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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Schilfflöte. Er lächelte sie an, doch seine goldenen Augen blickten ernst.
    »Wo sind wir?«
    Khalidah hatte die Frage an Sulayman gerichtet, doch es war der alte Mann, der antwortete: »Du befindest dich in meinem Haus.«
    »Und du bist …«
    »Tor Gul Khan. Dein Großvater.« Er legte eine Hand auf sein Herz und verneigte sich leicht vor ihr. »As-salaamu’aleikum, Khalidah bint Abd al-Aziz al-Hassani. Es ist mir eine Ehre, dich als Erster in Qaf willkommen zu heißen.«
     
     
     

ZWEITER TEIL
     

1 - BURG VON TIBERIAS GRAFSCHAFT TRIPOLIS, GALILÄA ENDE APRIL 1187
    Graf Raymond III. von Tripolis stand auf der Mauer der Burg seiner Frau in Tiberias und betrachtete die glitzernde Staubwolke, die ein sich rasch nähernder Reitertrupp aufwirbelte. Er vermutete, dass es sich um Abgesandte aus Jerusalem handelte, die gekommen waren, um von ihm zu verlangen, dass er Guy den ihm als König rechtmäßig zustehenden Tribut entrichtete. Zweifellos wurde dieser Trupp von Gérard de Ridefort angeführt. Es war wirklich eine Ironie des Schicksals: Guys Anhänger pflegten lauthals zu lamentieren, Tripolis’ Starrköpfigkeit habe den Bruch in dem Königreich herbeigeführt, während der wahre Grund ein Streit um eine Frau war, den ihr angeblich im Zölibat lebender Anführer nicht vergessen konnte. Allerdings war Tripolis ehrlich genug, um zuzugeben, dass auch er einen Teil der Schuld trug. Hätte er noch einmal die Wahl, würde er Lucia ohne zu zögern mit de Ridefort verheiraten, denn eine Frau, Kinder und die Last, ein großes Landgut zu verwalten, hätten de Rideforts politischen Ambitionen enge Grenzen gesetzt. Aber was geschehen war, war geschehen, und jetzt galt es, sich auf die momentane Situation zu konzentrieren.
    Der Reitertrupp war inzwischen so nah an die Burg herangekommen, dass Tripolis die Standarten erkennen konnte, und während er sie mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, schlug sein Widerwillen in Verwunderung um. Dies war keine Delegation vom Königshof - die Banner prangten in dem leuchtenden Gelb der Ayyubiden. Er wusste, dass Saladin noch immer damit beschäftigt war, Oultrejourdain zu verwüsten, demnach musste es sich bei den Besuchern um einen der Söhne des Sultans nebst Gefolge handeln. Tripolis brachte zwar dem Sultan selbst größten Respekt entgegen, hielt aber von dessen Erben nicht sonderlich viel. Der Älteste war ein verzogener, arroganter Flegel, der zweite Sohn ein Blender und der dritte ein Meister im Umgang mit dem Schwert, was nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass er hohlköpfig und humorlos war. Der Besuch eines jeden von ihnen verhieß nichts Gutes.
    Seufzend wandte Tripolis sich ab, ging in die Burg zurück, stieg in die große Halle hinunter, wo er eine Dienstmagd anwies, für Erfrischungen zu sorgen, und ließ sich dann am Banketttisch nieder. Dieser Tisch war aus libanesischem Zedernholz gefertigt, und schon hundert Jahre, bevor die Franken als Fackelträger des Wahren Glaubens nach Jerusalem aufgebrochen waren, hatten die Ellbogen sarazenischer Könige darauf geruht. Er grübelte gerade über den Zusammenhang zwischen Glauben und der Gier nach Reichtum und Macht nach, als ein Page - irgendein entfernter Verwandter seiner Frau, dessen Namen er sich nie merken konnte - erschien und ihm stammelnd ausrichtete: »D …der Sohn des S …sultans wünscht Euch zu sprechen, Messire.«
    Tripolis blickte über die Schulter des Pagen hinweg zu seinem Besucher hinüber. Hier musste ein Irrtum vorliegen, daran bestand für ihn keinen Zweifel. Der Junge, der da vor ihm stand, war keiner der drei Prinzen, deren Bekanntschaft er bereits gemacht hatte, und wies auch keinerlei Ähnlichkeit mit ihnen auf. Während die anderen drei  den kräftigen, untersetzten Körperbau der Sultana Nu’am geerbt hatten, war dieser Junge hochgewachsen, schlank und von katzenhafter Anmut. Wache, intelligente Augen funkelten in einem Gesicht von exquisiter Schönheit. Er konnte nicht älter als sechzehn sein, schritt aber mit der lässigen Sicherheit eines Mannes durch die Halle, der sich seines Ranges und seiner Bedeutung bewusst ist. Am Ende von Tripolis’ Tisch blieb er stehen, neigte seinen mit einem Seidenturban bedeckten Kopf und entbot ihm seinen Gruß.
    »Wa’aleikum as-salaam«, erwiderte Tripolis automatisch und registrierte erst jetzt, dass er sich erhoben und verbeugt hatte. »Wen habe ich die Ehre, bei mir begrüßen zu dürfen?«, fuhr er auf Arabisch fort.
    »Maslamah Abd al-Rahman

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