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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Können Sie die Sprengladungen nicht unschädlich machen?«
    Lazio schüttelte den Kopf.
    »Dann alle Mann zum Rettungsboot«, befahl Hammet.
    »Aber schnell.«
    Die Matrosen drängten sich eilig durch die Tür. Lazio und der Erste Offizier, die beide Hammet stützten, folgten als Letzte. Als sie auf das Oberdeck kamen, spürte Hammet ein ungewöhnliches Vibrieren unter seinen Füßen, dann schaute er zur Reling. Der israelische Kapitän bekam einen Schock, als er die Minarette der Süleyman-Moschee in nicht allzu großer Entfernung vor ihnen aufragen sah.
    »Wir sind ja mitten in Istanbul«, stammelte er.
    »Ja, das sind wir«, bestätigte Lazio. »Kommen Sie, wir haben wenig Zeit.«
    »Aber wir müssen den Tanker wenden und von hier wegbringen«, protestierte er.
    »Das versucht gerade jemand auf der Brücke.«
    Hammet wollte den anderen zum Heck folgen, dann blieb er stehen, als das Deck abermals erschauerte.
    »O nein«, stöhnte er plötzlich, und seine Miene verdüsterte sich. »Ich habe dafür gesorgt, dass die Maschine keinen Treibstoff mehr hat.«
72
    Pitt hatte soeben dasselbe festgestellt. Als er auf die Kommandobrücke gekommen war, hatte er zwei blinkende Warnlichter auf der Steuerkonsole übersehen, während er die Kontrollen fand, mit denen sich der Autopilot ausschalten ließ. Der Tanker näherte sich gerade der Galata-Brücke und steuerte auf den mittleren Bogen zu, als Pitt wieder die manuelle Kontrolle des Ruders übernahm. Ein Blick zum Pfeiler auf der Backbordseite sagte ihm, dass der Raum nicht ausreichte, um das große Schiff zu wenden. Er müsste die Brücke erst vollständig passieren, dann eine Kehre ausführen und abermals unter der Brücke hindurchfahren, um das Goldene Horn zu verlassen.
    Während sich der Schiffsbug unter die Brücke schob, gewahrte Pitt, dass sich der Brückenbogen vor ihm fast in Augenhöhe befand, und er fragte sich, ob der hohe Deckaufbau des Tankers darunterpassen mochte. Während er auf den entscheidenden Augenblick wartete, warf er endlich einen Blick auf die roten Warnlichter.
    Entsetzt erkannte er, dass es sich um die LEER-Anzeigen für den Haupt- und den Reservetank handelte.
    Als Hammet in den Maschinenraum geschlichen war, hatte er die Auslassventile der Treibstoffbunker geöffnet, durch die das Dieselöl in die Bilge geströmt war, um von dort über Bord gepumpt zu werden. Die Tanks waren jetzt geleert, wie Pitt wusste – und wie es durch den unrunden Lauf der Maschine angezeigt wurde, die die letzten Reste Treibstoff verbrauchte.
    Pitt erkannte plötzlich mit absoluter Klarheit, dass er keine Chance hatte, den Tanker zurück ins Marmarameer zu lenken, wo er explodieren konnte, ohne großen Schaden anzurichten. Den Tanker nur in sichere Entfernung von der Stadt zu bringen war eine vergebliche Hoffnung. Auf der Kommandobrücke einer tickenden Zeitbombe zu stehen, einer Zeitbombe, die schon bald nicht mehr zu lenken sein würde, hätte jeden Menschen in Panik ausbrechen lassen. Man hätte nur noch den unwiderstehlichen Drang verspürt zu fliehen, irgendwie dieses Todesschiff hinter sich zu lassen und zu versuchen, die eigene Haut zu retten.
    Aber Pitt war nicht so wie die meisten Menschen.
    Während seine Nerven absolut ruhig blieben, arbeitete sein Geist auf Hochtouren und suchte und überprüfte sämtliche Möglichkeiten, die aktuelle Krisensituation zu entschärfen. Dann bot sich eine potentielle Lösung des Problems auf der anderen Seite des Hafens an. Riskant und tollkühn, dachte er, aber es wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit. Das Seefunk-Radio auf der Kommandobrücke auf Kanal 86 schaltend griff er zum Mikrofon.
    »Al, wo bist du?«, rief er.
    Giordinos Stimme krächzte sofort aus dem Lautsprecher.
    »Ich bin etwa eine Meile von dir entfernt. Ich spiele mit der Jacht Katz und Maus, aber ich glaube, sie haben jetzt keine Lust mehr. Halte die Augen offen, denn sie sie sind in deine Richtung unterwegs. Seid ihr beiden – Lazio und du – so weit, dass ich euch von diesem Schiff runterholen kann?«
    »Nein, ich brauche dich woanders«, erwiderte Pitt.
    »Ein holländisches Baggerschiff liegt nicht weit vom südöstlichen Ende der Brücke.«
    »Bin gleich dort. Ende.«
    Der Decksaufbau des Tankers war kaum unter der Brücke hindurchgeglitten, als die Maschine abermals hustete. Im matten Licht der Morgendämmerung entdeckte Pitt die blaue Motorjacht in knapp einhundert Metern Entfernung, wie sie auf den Tanker zuraste. Er ignorierte die Jacht, warf

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