Wüstenfeuer
solltet.«
86
Summer und Dirk fanden das Archäologische Museum Limassol in einem modernen Gebäude östlich des Stadtzentrums, nicht weit vom Stadtpark entfernt. Zahlreiche Keramiken und Artefakte aus der wechselvollen Geschichte Zyperns, einige davon über zweitausend Jahre alt, wurden in schlichten Glasvitrinen in den drei Flügeln des Gebäudes ausgestellt. Summer bewunderte ein Arrangement von altertümlichen Tierfiguren aus Terracotta, während sie auf den Kurator des Museums warteten.
»Ich bin Giorgos Daneiiis. Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte ein Mann mit einem runden Gesicht und einem griechischen Akzent.
Summer stellte sich und ihren Bruder vor. »Wir interessieren uns für das Schiffswrack aus dem vierten Jahrhundert, das in der Nähe von Pissouri gefunden wurde«, erklärte sie.
»Ja, das Pissouri-Wrack«, sagte Daneiiis und nickte.
»Die Ausstellung befindet sich in Saal drei.«
Während er sie zu dem Raum führte, fragte er:
»Kommen Sie vom Britischen Museum?«
»Nein, wir arbeiten für die National Underwater and Marine Agency«, sagte Dirk.
»Oh, Verzeihung«, entschuldigte sich der Kurator.
»Vor ein paar Tagen war schon mal jemand hier und erkundigte sich nach denselben Exponaten. Ich dachte, Sie hätten miteinander zu tun.«
Er trat zu einem großen Glaskasten, der mit Dutzenden von Artefakten gefüllt war. Summer stellte fest, dass es sich vorwiegend um Keramikbehälter sowie einige verwitterte Holzfragmente mit rostigen Eisenbeschlägen handelte.
»Was können Sie uns über das Schiff erzählen?«, fragte Dirk.
»Es datiert aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts«, sagt der Kurator und deutete auf eine korrodierte Silbermünze auf dem unteren Glasboden. »Auf diesem römischen Dinar, der in dem Wrack gefunden wurde, ist Kaiser Konstantin mit Lorbeerkranz dargestellt, was daraufhinweist, dass das Schiff um das Jahr 330 versenkt wurde.«
»War es eine römische Galeere?«, wollte Dirk wissen.
»Es gab zwar einige Spekulationen in dieser Richtung, als das Wrack gerade erst entdeckt worden war, aber die meisten Experten tippen eher auf eine Handelsgaleere. Holzproben beweisen, dass das Schiff aus libanesischem Pinienholz gebaut wurde, was diese Hypothese unterstützt.« Er deutete auf ein Gemälde an einer der Wände, auf dem eine Galeere mit hohem Bugüberhang und zwei Rechtecksegeln dargestellt war.
»Die Experten meinen, dass die Galeere wahrscheinlich Getreide oder Olivenöl geladen hatte.«
Dirk deutete auf einen von Seewasser zerfressenen Schwertgriff, der hinter einem Tontopf lag.
»Hatte das Schiff auch Waffen an Bord?«, wollte Dirk weiter wissen.
Der Kurator nickte. »Angeblich war dort noch viel mehr, aber ich fürchte, dieses Schwertfragment ist alles, was wir noch bergen konnten. Die Archäologen waren gezwungen, unter Zeitdruck zu arbeiten, da man feststellte, dass der Fundort des Wracks systematisch von Dieben geplündert wurde. Ich habe gehört, dass sehr viele Waffen entfernt wurden, bevor die Archäologen eintrafen.«
»Wie erklären Sie sich all diese Waffen auf einem Handelsschiff?«, wollte Summer wissen.
Der Kurator zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht.
Vielleicht waren sie ein Teil der Fracht. Oder vielleicht befand sich auch ein hochrangiger Beamter an Bord.«
»Oder es gibt noch eine weitere Möglichkeit«, überlegte Dirk.
Daneiiis und Summer sahen ihn gespannt an.
»Mir kommt es so vor«, sagte er, »als könnte dieses Schiff ein Piratenschiff gewesen sein. Es erinnert mich an einen Bericht, den ich in Caesarea gelesen habe. Dort war die Rede von einem zypriotischen Piratenschiff, auf dem römische Waffen gefunden worden waren.«
»Ja, das könnte durchaus der Fall sein«, erwiderte der Kurator lebhaft. »Einige der persönlichen Gegenstände der Mannschaft erscheinen für jene Zeit nämlich auffallend luxuriös«, fügte er hinzu und deutete auf einen Glasteller und einen besonders kunstvoll geformten Keramikkelch.
»Mr. Daneiiis, gibt es in den zypriotischen Gewässern noch andere bekannte Wracks aus dieser Zeit?«, fragte Summer.
»Nein. Vor der Bordküste liegt ein Wrack, das möglicherweise aus der Bronzezeit datiert, aber das wäre dann auch das älteste Wrack, von dem ich weiß. Wofür genau interessieren Sie sich denn?«
»Wir suchen Informationen über eine römische Galeere, die im Auftrag Konstantins unterwegs war und möglicherweise in zypriotischen Gewässern verschollen ist.
Sie müsste in etwa zu der
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