Wüstenfeuer
angenommen habe, dass es einem Unterwasserforscher dort gefallen könnte. Außerdem«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu, »ist es ein idealer Ort, um ein Picknick zu veranstalten.«
Sie betraten das Grundstück und spazierten in den hinteren Teil, wo sie eine freie Fläche fanden, die von alten Ahornbäumen überschattet wurde. Ein Fußweg führte ein kurzes Stück zu einer mit einem Geländer gesicherten Schlucht, die sich wie ein offener Bergwerksschacht in der Tiefe verlor. Überreste alter Mauern, steinerner Säulen und antiker Bogengänge waren auf dem trockenen Grund der Grube zu erkennen.
»Das war der ursprüngliche Bethesda-Teich«, erklärte Sophie, als sie in den mittlerweile ausgetrockneten Schacht hinabschauten. »Ursprünglich war es eine Zisterne mit Wasser für den Ersten und den Zweiten Tempel. Später wurden dann Bäder eingebaut. Natürlich war es besser als Heilungszentrum bekannt, nachdem geschrieben wurde, dass Jesus hier einen Kranken geheilt haben soll. Viel Wasser ist allerdings nicht mehr übrig, fürchte ich.«
»Das ist wahrscheinlich auch ganz gut so«, meinte Dirk. »Andernfalls würden sich hier die Touristen drängen, um ein Bad zu nehmen.«
Sie fanden eine einsame Bank unter einem besonders mächtigen Ahorn, wo sie Platz nahmen und sich ihr Mittagessen schmecken ließen.
»Erzähl doch mal, wie es Dr. Haasis geht«, sagte sie.
»Eigentlich ganz gut. Ich habe ihn heute Morgen noch besucht, ehe ich nach Jerusalem gefahren bin. Er ruht sich zu Hause aus, ist aber ganz wild darauf, wieder an seine Arbeit zurückzukehren. Die Beinwunde war nicht allzu ernst, daher dürfte er schon in ein oder zwei Wochen auf seine Krücken verzichten können.«
»Der arme Kerl. Er tut mir wirklich leid.«
»Er hat mir erzählt, dass er wegen dir ein schlechtes Gewissen habe. Er scheint zu denken, dass es seine Schuld gewesen ist, dass deine Agenten in eine so gefährliche Lage geraten sind.«
Sophie schüttelte den Kopf. »Das ist lächerlich. Er konnte genauso wenig wissen wie wir, dass uns eine Bande von Terroristen angreifen würde.«
»Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen«, sagte Dirk und nahm eine frische Feige aus der Obsttüte. »Übrigens hat mir der israelische Sicherheitsdienst während der vergangenen Tage ziemlich gründlich auf den Zahn gefühlt. Ich hoffe, du kannst mir sagen, dass ihr kurz davor steht, die Bösen zu erwischen.«
»Der Schin Bet, wie er mittlerweile heißt, hat die führende Rolle bei den Ermittlungen übernommen, aber ich fürchte, dass die Spur längst erkaltet ist. Der Lastwagen der Angreifer war kurz vorher gestohlen worden. Er wurde in einem See in der Nähe von Nahariyya gefunden, wo man ihn versenkt hatte. Der Schin Bet glaubt, dass die Diebe höchstwahrscheinlich kurz nach Verlassen von Caesarea in den Libanon übergewechselt sind.
Sie sollen mit einer Schmugglerorganisation in Verbindung stehen, die mit der Hisbollah zusammenarbeitet.
Ich fürchte, es wird schwierig sein, sie zu identifizieren – geschweige denn sie zu fassen.«
»Irgendeine Idee, für wen sie arbeiten könnten?«
»Nein, gar keine. Ich habe zwar jede Menge Recherchen angestellt und auch den ein oder anderen Verdacht, aber noch immer keinen schlagenden Beweis.
Sam und ich tun wirklich, was wir können«, sagte sie, und ihre Stimme versiegte, als sie an den toten Agenten Holder dachte.
Dirk ergriff ihre Hand und drückte sie.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit so etwas zu tun haben würde«, fuhr sie fort, und eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel.
Sie sah Dirk an und erwiderte den Druck seiner Hand.
»Ich bin wirklich froh, dass du hier ist«, sagte sie, dann lehnte sie sich zu ihm und küsste ihn.
Sie saßen lange aneinandergeschmiegt da, und Sophie fühlte sich in Dirks Armen wieder sicher. Vor den leeren Teichen von Bethesda sitzend fand sie sogar frischen Mut, um sich erneut in ihre Arbeit zu stürzen. Sie atmete tief durch und lächelte mit feuchten Augen.
»Riechst du den Jasmin?«, fragte sie. »Ich habe diesen Duft immer geliebt. Er erinnert mich an meine Kindheit, als jeder Tag mit Glück erfüllt war.«
»Das wird auch wieder so sein«, versprach Dirk. »Ich muss zurück«, flüsterte sie schließlich, ließ jedoch die Arme um Dirk geschlungen, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. »Ich warte auf dich«, sagte er.
Plötzlich fiel ihr die Operation ein, die für diese Nacht mit Sam geplant war.
»Wir können zu Abend essen, aber ich
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