Würstelmassaker
zusammengesunken.
Dann war Oberinspektor Wallner aufgestanden, der provisorische Leiter der Sonderkommission.
»Wollen Sie etwa auch protestieren ?« , fuhr ihn Fuscheé an.
»Nein«, entgegnete Wallner, »ich möchte nur etwas richtig stellen. Dass wir mit den Ermittlungen überhaupt vom Fleck gekommen sind, verdanken wir zum guten Teil meinem Freund Mario Palinski .«
Er hatte den Freund besonders betont und dabei Bimserl fixiert. »Diesem Mann hat man zwar verbieten können, in der SOKO mitzuarbeiten, nicht aber mitzudenken. Und wir verdanken ihm wichtige Erkenntnisse .« Wallner hatte als Beispiele die Beobachtungen des »Flotten Heinzi« und die darauf basierende Phantomzeichnung sowie den Hinweis auf das ausrangierte Sanitätsfahrzeug des Bundesheers angeführt.
»Ich möchte daher die Kollegen vom BKA herzlich einladen, ihre sachlich völlig haltlose, ja konterproduktive Ablehnung Mario Palinskis aufzugeben und ohne Vorbehalte mit der raschen Lösung dieses Falles weiter zu machen. Wir müssen alle an einem Strick ziehen und können uns kleinkarierte Eifersüchteleien ganz einfach nicht länger leisten .«
Das waren Worte ganz im Sinne des Ministers. Der schon immer gewusst hatte, dass dieser Oberinspektor für seine derzeitige Position im Koat Döbling überqualifiziert war. Aber das würde sich bald ändern, hatte sich Fuscheé vorgenommen. Diesen Mann wollte er so rasch wie möglich im Bundeskriminalamt sehen.
Jetzt, nach mehr als 2 Stunden, versuchte Schneckenburger immer noch Palinski zu erreichen. Aber vergebens. Im Büro meldete sich lediglich dieser blöde Anrufbeantworter, am Handy immer wieder die Mailbox und in der Wohnung überhaupt niemand.
Wenigstens hatte der Chef wieder seine übliche Contenance wieder gefunden. Ja, er machte sogar direkt einen fröhlichen Eindruck, während Wallner fortfuhr, über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu referier-en. Es schien fast so, als ob er Palinski wieder vergessen hätte. Zumindest vorläufig.
*
Während Schneckenburger noch verzweifelt nach ihm forschte, saß Palinski mit Wilma bei einem frühen Abendessen. Anfänglich hatte er eher lustlos in dem liebevoll zubereiteten Erdäpfelgulasch mit Tofu-Brätlingen herumgestochert. Wenn man sich erst an das Zeug gewöhnt hatte, schmeckte es nicht einmal so schlecht, musste er einräumen und langte sich noch einen dritten Brätling.
Wilma war glücklich. »Ich weiß, mein Schatz«, räumte Sie ein, dass dir eine Burenwurst im Gulasch lieber wäre, aber dieser kleine Unterschied ist entscheidend dafür, dass du dich jetzt gesund ernährst und dir nicht mit diesem fetten Zeug die Arterien voll kleisterst. Und es schmeckt doch gut ?«
»Hmmmmm, nnnna ja«, entkam es seinem vollen, im Kauen begriffenen Mundraum. Er wollte diesen lieben Menschen nicht enttäuschen, der sich so viel Mühe gegeben hatte. Und so schlecht war das Essen auch gar nicht, viel besser als der Schmarrn vom letzten Mal. Insgeheim überlegte er aber, ob er dem Gulasch nach dem Schachspielen nicht doch noch eine veritable Burenwurst folgen lassen sollte. Das nannte man Trennkost, glaubte er sich zu erinnern.
Hätte das Telefon in Wilmas nach radiästhetischen Gesichtspunkten umorganisierter Wohnung eine Seele gehabt, es wäre sich sinnlos vorgekommen. Hätte es einen Verstand gehabt, so hätte es sich gefragt, warum seine Nabelschnur zur Welt, nämlich das Kabel, das bisher immer fest mit dem Anschluss an der Wand verbunden gewesen war, jetzt schon einige Stunden nutzlos am Boden lag. Dass es nicht mehr am Bord neben dem Fernsehgerät stand, sondern unter diesem riesigen Bett, hätte das Telefon auch nicht gestört. Aber dass es nicht mehr klingeln konnte, hätte ihm sehr zu schaffen gemacht. Dass es Palinski damit eine trotz Tofu-Brätlingen schöne Zeit mit Wilma verschafft hatte, statt ihn in die Hektik einer Krisensitzung zu zwingen, hätte das Telefon allerdings getröstet. Aber das alles wusste die seiner Funktion beraubte technische Errungenschaft nicht.
*
Isabella vulgo Veronika Saglehner hatte zunächst nicht sprechen wollen. Trotzig war sie im Vernehmungszimmer gesessen und hatte jegliche Aussage verweigert. Das Einzige, was ihr zu entlocken gewesen war, war die apodiktische Feststellung, dass ihr Freund nichts mit der Sache zu tun habe, ja nicht einmal davon gewusst hätte, dass sie die Lottoscheine der Frau Kommerzialrat über Jahre zur Annahmestelle gebracht hatte.
Georg Herbalek, der im Nebenraum
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