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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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vom »Schlächter«, vom Tod der Frau Kommerzialrat und von seiner Rolle in diesen Fällen. Natürlich hatte der Gastronom mit dem höchsten Umsatz pro Quadratmeter im Bezirk, wenn nicht sogar in der ganzen Stadt, schon von den makabren Funden in der näheren Umgebung seines Standortes gehört.
    »Ich sag dir, Mario, die gfährlichen Spinner werdn von Tag zu Tag mehr«, konstatierte Heinz. »Zu mir kummt seit a paar Wochn a so eine total kaputte Typn. Erstens rennt der Trottl bei dem Wetter immer mit an langen weißn Mantl herum, bumfest zurgmacht bis oben. Zweitens lasst er sich die Haaße nicht aufschneidn, na, das macht er sich selba, sagt er. Na, denk ich mia, soll ma recht sein. Aber dann muss ich dem Scheißer noch mein einziges normales Messer gebn, weil er des Plastikklumpert net mag. Bitte, denk ich mia, der Gast is King .«
    Palinskis Reaktionszeit war heute schon reichlich herabgesetzt, aber schließlich war der Groschen, pardon, der Cent doch noch gefallen.
    »Was hast du eben gesagt? Was hat der Mann angehabt ?« , sein Geist beschleunigte jetzt von 0 auf 100 in 0,4 Sekunden. »Hast du etwas von einem langen weißen Mantel gesagt ?«
    »Ja, warum? Wieso, is des wichtig?«
    Palinskis Erregung stieg weiter. »Und was war noch mit dem Mann ?«
    »Vorgestern war er wieder da, so uma 3 in der Früh, da war er ganz oarg. Oiso er wart ungeduldig auf des Wüschtl, ich such noch des Messer für erm. Aber dem Herrn is net schnell genug gangen und er fahrt mitn Arm rein in mei Bude, um den Teller z’nehmen. Dabei rutscht ihm der Ärmel in die Höh und sei Manschettn kommt vor. Und die war ganz blutig, ich bin richtig derschrockn .« Heinz atmete tief durch. »Aber des Beste kommt no. Wie er sich den Teller schnappt, haut er mir des Messer aus da Hand und es fliagt aufn Bodn. Tut mir leid, sag ich zu eam, heut müssns doch an Plastikfeitl nehmen. Da is er richtig bös wordn.
    ›Das Zeug rühre ich nicht an‹, ist er mich angfarn, ›jetzt geben Sie mir endlich das Brot‹. Na bitte, hab ich mia dacht, dann wird er heut halt amal abbeißn müssn. Aber na, er is da in die Eckn gangen«, Heinz deutete an das eine Ende des Stehpultes. »Dann hat er a kleines Tascherl aus sein weißn Mantl gnommen und a Messer rausgholt. So a komisches kleins. Ich hab des ganz genau in mein Spiegl gsehn .« Er deutete auf einen der beiden Rückspiegel, die es ihm ermöglichten, auch das Geschehen außerhalb seines direkten Blickfeldes beobachten zu können.
    »Und dann«, wie Heinz sich jetzt in Position warf, musste die Pointe unmittelbar bevorstehen, dachte Pa-linski. »Dann hat er des arme Würschtl mit dem Messer malträtiert wia a Berserker. Er hats net aufgschnittn, nein. Sondern … ja, hingerichtet, regelrecht ermordet .« Heinz hatte die letzten Worte in astreinem Hochdeutsch von sich gegeben, wohl um ihre Bedeutung noch zu unterstreichen. »Es war a echter Overkill, des reinste Burenwurschtmassaker .«
    Palinski konnte vor Erregung kaum atmen. Der vage Gedanke, der ihm nach der Erwähnung des weißen Mantels gekommen war, hatte sich inzwischen zu einem handfesten Verdacht verdichtet.
    »Eine Frage …«, Palinski musste wegen spannungsbedingter Atemnot seinen Satz abbrechen. »Eine Frage noch, wie hat das Messer ausgesehen? War es so ein kleines Ding aus Edelstahl mit einer ganz scharfen Schneide ?«
    »Ja, des is richtig«, bestätigte Heinz .« I hab so eins einmal in an Dokterfilm im Fernsehn gsehn. Des war a Messer …»
    »Wie es Chirurgen benützen«, komplettierte Palinski den Satz.
    Heinz nickte heftig mit dem Kopf. »Ja, genau. Aber warum regst dich denn deswegn so auf ?«
    »Weil ich«, Palinskis Herz klopfte wie wild und seine Stimme drohte fast zu versagen, »weil ich glaube, hoffe, fürchte, dass du den Schlächter von Döbling gesehen hast. Und weil er das möglicherweise auch weiß. Hast du einen Schnaps für mich ?«
    Nach zwei mindestens dreifachen Obstlern war er soweit, Oberinspektor Wallner zu verständigen. Helmut war natürlich noch im Büro, eben erst von einer Besprechung aus dem BKA zurückgekommen.
    Palinski wiederholte knapp das eben Gehörte und empfahl ihm, sofort zum »Flotten Heinz« zu kommen, aber ohne »Tatü Tata«, sondern als Würschtelfan getarnt.
    »Und der Stand muss ab sofort observiert werden. Ich glaube, der Heinz schwebt in Gefahr .«
    Bereits zehn Minuten später hatten Helmut Wallner und sein Stellvertreter Martin Sandegger eine Burenhaut in Arbeit. Und auf der

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