Würstelmassaker
Laderaum des Kleintransporters, startete das Fahrzeug und verließ die Stätte seines völlig unbeachteten Wirkens.
Den Menschen vom Würstelstand würde er auf die gleiche Weise beseitigen, allerdings mit einer erheblich höheren, tödlichen Dosis. Denn Wegschaffen würde er den Mann kaum können und behandeln wollte er die blade Sau schon überhaupt nicht.
An der Kreuzung Nußdorfer Straße/Gürtel musste er den Wagen kurz vor der Ampel anhalten. Als es grün wurde, bog er nach rechts in den Gürtel ein und fuhr weiter Richtung Heiligenstadt, wo er noch etwas besorgen wollte.
*
Als Palinski das Cafe betreten hatte, war er Sonja, der im traditionellen Schwarz-Weiss der Servierzunft gekleideten Seele des Betriebes in die Arme gelaufen.
»Guten Abend, Herr Palinski«, hatte sie sich gefreut. »Ihr Freund ist schon hier. Er ist jetzt oben bei der gnädigen Frau. Sie sollen auch hinaufkommen .«
Das musste Werner Labuda sein. »Ja, was macht denn mein Freund bei der gnädigen Frau ?« , wollte er wissen.
»Die gnädige Frau hat im Cafe angerufen«, erklärte Sonja, »und hat gefragt, ob ihr ein kräftiger Mann beim Möbelrücken helfen kann .«
Die gnädige Frau war Bertha Demschek, die Eigentümerin des Cafés, die im 4. Stock desselben Hauses eine schöne Eigentumswohnung besaß. Und Werner hatte offenbar das Helfersyndrom. Auch gut, dachte Palinski, und machte sich auf den Weg ins oberste Stockwerk.
Oben angelangt erwartete ihn eine riesengroße Überraschung. Auf sein Klingeln hin öffnete ihm nicht Werner, sondern der Polizeischüler Florian Nowotny, den er schon längst zu Hause in der Nähe von Korneuburg vermutet hatte.
»Hallo Mario«, der Bursche grinste ihn ein wenig verlegen an. »Sicher wunderst du dich, dass ich noch hier bin .«
»Türe zumachen, es zieht«, befahl die noch immer energische Stimme der immerhin auch schon fast 80-jährigen Frau Demschek. »Sie können doch auch herinnen miteinander sprechen .«
Nachdem Palinski und Florian das schwere altdeutsche Buffet nach den Wünschen der Hausfrau umgerückt hatten, mussten die beiden noch einen Eierlikör mit ihr trinken. »Den setze ich seit über 40 Jahren selbst an«, verkündete sie stolz und genau so schmeckte er auch.
Nach weiteren 15 Minuten Smalltalk und Florians Erklärung, dass er ganz einfach noch einen Abend in Wien hatte bleiben wollen, drängte es Palinski langsam aber sicher zum versprochenen Damengambit. »Sie müssen uns jetzt bitte entschuldigen«, bereitete er seinen Abgang vor«, aber ich habe noch einen wichtigen Termin .«
»Lügen Sie mich alte Frau nicht so schamlos an«, fauchte Frau Demschek ihn lachend an. »Ich weiß ganz genau, dass Sie jetzt eine Verabredung zum Schach haben. Gehen Sie ruhig, aber besuchen Sie und Florian mich wieder einmal. Ich bin eine gute Dame-Spielerin .«
Ehe die beiden gehen durften, musste Palinski noch das offene Fenster zur Straße schließen. »Am Abend wird es jetzt doch schon etwas kühl«, meine Bertha Demschek.
Palinski nützte die Gelegenheit, um den schönen Ausblick über die Dächer der Stadt und auf das gegenüber liegende Finanzamt zu werfen. Die Autos sahen von hier oben fast schon aus wie etwas größere Matchbox-Ausgaben.
Plötzlich weiteten sich seine Pupillen ungläubig über das, was er einige Meter weiter links zu sehen bekam. Ein im dunklen Grün eines Militärfahrzeuges gefärbtes Fahrzeugdach mit einem roten Kreuz auf weißem Umfeld lachte ihn fast hämisch an. Ganz so, als ob es ihm zurufen wollte: »Hier bin ich, du Sack. Es gibt mich wirklich, auch wenn Ihr mich nicht finden könnt .«
»Florian«, brüllte er so laut, dass die arme Frau Demschek fürchterlich zusammenschreckte, »lauf schnell hinunter. Da unten steht der Transporter mit dem Roten Kreuz am Dach .«
Aber da bog der Wagen auch schon nach rechts ab und war verschwunden. Dabei hatte Palinski noch kurz erkennen können, dass zumindest die rechte Seitenfront farblich anders aussah als das Dach und auch eine schwer lesbare Aufschrift trug.
Nachdem er Oberinspektor Wallner über seine jüngste Beobachtung informiert und der ihm zugesichert hatte, ihn sofort von neuen Entwicklungen zu informieren, gingen die beiden endlich zum Schach.
Aber Palinski war nicht so recht bei der Sache, das Jagdfieber hatte ihn wieder einmal gepackt. Aber da war noch mehr. Eine unbestimmte Unruhe, die ihn etwas nervös machte.
Wenn man ihn später nach den Gründen fragen sollte, die ihn dazu
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