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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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bis die Polizei eintraf. Gut, gelegentlich entwischte ihm auch einer dieser jungen Burschen, die sich eine Wurst hineinzogen und dann einfach davon rannten. Mit seinen 1,85 Größe und mehr als 110 Kilogramm war der fast 60-jährige im Nahkampf noch erstaunlich effektiv, einem 20-jährigen wegen 3 Euro nachsprinten konnte und wollte er aber wirklich nicht mehr.
    Seit dem ersten Besuch des Schlächters an seinem Stand vor drei Nächten war er aber etwas nervös. Das war kein Mensch, der einem offen entgegen trat, war sich Heinz sicher. Sondern ein heimtückischer Killer, der aus dem Hinterhalt zuschlug. Dagegen würde ihm wohl auch kaum die Gaspistole helfen, die er seither immer bei sich trug. Und das Observierungsteam der Polizei war inzwischen auf nur einen Mann je Schicht reduziert worden. Und der war fast nie zu sehen. Entweder befand er sich im Kaffeehaus oder auf irgendeinem Häusl. Vielleicht war er aber auch so gut getarnt, dass man ihn nicht finden konnte. Rechtzeitige Hilfe von dieser Seite erwartete sich der »Flotte Heinz« im Notfall keine.
    Die eigenartige, völlig unmotivierte Warnung Palinskis heute Abend hatte Heinz noch unruhiger gemacht. Wusste sein langjähriger Kunde etwas, was er ihm nicht sagen wollte? Oder hatte er nur so ein Gefühl gehabt? Heinz glaubte fest an das »Gspür«, das seinen Ursprung im Bauch hatte. Das hatte sich bei ihm schon oft als richtig erwiesen.
    Immer wieder ließ er seinen Blick über die unmittelbar vor seinem Stand ablaufenden Geschehnisse hinausschweifen. Versuchte, Menschen, die sich tatsächlich oder auch nur scheinbar seinem Stand näherten, schon auf Distanz zu erkennen. Sein Handy hing permanent am Aufladegerät, um sicher zu stellen, dass der Akku nicht just im Augenblick des Auftauchens des derzeit gesuchtesten Mannes in Österreich an seiner Theke leer war.
    »Wos is jetzt mit meina Haaßn ?« , riss ihn ein ungeduldiger Kunde aus seinen Gedanken.
    Mach dir bloß nicht in die Hose, dachte der »Flotte Heinzi«, sonst leidet noch dein Geschäft darunter. »Sofort da Herr«, beruhigte er den Ungeduldigen und fischte eine Wurst aus dem Kessel. »Mit scharfm oder süassm Senf?«

     
    *
    Werner Labuda war ein hervorragender Schachspieler. Das war nicht nur die Meinung des bei Beurteilung dieser Frage nicht unbedingt kompetenten Palinski, sondern auch die des »Oberlehrers .« Und der kannte sich da aus.
    Dennoch hatte der Neffe des Innenministers, von dieser verwandtschaftlichen Beziehung wusste aber hier niemand, seine letzte Partie gegen einen der Lokalmatadoren des »Kaisers« knapp verloren.
    Während Palinski das ohne weiter darüber nach zu denken zur Kenntnis nahm, war Florian kritischer. Er spielte selbst auch Schach und das besser als sein Mentor Mario. »Ich sage dir«, flüsterte der Polizeischüler ihm ins Ohr, »Werner hat seinen Gegner absichtlich gewinnen lassen. Da bin ich mir ganz sicher .«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Palinski, »der Willi ist ein ausgezeichneter Spieler und war jetzt eben besser. Werner ist ebenfalls ein sehr guter Spieler, aber bei diesem Spiel war er halt nur Zweiter. Das ist doch nicht schlimm .«
    »Der Ansicht bin ich auch«, räumte Florian ein. »Und Werner ebenso, glaube ich. Aber für diesen Herrn Willi wäre es schlimm gewesen .«
    »Warum wäre das für Willi schlimm gewesen«, wollte Palinski jetzt wissen.
    »Weil er sehr ehrgeizig ist und vorhin gegen den älteren Mann verloren hat. Nur durch einen einzigen, nicht gut durchdachten Zug hat er die Partie aus der Hand gegeben .« Florian blickte Mario fragend an. »Das würde dich doch auch ärgern, oder ?«
    »Schon möglich, aber ich bin noch weit davon entfernt, mich über eine verlorene Schachpartie zu ärgern. Ich kapiere ja noch nicht einmal, was mir der Oberlehrer vorhin über dieses Damengambit erklärt hat .« Palinski zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich bin ich zu blöd für dieses Spiel .«
    »Aus irgendeinem Grund wollte Werner dem Herrn Willi eine Freude machen. Ihm den Ärger nehmen, sein Selbstbewusstsein wieder aufbauen«, war sich Florian sicher.
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst. Ich sehe auch keinen Grund dafür, warum Werner Willi eine Freude machen sollte. Aber wenn dich das so beschäftigt, dann frag doch Werner selbst, ob er Willi gewinnen lassen hat .«
    »Ich glaube, dass Werner den Herrn Willi mag und ihm einfach ein gutes Gefühl vermitteln wollte«, sinnierte Florian. »Ich glaube aber auch, dass er darüber nicht

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