Wüstenfeuer
Auftrag erteilte, die Kirche genau an dieser Stelle zu erbauen.«
Sie bedankte sich bei dem Mönch, dann blickte sie ihm nach, wie er zum Klostereingang zurückschlurfte.
»Also, wir waren dicht dran«, sagte sie. »Jetzt wissen wir wenigstens, dass es zwei Piratenschiffe gab.«
»Auf dem Bild sieht es so aus, als wäre das römische Schiff nach dem Kampf mit den Piraten immer noch schwimmfähig gewesen. Es war irgendwohin unterwegs«, murmelte Dirk und starrte auf das Bild, bis es vor seinen Augen verschwamm. Schließlich trat er von dem Fresko zurück und folgte Summer zum Ausgang.
»Ich glaube, hier haben wir alles erfahren, was es zu erfahren gab«, sagte er. »Übrigens, hast du mit Ridley Bannister gesprochen?«
Auf ihren fragenden Blick hin schilderte er seine Begegnung im Kloster.
»Ich habe ihn gar nicht zu Gesicht bekommen«, sagte sie. Dann regte sich in ihr ein Verdacht. »Wie sieht er überhaupt aus?«
»Schlank, mittelgroß, blondes Haar. Ich vermute, Frauen würden ihn attraktiv nennen.«
Summer blieb abrupt auf einer Treppenstufe stehen.
»Hast du vielleicht gesehen, ob er einen Ring getragen hat?«
Dirk überlegte. »Ja, ich glaube schon. An seinem rechten Ringfinger. Ich habe ihn bemerkt, als wir uns die Hand schüttelten. Er war wohl aus massivem Gold und sah ein wenig seltsam aus, wie etwas aus dem Mittelalter.«
Summers Gesicht rötete sich vor Zorn. »Das ist der Kerl, der Julie und mich mit einer Pistole bedroht und uns das Manifest gestohlen hat. Da sagte er, sein Name sei Baker.«
»Er ist ein bekannter und sehr angesehener Archäologe«, meinte Dirk.
»Angesehen?«, zischte Summer. »Ich wette, er sucht hier ebenfalls nach der Galeere.«
»Einer der Mönche erwähnte, dass er an einem Buch über Helena arbeite.«
Summer schäumte vor Wut, als sie zu ihrem Wagen kamen. Das Bild von Bannister, wie er im Keller von Kitcheners Landsitz das Manifest einsteckte, wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Sie jagte die gewundene Straße vom Kloster ins Tal, und ihr Fahrstil spiegelte ihren Zorn wider. Als sie auf die Schnellstraße kamen, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, dass ihr die Quelle ihres Zorns in einem anderen Wagen dichtauf folgte.
Sie beruhigte sich erst ein wenig, als sie Limassol vor sich liegen sahen. Während sie den Frachthafen der Stadt erreichten, fasste sie neue Zuversicht.
»Wenn Bannister hier ist, dann muss die Galeere existieren«, sagte sie zu Dirk.
»Auf jeden Fall hat er sie noch nicht gefunden«, erwiderte er. Summer nickte zufrieden. Wer weiß, schoss es ihr durch den Kopf, vielleicht sind wir ihr ja sogar näher, als wir denken.
90
»Wollt ihr schon wieder verschwinden?«, fragte Summer.
Sie stand auf der Kommandobrücke der
Aegean Explorer
und sah zwei Mannschaftsmitgliedern dabei zu, wie sie den vorderen Festmacher einholten und verstauten. Es war noch keine Stunde vergangen, seit das Schiff in Limassol angelegt hatte und sie und Dirk an Bord gekommen waren.
Pitt stand in der Nähe des Ruders und trank eine Tasse Kaffee.
»Wir müssen zur westlichen Seite der Atrotiri-Halbinsel zurück, um Rudis AUV im Auge zu behalten«, sagte er.
»Ich dachte, ihr benutzt für die sonare Suche den Geräteträger.«
»Tun wir auch. Wir haben unser erstes Gitter vor Pissouri abgeschlossen und mit einem neuen Suchgitter im Westen angefangen. Aber Rudi hat das AUV für SideScan-Betrieb umgerüstet, und damit hat es auch schon begonnen. Zurzeit wird ein großes Gitter östlich von Pissouri absolviert. Wir gehen mit der
Explorer
weiter nach Westen und decken ein doppelt so großes Gebiet ab.«
»Das leuchtet ein«, sagte sie. »Wie lange bleibt das AUV noch unten?«
»Noch etwa achtzehn Stunden, ehe es wieder auftaucht. Dadurch können wir selbst noch einiges schaffen, bevor wir das AUV rausholen müssen.«
»Dad, es tut mir leid, dass wir nichts Besseres mitgebracht haben.«
»Euer Fresko scheint die Rolle des Pissouri-Wracks als eins der Piratenschiffe zu bestätigen. Wenn die Galeere existiert, haben wir doch gute Chancen, wieder ins Spiel zu kommen.«
Die
Aegean Explorer
dampfte nach Süden um die kurze Akrotiri-Halbinsel herum, dann wandte sie sich nach Nordwesten in Richtung Pissouri, das in etwa zwanzig Meilen Entfernung lag. Die Sensoren des Forschungsschiffs nahmen Kontakt mit zwei Wandler-Bojen auf, die Daten vom AUV übermittelten, während es sechzig Meter unter der Wasseroberfläche über den Meeresgrund glitt. Zur gleichen Zeit, als Gunn und
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