden hingen Poster, und in den Regalen standen ordentlich aufgereihte Aktenordner. Das Ganze erinnerte eher an eine Privatklinik oder eine Kinderkrippe als an ein Revier. Sie erwiderte das Lächeln des Polizisten und erkundigte sich dann nach ihrem Mann. Ifasens Name kam ihr nur schwer über die Lippen.
    Der Constable nickte höflich, während seine Augen ihren Hals hinab zu ihrer Brust wanderten. Abayomi hielt sich die offen stehende Bluse zu. Der Polizist murmelte etwas und holte unter der Theke ein großes Buch hervor. Die Seiten rochen alt und staubig und waren mit einer krakeligen schwarzen Handschrift gefüllt. Er fuhr mit dem Finger eine Spalte von unten nach oben und überflog die aufgelisteten Namen. Noch während er suchte, entdeckte Abayomi bereits Ifasens Namen in Blockschrift am oberen Rand der Seite. Sie wartete geduldig.
    »Ach, da haben wir ihn ja. Ifasen Obeji.« Er sprach den Namen langsam aus und betonte ihn so, als handelte es sich dabei um ein exotisches Essen auf einer fremdländischen Speisekarte. Zufrieden blickte er auf, ehe seine Augen erneut nach unten wanderten.
    Eine Tür öffnete sich. Ein Polizist in Zivil kam herein, in seinem Gürtel eine Pistole. Sein dicker Bauch quoll um den Kolben der Waffe. In der Hand hielt er einen zerquetschten Hamburger, und auf seinem Kinn zeigte sich ein Klecks Soße. Als er Abayomi auf der anderen Seite der Schranke entdeckte, blieb er stehen und stieß ungeniert einen Pfiff aus.

    » Mense, dis nou iets om aan te vat .« Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, was ich meine, Miller?«
    Abayomi verstand zwar nicht die einzelnen Wörter, die er gesagt hatte, begriff aber deren Bedeutung. Wieder stieß der Detective einen Pfiff aus und sog dann langsam Luft durch seine fleckigen Zähne. Dem jungen Constable war die Situation sichtlich unangenehm. Er blätterte durch das Buch vor ihm auf dem Tresen, als ob er noch immer etwas suchte. Sein Kollege biss in den Hamburger, ohne Abayomi aus den Augen zu lassen. Während er kaute, zeigte sich ein Stück Salat zwischen seinen Lippen. Er schien zu überlegen, was er noch sagen konnte. Der Constable begann hastig mit Abayomi zu reden, um jeglichen weiteren Kommentar seines Kollegen zu übertönen. Sie hörte ihm nicht zu, sondern starrte auf den Boden. Der übergewichtige Detective verlor das Interesse und schlurfte davon, die Finger an seinem Mund.
    »Entschuldigung«, murmelte der junge Mann und blickte von dem Registrierungsbuch auf.
    »Ist schon in Ordnung, Constable Miller«, erwiderte Abayomi. Er errötete leicht, als er seinen Namen aus ihrem Mund vernahm. »Ich würde jetzt gern meinen Mann sehen. Und vielleicht können Sie mir ja auch sagen, was ich tun oder zahlen muss, um ihn frei zu bekommen.«
    »Es tut mir leid, Madam«, sagte der Polizist bedauernd. »Aber ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Sie dürfen

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