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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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weiter westlich gelegenen Wüsten. Sie schwanken von maximal +40 °C im Sommer bis zu –40 °C im Winter. Die Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperaturen sind größer als 20 °C. Diesen Extremen sind nur wenige Tiere und Pflanzen dauerhaft gewachsen. Die meisten Pflanzen sterben über Winter oberirdisch ab und überdauern im Boden als Samenkörner, Wurzelknollen oder Zwiebeln – z. B. Schwertlilien und wilde Tulpen. Viele Tiere wandern im Herbst ab, so die meisten Vögel. Wer bleibt, hält einen mehr oder weniger ausgedehnten Winterschlaf. Auch die Reptilien legen sich zur Ruhe. Großsäuger legen zum Winter hin einen deutlich dichteren und dunkleren Pelz an als in den Sommermonaten.
    © shutterstock.com/Caroline Vancoillie
    Schneeleoparden im indischen Nationalpark Nanda Devi
    Auf Wasser angewiesen
    Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist nicht einmal die karge Wildnis der mongolischen Steppen und Wüsten noch so abgelegen, dass die drei größten Wandertierarten der Gobi ihre täglichen bzw. saisonalen Streifzüge ungestört vom Menschen unternehmen könnten. So konkurrieren Kulan (
Equus hemionus
), Przewalskipferd (
Equus przewalskii
) und das einzigartige wilde Kamel (
Camelus bactrianus
) mit den Viehherden halb sesshafter Hirten um Weidegründe und die wenigen Wasserstellen. Die in der Mongolei vorkommende Unterart des Kulan nennen die Einheimischen Dschiggetai, was so viel heißt wie »Großes Ohr«. Dieser am Rücken sandfarbene und am Bauch weiße Halbesel ist eleganter und größer als die westlicheren Kulane, doch genauso ungestüm und scheu wie sie. Eine Herde lässt einen potenziellen Feind kaum näher als 1 km an sich heran. Auf der Flucht können Dschiggetais über Stunden schneller als jedes Pferd laufen und kurzzeitig eine Spitze von 70 km/h erreichen. Der deutsche Entdecker Peter Simon Pallas, der Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag des russischen Zaren Sibirien und Zentralasien bereiste, vermerkte fasziniert: »Diejenige Art von Steppeneseln, welche wenigstens die westlichen Kirgisen Kulan nennen, müssen nicht damit [dem Dschiggetai] verwechselt werden. […] Wäre es möglich diese Thiere zu zähmen, so würde man gewiß keine flüchtigeren Klepper auf der Welt finden können. Allein sie sollen von unüberwindlicher Wildheit seyn.«
    Die von einem Leithengst und einer Stute geführten Herden kommen nachts zur Tränke und entfernen sich tagsüber bis etwa 20 km, um Gräser, Wermut und andere Beifußgewächse (
Artemisia spec
.) sowie Salzkrautarten (
Salsola spec
.) zu weiden. Früher wanderten die bis zu 100 Stuten umfassenden Herden in der Mongolei im Winter aus der Halbwüste in die saftigeren Grassteppen nach Norden. Heute existieren nur noch Restgruppen, die ihre jahreszeitlichen Wanderungen im zaunlosen Schutzgebiet »Great Gobi B« im Südwesten des Landes auf einen Umkreis von nur noch 50 km beschränken.
    Etwas kleinere Entfernungen legen im selben Gebiet ausgewilderte Gruppen des Przewalskipferds zurück. Dieses kompakt und kräftig gebaute Pferdchen ist ähnlich gefärbt wie der Dschiggetai; beide Arten haben eine kurze Stehmähne und einen schwarzen Aalstrich auf dem Rücken. Das Wildpferd hat jedoch dunkle Beine. Sein Sozialleben und Aktivitätsmuster ähneln denen des Wildesels, doch ist das Przewalskipferd stärker auf die Grassteppen spezialisiert und täglich auf Wasser angewiesen, das allerdings auch salzig sein darf. Der Dschiggetai hält es immerhin bis zu drei Tage ohne Wasser aus. Alle »Przewalskis« in der Gobi stammen heute von Tieren aus Zoos ab, denn im Freiland gilt der robuste Urahn der Hauspferde seit 1968 als ausgestorben.
    Das wilde Kamel besiedelt die kargsten Wüstenlebensräume und Bergtäler und kommt dank seiner beiden Höcker bis zu zwei Wochen ohne Wasser aus.
    Antilope mit Luftvorwärmer
    Einst in Steppen und Halbwüsten über Europa und weite Teile Asiens verbreitet, war die Saiga-Antilope (
Saiga tatarica
) zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Bejagung und schneereiche Winter fast ausgerottet. Dank rigoroser Schutzmaßnahmen haben sich die Bestände dieser schafähnlichen Wanderer wieder erholt. In den Wüsten und Steppen der Mongolei gibt es heute große Schutzgebiete. Die Saiga steht auf langen Antilopenbeinen, die ihr Fluchtgeschwindigkeiten bis 80 km/h erlauben, doch hat sie einen relativ plumpen Körperbau. Die Böcke tragen ein kopflanges, fast gerades Gehörn, das am Ende leicht einwärts gebogen ist. Merkwürdig wirkt das Tier durch

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