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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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gegenüberliegenden Seite des Gürtels sowie unter dem Bogen der U-Bahn-Brücke richteten sich zwei Beamte in unauffälligem Zivil auf eine lange Nacht ein.

4
    Der Wettergott meinte es wieder einmal gut mit Eu-ropa und gestattete dem Azorenhoch weiterhin, seinen Einfluss von den Britischen Inseln bis weit hinter den Ural und vom Nordkap bis Sizilien geltend zu machen. Manchen Leuten wurden die auch für heute wieder prognostizierten Tageshöchstwerte für Wien von 34 Grad Celsius allerdings auch schon langsam zu viel.
    Der strahlend blaue Augusthimmel konnte Palinskis mäßige Laune allerdings nur wenig verbessern. Als er gestern Abend vor der Wohnungstüre gestanden war, hatte ihn ein blassgelber, mit einem Klebeband befestigter Zettel mit der knappen Aufforderung: »Bleib doch, wo der Pfeffer wächst«, erwartet. Sein als erster Impuls erfolgter Versuch, die Wohnung dennoch zu betreten und Wilma alles zu erklären, blieb erfolglos. Offensichtlich hatte die Frau, die er seit 24 Jahren nicht geheiratet hatte, den Schlüssel innen stecken lassen. Seine nächste Intention, ihr alles zu erklären und die Erklärung auf der Rückseite der »gepfefferten Aufforderung« niederzuschreiben, scheiterte an dem Umstand, dass er kein funktionierendes Schreibgerät bei sich hatte.
    Vor allem auch, was hätte er ihr eigentlich erklären sollen? Dass er auf das am Vormittag vereinbarte Abendessen vergessen hatte, für das sie extra etwas für ihn zubereitet hatte. Auch wenn das eine Gemüseplatte mit Tofutrümmerln gewesen war. Er konnte und wollte sich auch nicht damit ausreden, dass ihm möglicherweise ein Durchbruch im »Schlächter»-Fall geglückt war. Denn zu dem Zeitpunkt war sein Sündenfall schon längst eingetreten gewesen. Schließlich musste man aufrichtig sein, mit sich selbst und auch mit den anderen. Obwohl, falls nichts anderes helfen würde, Wilmas Zorn zu besänftigen, konnte man immer noch … schließlich rechtfertigte der Zweck mitunter durchaus die Mittel.
    Am Tonband im Büro hatte er dann noch vier Anrufe seiner Holden vorgefunden, die das gesamte Stimmungsspektrum von leicht besorgt bis stinksauer abdeckten. Das Schlimmste war aber, dass sie beim letzten Gespräch auch geweint hatte. Und weinende Frauen hatten Palinski immer schon fertig gemacht. Selbst wenn sie ihm nicht so nahe standen wie Wilma.
    Fazit : Die Lage war ernst und, hoffentlich nicht, aber vielleicht doch hoffnungslos. Und genau so fühlte er sich jetzt auch.
    Daneben hatte er auch eine Nachricht von Inspektor Martin Sandegger gefunden, der ihm die Ergebnisse der Untersuchung des Buchkalenders durchgab. Auf dem Umschlag waren vier verschiedene Fingerabdrücke festgestellt worden, einer davon stammte von dem Opfer. Im Inneren des Kalenders fanden sich nur drei verschiedene Prints, wovon ebenfalls einer der Toten gehörte.
    Unter den weiteren Details fand sich nur eine wirklich interessante Information. Die beiden Kalenderblätter, die die Tage von 11. bis 14. August betrafen, also die Zeit eine Woche bis zehn Tage vor dem Tod der Frau Kommerzialrat, waren fein säuberlich entfernt worden. So vorsichtig und gekonnt, dass es weder Palinski noch Florian aufgefallen war.
    Auf der Seite des 15. August war der Abdruck einer Eintragung festgestellt worden, der als: »V. heute schon wieder hier. Hat angeblich gestern etwas vergessen, wollte aber nur verhandeln. Aber nicht mit mir. Sie hat noch Zeit bis Monatsende« entziffert werden konnte. Die alte Methode mit dem Schraffieren des Abdruckes mittels Bleistift hatte sich wieder einmal glänzend bewährt.
    In Verbindung mit der Eintragung vom 19.Juli: »Das wird mir V. aber erklären müssen »warf das einige Fragen auf. Wie es schien, hatte Verena Markovic einigen Erklärungsbedarf. Interessant war auch, dass die wenigen Eintragungen, die den Besuch der Nichte betrafen, offenbar vom Opfer selbst vorgenommen worden waren. Die regelmäßigen, jeweils am Dienstag und Freitag gelegenen Friseurtermine waren dagegen in einer anderen Handschrift notiert.
    Wie ihm Sandegger noch mitteilte, sollte die Nichte am nächsten Vormittag, also heute, zur Befragung ins Kommissariat gebracht werden. Falls er, Palinski, dabei sein wollte, sollte er gegen 10 Uhr vorbeikommen.
    Natürlich wollte Palinski dabei sein. Immerhin war das »sein« Fall. Zu allen bisherigen Fällen war er zugezogen worden, auf diesen hatte er die Polizei überhaupt erst aufmerksam gemacht. Er blickte auf die Uhr, es war kurz vor 9 und er hatte

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