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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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der Gobi tragen eher irreführend den Saxaul im Namen: der Saxaulsperling (
Passer ammodendri
) und Hendersons Saxaulhäher (
Podoces hendersoni
). Der bleiche Häher sitzt zwar gern auf Saxaulbüschen als Warte, doch ist der nur in den fast vegetationslosen mongolischen Trockenlandschaften und angrenzenden Gebirgen vorkommende Vogel nicht auf den Saxaul angewiesen. Als echter Bodenvogel brütet der Häher, dessen Gestalt dem in Europa heimischen Tannenhäher ähnelt, in Erdlöchern von Nagern und Pfeifhasen. Mit seinem mächtigen, spitzen Krähenschnabel stochert er nach Insekten und anderen Kleintieren oder nahrhaften Pflanzenteilen. Sein bodennaher Flug wirkt schwach; viel lieber streift er auf seinen kräftigen Beinen umher. Dabei treten die Tiere oft zu zweit auf, denn die Brutpartner bleiben das Jahr über zusammen. Im Deutschen werden gleich drei Arten der Gattung
Podoces
als Saxaulhäher bezeichnet. Die Offenlandspezialisten verdanken diesen Namen Panders Saxaulhäher (
Podoces panderi
), der tatsächlich in den Saxaulbüschen der Wüsten Kasachstans brütet. Am Grund der Zweige baut er ein Kugelnest, das an die Nester von Elstern erinnert.
    Auch der Saxaulsperling ist in seiner Lebensweise nicht an den Saxaulstrauch gebunden. Der kleine Vogel baut zwar mit Vorliebe seine Nester in dessen Zweigen, doch brütet er auch in Städten und Felsnischen. Der Sperling ernährt sich in der Regel von Sämereien und Knospen. Als Beikost frisst er auch Insekten. An den Wurzeln des Saxaul parasitiert gelegentlich eine auffällige Staude. Die prächtige Blütenkerze dieses Sommerwurzgewächses aus der Gattung
Cistanche
zeigt überhaupt kein Blattgrün, denn die Pflanze betreibt keine Photosynthese. Sie befriedigt ihren Nährstoffbedarf dagegen über Wurzelfäden, die sie geschickt an das Nährstoff-Leitgewebe der Saxaulwurzeln anschließt. Ihre fingerhutartigen Blüten mit sandfarbener bis roter Färbung werden dabei von wilden Bienen und anderen Fluginsekten bestäubt.
    Am Fuß der Berge legen Pfeifhasen wie der Mongolische Pika (
Ochotona pallasi
) ihre Erdbaue gern bei Saxaulsträuchern an. Die kaninchenartigen, doch kurzohrigen Pikas leben in Kolonien und halten keinen Winterschlaf. Im September beginnen sie mit der Heuernte, d. h., sie sammeln Gräser, Stauden und Kräuter, stopfen sie zum Trocknen in Felsspalten oder tragen sie in ihren Bauen zusammen. Von diesen Nahrungsvorräten zehren sie im Winter.
    Trampeltiere: die letzten Wildkamele
    Während das einhöckerige Dromedar als echtes Wildkamel inzwischen ausgestorben ist, haben sich vom Zweihöckerigen Kamel oder Trampeltier (
Camelus ferus
) noch kleine Restbestände von einigen hundert Tieren in der Wüste Gobi und im Tarimbecken im Inneren Chinas halten können. Besonders intensiv setzt sich die Wild Camel Protection Foundation für den Schutz der letzten Wildkamele ein. Mit der chinesischen Regierung hat sie 1999 in der autonomen chinesischen Provinz Xinjiang das 65 000 km 2 große Schutzgebiet Arjin Sha Lop Nur eingerichtet.
    Trampeltier
Camelus ferus
    Klasse Säugetiere
    Ordnung Paarhufer
    Familie Kamele
    Verbreitung trockene Kältesteppen in der Mongolei und im Inneren Chinas
    Maße Kopf-Rumpf-Länge: 2,5–3 m
    Standhöhe: 2,3–2,5 m
    Gewicht bis 1000 kg
    Nahrung Gräser, Kräuter, Blätter und andere verwertbare Pflanzenteile
    Geschlechtsreife mit etwa
    4 Jahren
    Tragzeit etwa 13 Monate
    Zahl der Jungen 1, selten 2
    Höchstalter 40 Jahre
    Tradition der Hauskamele
    Bereits seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. wird das Kamel als Haustier genutzt und gezüchtet. Legendär sind die Kamelkarawanen entlang der Seidenstraße. Dieser alte Handelsweg verband Nordchina mit dem syrischen Mittelmeerhafen Antiochia (heute Südtürkei). Die Kamele transportierten Seide und andere Handelsgüter von China gen Westen und in umgekehrter Richtung Gold, Edelsteine, Elfenbein und Glaswaren.
    Im Schaukelgang durch die Wüste
    Kamele sind Passgänger. Sie setzen also bei jedem Schritt jeweils Vorder- und Hinterbein einer Körperseite nach vorn, so dass sie kurzzeitig nur die linken, dann die rechten Beine belasten. Dadurch entsteht der schaukelnde Gang der Tiere, der ihnen den Beinamen »Wüstenschiffe« eingebracht hat. Ein tieferes Einsinken in den Wüstensand verhindert eine Art Schneeschuh. Die beiden Zehen der Kamele sind durch ein breites Polster so miteinander verbunden, dass eine große Trittfläche entsteht. Nach dieser aus elastischem Bindegewebe bestehenden Schwiele

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