Wüstenfeuer
einer Mauer umgeben war. Sie wanderte mit einem Finger an der östlichen Seite der Mauer entlang bis zu einem Berghang dahinter, der ins Kidrontal abfiel. Ihr Finger blieb auf einem großen muslimischen Friedhof auf der Hügelspitze liegen, dessen einzelne weiße Grabsteine auf dem Foto zu erkennen waren.
»Dort treffen wir uns, auf diesem Friedhof, um genau elf Uhr abends, in zwei Tagen«, sagte sie.
Zakkar studierte das Foto und merkte sich die Kreuzungen in der Nähe, die auf dem Bild eingezeichnet waren. Sobald er sich alles eingeprägt hatte, sah er Maria mit fragendem Blick an.
»Sie werden dort mit uns zusammentreffen?«, fragte er.
»Ja. Das Schiff geht von hier nach Haifa.« Sie hielt inne, dann fügte sie mit Nachdruck hinzu: »Ich werde die Operation leiten.«
Beinahe hätte der Araber eine verächtliche Bemerkung gemacht. Grund war die Vorstellung, dass ihm eine Frau bei einer Unternehmung Anweisungen gab. Aber dann dachte er an die fürstliche Bezahlung, die er für diese Demütigung erhalten würde.
»Ich werde mit dem Sprengstoff dort sein«, versprach er.
Sie ging zu ihrer Koje und holte zwei schwere Holztruhen darunter hervor. Die Truhen hatten an jedem Ende stabile Stahlgriffe und waren mit den Worten
Medizinisches Gerät
in hebräischer Sprache beschriftet.
»Hier ist das HMX. Ich lasse es von meinen Wächtern auf den Kai hinunterbringen.«
Sie baute sich vor dem arabischen Söldner auf und sah ihm in die Augen.
»Ein letzter Punkt noch. Ich dulde keine Vorbehalte, was unser Ziel betrifft.«
Zakkar lächelte. »So lang er oder es sich in Israel befindet, ist es mir egal, wen oder was Sie zerstören.«
Er wandte sich um und öffnete die Tür. »Bis zu unserem Treffen in Jerusalem. Möge Allah mit Ihnen sein.«
»Und auch mit Ihnen«, murmelte Maria, aber der Araber hatte sich bereits durch den Korridor entfernt, gefolgt von dem Janitschar.
Nachdem der Sprengstoff im Lastwagen des Arabers verstaut worden war, setzte sich Maria an den Couchtisch und studierte erneut das Foto von Jerusalem. Von dem alten Friedhof ließ sie den Blick zu dem funkelnden Ziel auf dem Hügel wandern.
Diesmal werden wir die Welt aufrütteln, dachte sie, ehe sie das Foto und die Karten wieder in einen Schrank einschloss.
41
Wie eine gereizte Raubkatze ging Rudi Gunn auf der Kommandobrücke hin und her. Obwohl die Beule an seinem Kopf längst zurückgegangen war, zierte noch immer ein rotblauer Fleck seine Schläfe. Alle paar Schritte hielt er an und blickte auf der Suche nach Hilfe auf den Hafenkai von Canakkale. Als er dort nichts dergleichen sehen konnte, schüttelte er den Kopf und setzte seine Wanderung fort.
»Das ist doch verrückt. Jetzt werden wir schon den dritten Tag hier festgehalten. Wann lassen sie uns endlich wieder frei?«, fragte er verärgert.
Pitt sah von dem Kartentisch auf, wo er mit Kapitän Kenfield eine Landkarte von der türkischen Küste studierte.
»Unser Konsulat in Istanbul hat mir versichert, dass unsere Freilassung unmittelbar bevorsteht. Der nötige Papierkram wird zurzeit durch die örtliche Bürokratie geschleust.«
»Die ganze Situation ist ungeheuerlich«, klagte Gunn.
»Wir werden hier gefangen gehalten, während die Mörder von Iverson und Tang frei herumlaufen dürfen.«
Pitt konnte ihm nicht widersprechen, aber er verstand das Dilemma. Lange bevor die
Aegean Explorer
die türkische Küstenwache alarmiert hatte, war sie durch zwei frühere Funksprüche in Bereitschaft versetzt worden.
Der erste meldete, dass das NUMA-Schiff verbotenerweise ein historisches türkisches Schiffswrack, das vom Ministerium für Kultur und Tourismus geschützt wurde, ausschlachte. Die zweite Meldung besagte, dass zwei Taucher während der Bergungsaktion ums Leben gekommen seien. Die Türken weigerten sich, die Quelle der Meldungen zu nennen, wurden aber pflichtgemäß tätig, bevor die
Aegean Explorer
ihre eigene Meldung absetzen konnte.
Sobald man das NUMA-Schiff in die Hafenstadt von Canakkale eskortiert und beschlagnahmt hatte, wurde der Fall der örtlichen Polizei übergeben, um die Verwirrung komplett zu machen. Pitt rief sofort Dr. Ruppe in Istanbul an, um ihre berechtigte Anwesenheit am Fundort des Wracks zu bestätigen, dann telefonierte er mit seiner Frau Loren. Sie drängte das Außenministerium, sich umgehend für ihre sofortige Freilassung einzusetzen, nachdem die Polizei das Schiff durchsucht hatte und, da man keinerlei Artefakte gefunden hatte, allmählich begriff, dass
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