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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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aber angenehm, der von dem Mann zu ihr herüberwehte. Ein schneller Blick über die Schulter verriet ihr, dass er an der rechten Hand einen altmodischen ovalen Ring aus Gold trug.
    Sie blätterte die Briefe durch, die im Wesentlichen Mitteilungen über Finanz- und Organisationsfragen für die subalternen Bischöfe in England sowie deren Antworten enthielten. Nach einer Stunde hatten die Frauen jeden ihrer Dokumentenstapel zur Hälfte durchgearbeitet.
    »Hier ist ein Brief von Kitchener«, verkündete Julie plötzlich.
    Summer blickte gespannt über den Tisch. »Und was steht drin?«
    »Offenbar ist es eine Antwort auf den Brief des Erzbischofs, da er dem Datum zufolge nur ein paar Tage später geschrieben wurde. Er ist ganz kurz. Ich lese mal vor.«
    Euer Exzellenz,
    ich bedauere, Ihrer kürzlich geäußerten Bitte nicht nachkommen zu können. Das Manifest ist ein Dokument von enormer historischer Bedeutung. Es verlangt danach, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu werden, wenn auf der Welt wieder Frieden herrscht. Sollte es in Ihre Hände gelangen, befürchte ich, dass die Kirche seine Veröffentlichung verhindert, um ihre festgefügten theologischen Positionen zu schützen.
    Ich bitte Sie, Ihre Untergebenen, die mich unablässig verfolgen, zurückzurufen.
    Ihr gehorsamer Diener,
    H. H. Kitchener
    »Was könnte das für ein Manifest sein?«, fragte Summer.
    »Keine Ahnung«, antwortete Julie. »Aber Kitchener hatte ganz eindeutig eine Kopie davon in seinem Besitz und hielt es für wichtig.«
    »Die Kirche offenbar ebenfalls.«
    Summer hörte, wie sich der Mann hinter ihr räusperte und über den Tisch lehnte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich gelauscht habe, aber sagten Sie gerade ›
Kitchener
‹?, fragte er mit einem entwaffnenden Lächeln.
    »Ja«, erwiderte Summer. »Meine Freundin Julie arbeitet an einer Biografie des Feldmarschalls.«
    »Mein Name ist Baker«, log Ridley Bannister und erreichte auf diese Art und Weise, dass auch seine neuen Bekannten sich vorstellten. »Darf ich Sie darauf hinweisen, dass Sie im Imperial War Museum möglicherweise bessere Quellen für historische Dokumente über Lord Kitchener finden können?«
    »Nett, dass Sie mich darauf aufmerksam machen, Mr. Baker«, sagte Julie, »aber ich habe das Material dort bereits gründlich geprüft.«
    »Und das hat Sie hierher geführt?«, wunderte er sich.
    »Ich würde nicht erwarten, dass sich der Einfluss eines Kriegshelden auch auf die Kirche von England erstreckt.«
    »Ich interessiere mich nur für eine kurze Korrespondenz mit dem Erzbischof von Canterbury«, erklärte sie.
    »Dann ist dies hier ja genau der richtige Ort«, sagte Bannister lächelnd.
    »Und in welcher Angelegenheit recherchieren Sie?«, wollte Summer von ihm wissen.
    »Es ist eigentlich nur ein Hobby. Ich interessiere mich für die Standorte alter Abteikirchen, die zerstört wurden, als Heinrich VIII. die Klöster auflösen ließ.« Er hielt ein altes Buch mit dem Titel
Das alte England und seine Kirchen
hoch, dann wandte er sich wieder an Julie.
    »Haben Sie irgendwelche neuen Geheimnisse über Kitchener zu Tage gefördert?«
    »Diese Ehre gebührt Summer. Sie hat mitgeholfen zu beweisen, dass das Schiff, mit dem er unterging, möglicherweise eine Bombe an Bord hatte.«
    »Die
Hampshire
?«, fragte er. »Ich dachte, es wäre längst bewiesen, dass sie von einer deutschen Seemine versenkt wurde.«
    »Das Explosionsloch deutet eher darauf hin, dass die Sprengung innerhalb das Schiffes stattfand«, erwiderte Summer.
    »Vielleicht treffen dann die alten Gerüchte, die IRA habe eine Bombe deponiert, am Ende doch zu«, sagte er.
    »Sie kennen die Geschichte?«, fragte Julie.
    »Ja«, antwortete Bannister. »Die
Hampshire
wurde Anfang 1916 zur Generalüberholung nach Belfast geschickt. Einige nehmen an, bei dieser Gelegenheit sei eine Bombe im Schiff versteckt und Monate später gezündet worden.«
    »Sie wissen offenbar eine Menge über die
Hampshire
«, stellte Summer fest.
    »Ich interessiere mich brennend für alles, was den Ersten Weltkrieg betrifft«, sagte Bannister mit einem leisen Lachen. »Und wo setzen Sie Ihre Recherchen fort?«
    »Wir fahren nach Kent, um noch einmal in Kitcheners persönlichen Papieren auf Broome Park zu stöbern«, sagte Julie.
    »Haben Sie sein letztes Tagebuch gesehen?«, fragte Bannister.
    »Wie sollte ich?«, sagte Julie überrascht. »Es gilt doch als verschollen.«
    Bannister schaute auf seine Armbanduhr. »Du liebe Güte, wie die Zeit

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