Wüstenfeuer
Giordino die Ergebnisse des AUV überwachten, ließ Pitt den sonaren Geräteträger am Heck zu Wasser und teilte sich den Monitordienst mit Dirk und Summer.
Es war neun Uhr am nächsten Morgen, als Summer mit einer Tasse heißen Kaffees auf die Kommandobrücke kam, um ihren Vater vor dem Bildschirm abzulösen.
»Gibt es was Neues im Fernsehen?«, fragte sie.
»Ich fürchte, mehr als eine Wiederholung kann ich dir nicht bieten«, erwiderte Pitt, stand auf und reckte und streckte sich. »Das gleiche Fels- und Sandpanorama, das schon die ganze Nacht über gelaufen ist. Außer einem gesunkenen Fischerboot, das Dirk gefunden hat, gab es überhaupt nichts.«
»Ich war gerade bei Al in seiner Überwachungsbaracke«, sagte sie und rutschte auf Pitts Platz. »Er meinte, sie bekämen mit dem AUV ähnliche Ergebnisse.«
»Wir sind fast am Ende dieses Feldes«, sagte Pitt.
»Sollen wir in Richtung Westen weitersuchen?«
Summer lächelte ihren Vater an. »Wenn es darum geht, ein Schiffswrack aufzuspüren, werde ich einen Teufel tun und deinen Instinkt in Frage stellen.«
»Dann also nach Westen«, erwiderte er mit einem Augenzwinkern.
Kapitän Kenfield kam vom Ruderstand herüber und breitete eine örtliche Seekarte auf dem Tisch aus.
»Wohin genau wollen Sie das nächste Suchfeld denn legen?«, wollte er von Pitt wissen.
»Wir verlängern einfach unser augenblickliches Suchfeld und gehen so nahe an die Küste heran wie möglich.
Suchen wir noch zwei Meilen weiter nach Westen, etwa bis zu diesem Punkt hier«, sagte er und deutete auf einen kleinen Küstenvorsprung auf der Karte.
»Okay«, sagte Kenfield. »Ich berechne die Koordinaten zum Petra tou Romiou, wie hier auf der Karte steht, oder zum Aphrodite-Felsen.«
Summer richtete sich ruckartig in ihrem Sessel auf.
»Sagten Sie Aphrodite-Felsen?« fragte sie.
Kenfield nickte, dann holte er einen leicht zerfledderten Reiseführer für Zypern aus dem Regal hinter dem Kartentisch.
»Ich habe es erst gestern Abend gelesen. Der Petra tou Romiou – oder auch Rock of Romios – verdankt seinen Namen einem byzantinischen Volkshelden, der angeblich riesige Felsblöcke ins Meer warf, um Piraten abzuschrecken. Die Felsformationen sind heute noch in der Brandung zu sehen. Jedoch kennt man diesen Ort auch aus der Antike als diejenige Stelle, an der Aphrodite, die Schutzgöttin Zyperns, dem Schaum der Wellen entstieg.«
»Dad, das ist es.« Summer sprang aus dem Sessel auf.
»Das Bild der Aphrodite war auf dem Fresko. Es zeigte nicht den Tempel auf dem Stavrovouni, wo heute das Kloster steht. Es ist der Ort, wo die römische Galeere hinwollte. Irgendjemand am Strand oder vielleicht sogar die Piraten haben gesehen, wie die Galeere zu den Felsen floh.«
»Diese Stelle ist fast in Sichtweite vom Fundort des Pissouri-Wracks«, stellte Kenfield fest.
»Okay, ich glaub’s ja«, sagte Pitt und quittierte die Begeisterung seiner Tochter mit einem Lächeln. »Dann also nichts wie hin zum Aphrodite-Felsen. Mal sehen, ob uns die Göttin ein wenig Liebe schenkt.«
Kurze Zeit später erreichten sie das Ende ihrer Suchbahn und hievten den Geräteträger an Bord. Während das Schiff seinen Kurs änderte, um die Suche entlang der Küste fortzusetzen, ging eine spürbare Woge der Zuversicht durch die Kommandobrücke. Im allgemeinen Zustand gespannter Erwartung bemerkte niemand das kleine Boot, mit dem Ridley Bannister, ein Fernglas vor den Augen, dem türkisfarbenen Schiff in einem Abstand von einer halben Meile folgte.
91
Sechs Stunden später schenkte die Göttin Aphrodite den NUMA-Forschern alles andere als Liebe. Der Meeresgrund um den Petra tou Romiou erwies sich als bar jeden von Menschenhand geschaffenen Objekts. Dirk hatte die nächste Überwachungsschicht übernommen und starrte auf das endlose Band mit Felsen und Sand, wie es auf dem Monitor sichtbar wurde, während Summer und Pitt untätig herumlungerten und auf einen Treffer warteten. Giordino betrat die Brücke und war überrascht, dass sich Summers Begeisterung in tiefe Frustration verwandelt hatte.
»Das AUV kommt in einer Dreiviertelstunde hoch«, sagte er zu Pitt.
»Wir haben diesen Streifen in wenigen Minuten abgefischt«, meldete Dirk.
»In Ordnung, brecht ab, wenn wir das Ende erreichen.
Dann holen wir den dicken Fisch rauf«, sagte Pitt.
»Habt ihr irgendwas gefunden?«, fragte Giordino.
»Wenn du auf Steingärten stehst, dann wird der Meeresgrund hier für dich das reinste Paradies sein«, antwortete
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