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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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veranlassten, noch einen kurzen Besuch beim »Flotten Heinz« einzulegen, eher er wieder ins Cafe »Kaiser« ging, er würde keine nennen können. Außer vielleicht, dass er »so ein Gefühl« gehabt hätte. Wie schon früher gelegentlich auch.
    »Heinz, halt die Augen offen«, ermahnte er den überraschten Würstelstandchef. Um ihn nicht übermäßig zu beunruhigen, sagte er ihm nichts von seiner Beobachtung von vorhin, gab ihm aber die Rufnummer seines Handys. »Für alle Fälle. Falls dir irgendetwas komisch vorkommt oder sonst nicht stimmt, ruf mich sofort an .«
    So, jetzt war er wieder ausgeglichen genug, um sich auf das verdammte Damengambit konzentrieren zu können. Fast zumindest.

     
    *

     
    Als Ministerialrat Schneckenburger gegen 21.30 Uhr das Büro des Ministers betrat, war sein Chef eben dabei, sein unverzichtbares Wirken für Staat und Volk für heute bleiben zu lassen und zu gehen. Nicht unbedingt schon nach Hause, aber doch irgendwo hin, wo er sich auch daheim fühlte.
    »Was haben Sie denn noch, Schneckenburger ?« , erkundigte er sich unwillig, denn auch ein echter »commis d’etat« hat irgendwann einmal das Recht auf seinen Feierabend. Und der war jetzt definitiv gekommen. »Ich hoffe für Sie, es ist wichtig .«
    »Tut mir leid, wenn ich Ihre Pläne störe, aber es scheint sogar sehr wichtig zu sein .« Der Ministerialrat war es langsam leid, immer eine auf den Deckel zu bekommen. Egal, ob er eine Information sofort weitergab oder damit wartete. Den Minister damit seiner Ansicht nach zu spät informierte. »Aber wenn Sie schriftlich darauf bestehen, warte ich gerne bis morgen .«
    Fuscheé überlegte, wie er auf diese formal korrekte, inhaltlich aber doch als Frechheit einzustufende Reaktion seines engsten Mitarbeiters reagieren sollte. Weise, wie er, zumindest in seiner Selbsteinschätzung nun einmal war, entschloss er sich, gar nicht zu reagieren.
    »Gut, was gibt es ?« , meinte er wieder ganz gelassen.
    »Palinski hat heute Abend den Transporter des Schlächters gesichtet«, berichtete Schneckenburger jetzt, »an der Kreuzung Nussdorferstrasse/Gürtel. Das Besondere daran ist aber, dass er das Fahrzeug aus dem 4. Stock, also von oben gesehen hat .«
    »Und was ist da so besonders dran ?« , wunderte sich Fuscheé.
    »Palinski hat bemerkt, dass der Transporter nur am Dach als ehemaliges Sanitätsfahrzeug des Bundesheers erkennbar ist. Die übrige Karosserie ist in einer helleren Farbe lackiert, mit einer Aufschrift an der Seite. Die konnte er aus der Distanz allerdings nicht lesen .«
    »Und jetzt wollen Sie, dass das BKA das Fahrzeug nur mehr aus der erhöhten Warte eines höheren Stockwerkes sucht, oder was ?« Nicht einmal der Minister lachte über diesen müden Witz. Fuscheé hatte heute wirklich keinen guten Tag.
    »Das nicht, Herr Minister«, jetzt war es Schneckenburger, der nicht näher auf den Minister einging. »Oberinspektor Wallner lässt Sie aber bitten, ab morgen den Einsatz zumindest eines Hubschraubers zu genehmigen. Anders finden wir dieses Fahrzeug nicht .«
    Hubschraubereinsatz, das klang gut, fand der Minister. Nicht nur, dass die Chancen dadurch stiegen, diesen Verbrecher rasch zu finden. Nein, das allgegenwärtige knatternde Geräusch der Rotoren über der Stadt würde der Bevölkerung und den Medien nachhaltig verdeutlichen, dass alles geschah, um dieser Bedrohung Herr zu werden. Das würde sich gut auf seine Imagewerte auswirken.
    »Veranlassen Sie alles Notwendige, Schneckenburger«, der Minister war wieder voll Herr der Lage, »und legen Sie mir morgen die entsprechenden Papiere zur Unterschrift vor. Am besten, wir nehmen gleich zwei Helikopter. Wäre doch gelacht …«, meinte er noch im Gehen.
    Der Ministerialrat wusste zwar nicht genau, was denn doch gelacht wäre, es war ihm aber auch egal. Es war jetzt fast 22 Uhr und er hatte noch reichlich zu tun, bis auch er Feierabend machen konnte.

10

     
    Der »Flotte Heinzi« war von Natur aus kein ängstlicher Typ. Im Gegenteil, sein durchaus nicht risikoloses Nachtgeschäft hatte ihm schon verschiedene unangenehme, mitunter auch gefährliche Situationen beschert. Mit deren Bewältigung er bisher aber keinerlei Schwierigkeiten gehabt hatte. Im Gegenteil, inzwischen machte es ihm fast Spaß, Betrunkene freundlich oder auch nachdrücklich zur Ordnung zu rufen, die immer wieder auftretenden Stänkerer notfalls auch mit derberen Mitteln zur Räson zu bringen und den einen oder anderen Zechpreller solange festzuhalten,

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