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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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sprechen möchte .«
    Also, falls an Florians Verdacht etwas dran war, dann war er ungemein sensibel und verfügte über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, stellte Palinski fest. Beides wieder einmal Eigenschaften, die ihn für den Beruf des Kriminalisten prädestinierten.
    Werner war an ihren Tisch zurückgekommen und hatte sich noch ein Glas Apfelsaft bestellt. Das Getränk wurde gerade serviert, als Palinskis Handy plötzlich aktiv wurde.

     
    *

     
    Mit fortschreitendem Abend hatte sich die anfänglich trübe Laune des »Flotten Heinzi« wieder gebessert. Der Besuch einiger alter Kunden, die Witze einer schon reichlich illuminierten Runde, die von einem Lokal ins andere wechselte und sich zwischendurch eine handfeste Grundlage für noch mehr Alkohol schaffen wollte und einige Prostituierte, die ihre schwachen Geschäfte an seinem Stand beklagten, hatten ihn den Schlächter fast vergessen lassen.
    »Eh klar, dass die Leut bei der Hitz lieber saufn als budern«, zeigte die Gachblonde mit dem Wahnsinnsbusen durchaus Verständnis für die Flaute in den zwischenmenschlichen Kontakten. »Mir gehts genau so«, bekannte sie, hob ihre Dose Bier und prostete den Anwesenden zu.
    »Im Sommer is z’haaß und im Winter is z’kalt und in der Zwischenzeit habn die Leut ka Geld« analysierte die kleine Schwarzhaarige mit den Lackschaftstiefeln und dem Tanga aus imitierten Tigerfell die Probleme nicht nur ihrer Branche durchaus zutreffend.
    »Ich hab ghört, in Wien gibt’s nur 50 Euro, und die is einer dem andern schuldig«, warf der Wahnsinnsbusen ein und lachte, was ihr ein »Das is aber net auf dein Mist gwachsn, gell ?« ihrer belesenen Kollegin einbrachte.
    Heinz mochte die meisten dieser Frauen sehr. Nicht das, was sie waren oder vorgaben zu sein, sondern das, was sich hinter ihrer Maskierung befand. Er kannte ihre Schicksale, wusste von ihren Problemen und bewunderte sie, wie sie trotz allem damit fertig wurden. Viele von ihnen waren starke Frauen, die sich zwar bezahlen ließen, die man deswegen aber noch lange nicht kaufen konnte.
    Nachdem sich die Damen verabschiedet und auf den Weg zurück zu ihrem Strich gemacht hatten, wurde es etwas ruhiger. Heinz war ganz froh über die Verschnaufpause, verschaffte sie ihm doch die Möglichkeit, kurz auszutreten oder auch einmal etwas zu essen. Meistens tat er beides, allerdings in wechselnder, durch die Natur bestimmter Reihenfolge.
    Während er noch überlegte, womit er heute anfangen sollte und sich fürs Essen entschied, registrierte er an der linken Begrenzung seines Sehfeldes eine Bewegung. Nachdem er seinen Blick auf den außen am Stand fixierten Spiegel gerichtet hatte, mit dem er beobachten konnte, was sich hinter seinem Geschäft abspielte, konnte er eine Person erkennen, die aus einem etwa 50 Meter entfernt abgestellten Transporter stieg. Der langsam in Richtung Würstelstand schlendernde Mann trug trotz der milden Nachttemperaturen einen langen, allerdings schwarzen Mantel. Hochgeschlossen. Plötzlich kehrte das schon überwunden geglaubte schlechte Gefühl wieder zu Heinz zurück.
    Ein Pärchen, dem es nach zwei Käsekrainern gelüstete, unterbrach die rasant ansteigende Spannung etwas, konnte sie aber nicht beseitigen. Im Gegenteil, Heinz bemerkte, dass der sich nähernde Mann stehen geblieben war. Offenbar um abzuwarten, dass der Platz vor dem Würstelstand wieder leer wurde. Er merkte, wie er plötzlich ganz feuchte Hände bekam und fieberhaft den Wisch zu suchen begann, auf den er Palinskis Handynummer notiert hatte.
    Inzwischen war der unheimliche Mann, es war der Schlächter, da war sich Heinz inzwischen völlig sicher, bereits auf 30 Meter an den Stand herangekommen. Zwei ältere Herren, die sich am Heimweg noch ein letztes Bier genehmigen wollten, verschafften ihm wieder etwas Zeit.
    Nachdem Heinz die beiden Dosen herausgegeben hatte, griff er zum Handy, tippte aufgeregt Palinskis Nummer ein und betete, den hoffentlich rettenden Engel zu erreichen.
    »Trans Europe Telefon Systems ist kein Teilnehmer unter dieser Rufnummer bekannt«, gab eine blechern tönende Stimme von sich. Verdammt, falsch verbunden. Der nächste Versuch verlief erfolgreicher. Das Gespräch wurde bereits nach dem zweiten Signal mit einem kräftigen »Palinski« angenommen.
    »Hier Heinz«, flüsterte dieser aufgeregt, »Heinz vom Würstelstand. Ich brauche Hilfe, der Schlächter, also wahrscheinlich ist es der Schlächter, ist keine 30 Meter vom Stand entfernt .«
    »Hast du gerade

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