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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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gefallen und so war Palinski alleine nach Wien zurückgefahren.
    Die Schachfreunde im Cafe »Kaiser« hatten schon ihre Positionen bezogen und ihre Eröffnungen begonnen. Da er keinen Partner gefunden hatte, beschloss Palinski, heute eben etwas früher nach Hause zu gehen. Siedend heiß war ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf geschossen, dass er seine Verabredung mit Wilma total vergessen hatte. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm gezeigt, dass die Abendessenszeit selbst bei tolerantester Auslegung dieses durchaus dehnbaren Begriffes schon lange vorbei war. Man kam nicht kurz vor 10 zu einem Essen, zu dem man um 7 Uhr erwartet worden war.
    Na egal, einmal musste er Wilma ja gegenübertreten, hatte er gedacht. Da war es wahrscheinlich besser, es gleich zu tun. Als er am Würstelstand des »Flotten Heinzi’s« vorbei gekommen war, einem der bekanntesten Betriebe dieser Art in Wien, hatte er der Versuchung wieder einmal nicht widerstehen können. Erstens, weil er Hunger hatte und zweitens, um der möglicherweise doch noch auf ihn wartenden, inzwischen schon verkochten und erkalteten Gemüseplatte mit diesen gummiartigen Tofuburgern gegebenenfalls besser widerstehen zu können.
    Und so stand Palinski jetzt beim »Kleinen Sacher« und sog gierig diesen einmaligen Geruch in sich, diese Mischung aus heißem Fett, Bier und anderen Dingen. Dingen, deren genaue Zusammensetzung man eigentlich gar nicht so genau wissen wollte. Oder zumindest nicht wissen wollen sollte.
    Er wartete auf die Spezialität des Hauses, eine köstlich heiße Burenwurst mit süßem Senf. Man konnte zwischen süßem und scharfem Senf wählen, ebenso zwischen einer Scheibe Brot und einem Semmerl dazu.
    Palinski gab normalerweise dem scharfen Senf den Vorzug. Aber beim »Burenhäutl«, wie diese Wurstzubereitung aus welchem Grund auch immer in Wien liebevoll gerufen wurde, stand er auf die süße, auch »Kremser« genannte Alternative. Dazu ein Stück Brot und das Himmelreich gehörte einem. Die Option »Semmerl« war um diese Tageszeit natürlich nur reines Wunschdenken.
    Für die Nichtwiener wird es interessant sein zu wissen, dass die Burenhaut eine der ausgesprochenen Spezialitäten der Stadt ist. Nicht so bekannt wie die Sachertorte und nicht so verbreitet wie das Wiener Schnitzel, aber ebenso typisch. Und erheblich budgetschonender.
    Burenwurst gab es nicht nur abgepasst, sondern auch als Meterware. Die man sowohl als »Portion« als auch nach Zentimetern bestellen konnte.
    Palinski hatte schon rund acht der ursprünglich gut zwanzig Zentimeter auf einem Pappteller liebevoll aufgeschnittenen Köstlichkeit vertilgt, als der »Flotte Heinzi« endlich Zeit fand, sich dem alten Bekannten zu widmen.
    »Na, wie geht´s dir, Mario ?« , erkundigte er sich bei dem Mann, der schon seit seiner Zeit als Student, also seit gut 25 Jahren, gelegentlich seinen nächtlichen Hunger bei ihm stillte. Gerade in letzter Zeit wieder öfters. »Was tut sich ?«
    Aufgrund gewisser Umstände, auf die wir nicht näher eingehen müssen, war Palinski heute Nacht nach Reden. So erzählte er dem Heinz von Wilma, seinen aktuellen Patzern in dieser Beziehung und wie sehr er Grünkernauflauf hasste.
    »Hast schon einmal an gessn ?« , unterbrach ihn der Standlwirt interessiert.
    »Na, wieso ?« , unwillkürlich passte der Leidende seine Diktion den Gegebenheiten an. »So a Zeug rühr ich doch net an .«
    »Solltest aber, Mario. Schmeckt nämlich net schlecht, wirklich net .« Heinzis Stimme nahm einen fast schwärmerischen Ton an.
    »Wenns richtig gwürzt is, so mit Kräuterln, kann des a Genuss sein. Mei Freundin steht auf sowas und mir gehts gut dabei, echt .«
    Palinski verstand die Welt nicht mehr. Schieres Unverständnis ließ ihn wieder ins vertraute Hochdeutsch verfallen.
    »Du, der du von all diesen Köstlichkeiten umgeben bist, der täglich in Käsekrainer, Frankfurter und heißem Leberkäs schwelgen kann, stehts auf Grünkernauflauf«, brach es aus ihm heraus.
    »Na, hast eh recht, des Dinkelrisotto is ma eigentlich lieba«, gestand der Heinz. »Aber des Wurschtzeug ess ich schon lang nimmer. Ich waas ja, was da manchmoi drinn is .« Er schüttelte sich. »Des Zeug muss ich net wolln, des verkauf ich nur .«
    Ein neu angekommener Gast und die mit der Fortsetzung dieses Gespräches verbundene Gefahr der Geschäftsschädigung ließ die beiden Männer verstummen.
    »Und was gibt’s Neues bei die Kieberer ?« , eröffnete der Heinz ein neues Thema.
    Palinski erzählte ihm

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