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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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abrupt und zog sich zurück. Der Nachhall ihrer Worte verklang langsam im leisen Plätschern des Wassers.
     

29
    Als Khalidah und Sulayman sich am nächsten Morgen verabschiedeten, gab sich Sandara kühl und zurückhaltend, und ihre Kinder machten einen bedrückten Eindruck. Aber sie gab ihnen weitere Vorräte, Wasser und warme Kleider mit. Als Khalidah sich zu ihr hinunterbeugte, um sie von Zahirahs Sattel aus zu umarmen, flüsterte Sandara ihr zu: »Vergiss mich nicht, Khalidah. Ich werde dich auch nicht vergessen.« Dann sagte sie etwas zu Sulayman, was Khalidah nicht verstand, ihn aber dazu veranlasste, kurz zu ihr hinüberzublicken. Dann brachen sie auf, und Daoud schloss mit einem letzten kummervollen Seufzer die Tür des stillen, verwunschenen Gartens hinter ihnen.
    Schweigend ritten sie aus der Stadt hinaus. Auch als sie den Fuß der Berge erreichten, wagte keiner von ihnen, es zu brechen. Von einem felsigen Abgrund aus blickten sie über wellige rote Hügel hinweg, die in Richtung des Horizonts stetig anstiegen und ganz in der Ferne weiße Schneekappen trugen.
    »Das ist Khorasan«, sagte Sulayman endlich. Er sah Khalidah an, deren Augen unruhig flackerten. »Und nach dem Gespräch mit Sandara bist du dir jetzt nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung war, die Reise hierher zu wagen.«
    Sie erwiderte nichts darauf, sondern senkte nur den Blick, was  Sulayman bestätigte, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Er seufzte. »Sandara ist eine gute Frau«, fuhr er fort, »und ich dachte, es würde dir helfen, deine Mutter besser zu verstehen, wenn du sie kennen lernst und bewirken, dass du nicht alles blind glaubst, was du in Qaf über sie hören wirst. Aber du darfst nicht vergessen, dass ihre Sicht der Welt von Leid, Verlust und Schuldgefühlen getrübt wird, und das verzerrt ihren Blick für die Wirklichkeit. Ich habe mit ihrem Vater Arzou gesprochen. Er hat ihr schon vor langer Zeit vergeben und würde sie mit offenen Armen wieder aufnehmen, wenn sie nur kommen würde.«
    »Hast du ihr das denn nicht gesagt?«, wunderte sich Khalidah.
    Sulayman lachte bitter auf. »Ich habe es ihr gesagt, als ich aus Qaf zurückkehrte, und dann noch einmal heute Morgen, als du noch geschlafen hast. Man könnte sogar sagen, ich habe sie angefleht, Vernunft anzunehmen - wenn schon nicht um ihrer selbst willen, dann zumindest ihrem alternden Vater und ihren Kindern zuliebe. Aber Aslams Feuer hat nicht nur ihre Schönheit zerstört. Sandara ist in einem Labyrinth aus Schuld und Reue gefangen, und bevor sie sich nicht selbst verzeiht, kann sie auch die Vergebung anderer nicht akzeptieren. Ich kann nur hoffen, dass die Liebe zu ihren Kindern am Ende siegt und sie sie rettet, bevor es zu spät ist.«
    Und wieder breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus.
     Im Laufe der nächsten Tage begann Khalidah Sandara mit anderen Augen zu sehen. Ihre Furcht vor Qaf schwand, und sie blickte einmal mehr mit - wenn auch merklich verhaltenerer - Vorfreude gen Osten. Um sie davon abzuhalten, in fruchtlosen Grübeleien zu versinken, füllte Sulayman die Abende mit Unterrichtsstunden aus, und tagsüber erzählte er ihr, was er von dieser ungezähmten Grenze des Islams wusste. Er arbeitete sich durch die Geschichte Khorasans, bis er zu den ghaznavidischen Türken kam, deren König Mahmud den  Persern das Land so mühelos entrissen hatte, als pflücke er eine reife Aprikose. Doch kaum hatte Mahmud die Grenzen seines neuen Reiches gesichert, da marschierte er schon wieder gen Osten, um den Subkontinent zum Islam zu bekehren.
    »Und von seinem blutigen Feldzug rührt auch der Name des Teils des Himalayas, der das Stammesgebiet der Dschinn bildet«, schloss Sulayman. »›Hindukusch‹ heißt ›Schlächter der Hindus‹. Aber hier sind nicht nur die Hindus erbarmungslos abgeschlachtet worden. Als Mahmud vor noch nicht einmal fünfzig Jahren starb, spaltete sich das Land erneut in eine Reihe einander bekämpfender Dynastien auf, und so ist es bis heute geblieben. Deswegen musst du in dieser Gegend auch immer auf der Hut sein, selbst wenn sie vollkommen verlasssen erscheint - in diesen Bergen wimmelt es von Räubern, die dich entweder umbringen oder in ihre Banden aufnehmen wollen, je nachdem, auf welcher Seite du stehst.«
    Khalidah wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, doch nach diesen Worten beschlich sie häufig das unbehagliche Gefühl, dass feindselige Augenpaare oder gar Pfeile auf ihren Rücken gerichtet waren.
    Ein paar

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